“Atalanta ist keine Blaupause”: FCK sucht im Finale eigene Lösung

“Atalanta ist keine Blaupause”: FCK sucht im Finale eigene Lösung

Bayer Leverkusen ist nicht unschlagbar. Doch aus guten Gründen will der 1. FC Kaiserslautern Atalanta Bergamo nicht kopieren. Trainer Friedhelm Funkel übt sich derweil darin, bloß nicht zu viel zu verraten.

Letzte Anweisungen vor dem Abschlusstraining im Olympiastadion: Kaiserslauterns Trainer Friedhelm Funkel (M.).

Letzte Anweisungen vor dem Abschlusstraining im Olympiastadion: Kaiserslauterns Trainer Friedhelm Funkel (M.).

IMAGO/Matthias Koch

Aus Berlin berichten Moritz Kreilinger und Frederik Paulus

In seiner Karriere mit über 1500 Spielen als Spieler und Trainer hat Friedhelm Funkel viel erlebt, so dass der 70-Jährige auf nahezu alle Fragen eine Antwort hat. Doch am Tag vor dem DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen musste er dann doch passen. Wie viel Atalanta Bergamo steckt im 1. FC Kaiserslautern? “Das weiß ich nicht”, sagte Funkel – und so ganz wurde dem Zuhörer dann doch nicht bewusst, ob sich der Routinier darüber tatsächlich nicht im Klaren ist oder, was wohl wahrscheinlicher ist, vor dem ungleichen Kräftemessen am Samstag bloß nicht zu viel verraten wollte.

Am Mittwochabend jedenfalls hatte Atalanta Bergamo mit dem 3:0 im Europa League Finale die Blaupause geliefert, wie Bayer Leverkusen zu besiegen ist. Doch von der ersten Leverkusener Niederlage der Saison – wohlgemerkt im 52. Spiel (!) – sollte sich der FCK nicht allzu viel abschauen. Das zuweilen extrem aggressive und über weite Strecken des Feldes mannorientierte Pressing der italienischen Elf von Gian Piero Gasperini ist für die Roten Teufel schlichtweg nicht umsetzbar.

Es gibt auf der Welt keine zweite Mannschaft, die wie Atalanta das Eins-gegen-eins über den ganzen Platz spielt.

Jean Zimmer

Die stets wackelige Defensive der Pfälzer könnte eine solch riskante Spielweise auf Dauer nicht absichern. Hinzukommt, dass der Bergamo-Stil unheimlich kraftraubend ist und die Mannschaft des FCK in dieser Saison nicht gerade für ihre Laufstärke bekannt ist. “Ich habe das Spiel geschaut, es gibt auf der Welt keine zweite Mannschaft, die wie Atalanta das Eins-gegen-eins über den ganzen Platz spielt. Das wurde dieses Jahr in der Bundesliga vom ein oder anderen probiert – und es hat nicht funktioniert”, betonte auch Kapitän Jean Zimmer. “Atalanta”, so der Kapitän, “ist also keine Blaupause für uns”.

Dem Ausgang des Europa-League-Finals in Dublin wollte Funkel so oder so kein größere Bedeutung beimessen, zu groß ist der Respekt vor Leverkusens Leistungsvermögen und der von Trainer Xabi Alonso vorgelebten Professionalität.

Jean Zimmer

FCK-Kapitän Jean Zimmer.
IMAGO/Matthias Koch

Und insofern hat der FCK auch nur dann eine klitzekleine Chance auf die Sensation, wenn alles – inklusive eines Sahnetags von Stammkeeper Julian Krahl – zusammenkommt. Die Statistiken deuten an, wie das Finale ungefähr ablaufen könnte: Leverkusen verzeichnet in dieser Pokalsaison mit 90,3 Prozent die beste Passqoute – der FCK steht im Vergleich aller 64 Pokal-Teilnehmer auf Rang 45 (72,6 Prozent). Immerhin bei der Anzahl der geführten Zweikämpfe überflügelt das Funkel-Team den Bundesligisten (488:412 in der Gesamt-Pokalsaison). Und der FCK konnte bislang in jedem Pokalspiel 2023/24 das erste Tor erzielen – Leverkusen dafür immer das letzte.

Ache und Elvedi fit – Zimmer erinnert an Mechtersheim

Immerhin kann Funkel auf seinen kompletten Kader setzen: Auch auf die zuletzt angeschlagenen Ragnar Ache und Jan Elvedi, die sich wie 21 weitere Akteure und vier Torhüter beim Abschlusstraining am späten Freitagnachmittag mit den Begebenheiten im Olympiastadion vertraut machten. Die Vorfreude war spürbar. “Unfassbaren Stolz” spürt Zimmer, “dass wir die Pfalz und den Verein in so einem wichtigen Spiel vertreten dürfen.”

Der gebürtige Pfälzer und das Eigengewächs der Roten Teufel, der “unfassbar viele Kartenanfragen” vor dem Endspiel beantworten musste, war Anfang 2021 zum damaligen Drittligisten FCK zurückgekehrt und hat seitdem viel mitgemacht. Der Fast-Abstieg in die Regionalliga, der beinahe verspielte Aufstieg, die gewonnene Relegation, eine Vielzahl an Trainerwechseln und jetzt der Spurt ins Finale. An ein Spiel erinnerte Zimmer am Freitagabend dann aber besonders: An die 1:2-Niederlage bei der TuS Mechtersheim im Herbst 2021: “Vor drei Jahren sind wir im Verbandspokal auf einem ‘Dorfplatz’ ausgeschieden. Jetzt stehen wir im DFB-Pokal-Finale.”