Königsklassen-König Ancelotti: “Du gewöhnst dich nie daran”

Königsklassen-König Ancelotti: “Du gewöhnst dich nie daran”

Italienische Trainer haben ein Faible für die Königsklasse – allen voran Carlo Ancelotti. Der nimmermüde Italiener, schon als aktiver Profi ein erfolgreicher Mann, thront mit diesem Champions-League-Erfolg in London noch weiter oben.

Ein Mann für die Ewigkeit: Die Mannschaft von Real Madrid lässt Carlo Ancelotti einmal mehr hochleben.

Ein Mann für die Ewigkeit: Die Mannschaft von Real Madrid lässt Carlo Ancelotti einmal mehr hochleben.

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Seit 1992 existiert die Champions League unter diesem offiziellen Namen der UEFA – und seither haben Mannschaften mit einem italienischen Coach im Amt gute Karten für einen Finaleinzug. Ganze 17-mal schon hatte ein Trainer vom Stiefel ein Team ins Endspiel geführt, in diesem Jahr eben Carlo Ancelotti.

Oder besser: schon wieder Carlo Ancelotti.

Don Carlo oder Carletto, wie der inzwischen 64-Jährige auch genannt wird, thront in Europa über dem Rest. Und hier darf auch die gesamte Historie der europäischen Wettbewerbe herangezogen werden. Kein anderer Verantwortlicher hat auch nur im Ansatz so eine erfolgreiche Königsklassen-Vita wie der gebürtige Norditaliener (Reggiolo aus der Region Emilia-Romagna). Das fängt schon bei den Spielen an: Während CL-Ikone Cristiano Ronaldo an der Spitze der aktiven Spieler liegt mit stolzen 183 Einsätzen, bringt es Ancelotti an der Seitenlinie auf unglaubliche 204 Champions-League-Partien. Zweihundertundvier!

116 Spiele hat er dabei gewonnen, sechsmal das Finale erreicht und ganze fünfmal gewonnen. Auf fünf gesamt-europäische Titel bringen es lediglich die Granden Giovanni Trapattoni (zweimal Königsklasse, dreimal UEFA-Pokal) und José Mourinho (zweimal Königsklasse, zweimal UEFA-Pokal/Europa League, einmal Conference League).

Zweimal hat Ancelotti mit seinem früheren Klub Milan (2003, 2007), dreimal mit Real Madrid (2014, 2022, 2024). Einzig das denkwürdige Finaltrauma von 2005, als sein glorreiches Milan gegen Liverpool auf dramatischste Art und Weise (“Sechs Minuten des Wahnsinns”) im Elfmeterschießen verloren hat, bleibt als Fleck irgendwo auf Ancelottis sonst so reiner CL-Weste.

“Wir sind nur Matrosen”

Das Besondere bei Carletto ist dabei, dass er stets als Gentleman auftritt. Als seine Madrilenen etwa das Finale in London mit einem außergewöhnlichen Schlussakt im Halbfinalrückspiel gegen Bayern München erreicht hatten, zeigte sich der Italiener vor versammelten Medien bescheiden und schob das gesamte Lob in Richtung Real-Präsident weiter: “Es gibt hier nur einen Kapitän – und der heißt Florentino Perez. Der Rest von uns sind Matrosen.” Also auch er selbst. Perez allein habe “es geschafft, diese großartige Generation von Fußballern zusammenzustellen – und hoffentlich können wir noch einmal gewinnen”.

Gesagt, getan: Mit einer insgesamt überschaubaren Vorstellung – manch einer mag “Typisch Real” sagen – hatten die Königlichen dieses Mal zunächst einen druckvollen Dortmunder Express überstanden, ehe spät selbst das 1:0 und alles entscheidende 2:0 gelang.

Auch hier bestach Ancelotti mit nüchterner Art und gab im ZDF lediglich zu Protokoll: “Das war ein schwieriges Spiel, vor allem in der ersten Halbzeit. Einige Dinge liefen nicht gut.” Dann aber sei es besser gelaufen nach einigen Umstellungen – und am Ende zähle bei solch einem Spiel sowieso nur das Ergebnis und nicht die vielleicht ach so schön anzuschauende Spielweise.

Auch schon als Spieler eine Hausnummer

Carlo Ancelotti

Dürfte den Henkelpott in- und auswendig kennen: Real-Coach Carlo Ancelotti.
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Welcher potenziell künftige Ancelotti-Gegenüber nun aber denkt, der Altmeister dürfte sich so langsam zur Ruhe setzen mit solch einer Latte an Erfolge, der irrt gewaltig. So hatte der Coach erst letztes Jahr Offerten als möglicher neuer Brasilien-Nationaltrainer ausgeschlagen und sich jüngst bekannt, bis zu seinem Vereinsruhestand in vielleicht noch einigen Jahren Zukunft weiter bei Real arbeiten zu wollen.

Präsident Perez dürfte sich freuen, denn erfolgreicher in der Champions League ist eben keiner. Don Carlo steht nun bei fünf Triumphen, mindestens zwei mehr als jeder andere Coach in den modernen CL-Zeiten. Drei mit einem Klub haben vor ihm außerdem nur zwei Herrschaften geschafft – Bob Paisley mit Liverpool (1977, 1978, 1981), Zinedine Zidane ebenfalls mit Real (2016, 2017, 2018).

Zu alldem gesellt sich auch der Fakt, dass Ancelotti den Fußball seit Jahrzehnten erfolgreich lebt. Schon als Aktiver hat er als Mittelfeldmann für Parma, die Roma und Milan (fast 300 Serie-A-Spiele) Titel gesammelt – etwa drei Meisterschaften (Rom und zweimal mit Mailand) sowie zweimal den Henkelpott mit Mailand in den Jahren 1989 und 1990. Kurzum: Ancelotti und die Königsklasse – das passt.

Auch wenn Carletto selbst gegenüber Movistar und TNT Sports meinte: “Du gewöhnst dich nie daran, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Speziell nicht, wenn es so schwierig war wie heute. Wir mussten leiden. Doch das sind alles nur Details am Ende.” Nun sei er mit einem Team einmal mehr an der Spitze Europas – und das fühle sich wie ein Traum an, “es ist aber kein Traum. Es ist wahr. Ich bin glücklich.”