Glatzel: Herz oder höherklassig?

Glatzel: Herz oder höherklassig?

Bei seinem Torjubel im Derby gegen St. Pauli (1:0) deutete Robert Glatzel demonstrativ auf die HSV-Raute auf seinem Trikot. Das ist kein Zeichen für eine Vorentscheidung über seine Zukunft, sehr wohl aber eines für die inzwischen tiefe Verbundenheit zu Klub und Stadt.

Fingerzeig auf die Raute? Robert Glatzel.

Fingerzeig auf die Raute? Robert Glatzel.

IMAGO/MIS

Während der Sommerpause droht ein Szenario wie in den beiden Jahren zuvor. Der Torjäger hat eine Ausstiegsklausel im Nichtaufstiegsfall, dieses Mal liegt die festgeschriebene Summe bei 2,3 Millionen Euro. Das klingt auf den ersten Blick nach viel Geld für einen 30-Jährigen, andererseits hat Robert Glatzel nach 22 Toren in seinem ersten HSV-Jahr im zweiten seit dem Siegtor im Derby schon wieder 19 Tore auf seinem Konto.

In den beiden vorangegangenen Sommern hatte er konkrete Offerten, ins Oberhaus zu wechseln, die Möglichkeit wird es auch dieses Mal geben. Zweimal verlängerte er zu verbesserten Bezügen.  Aber wie entscheidet Glatzel nach einem wahrscheinlichen dritten Scheitern?

Rückschlüsse aus seinem Jubel, betont er, sollten keine gezogen werden. Mit seiner Zukunft, erklärt er, “hat das nichts zu tun. Das war nur auf das Derby gemünzt.” Deutlich mehr Interpretationen indes lassen seine Liebesbekundungen zu. “Kein Zweitligist auf der Welt ist wie der HSV.” Der gebürtige Münchner ist mit seiner Familie inzwischen fest verwurzelt in der Hansestadt, fühlt eine tiefe Verbindung zum HSV und hat zweimal auf sein Herz gehört, “weil es viel geiler ist, es mit diesem Verein in die Bundesliga zu schaffen als allein.” Aber lebt der Glaube daran auch noch, wenn der HSV nun wieder scheitert?

Wir sollten nicht zu viele falsche Hoffnungen machen. Es liegt nicht mehr bei uns.

Robert Glatzel

Die Entscheidung über seine Zukunft hatte Glatzel schon nach dem 4:0-Erfolg in Braunschweig ganz offiziell auf die Zeit nach der Saison vertagt. Und dennoch sind die Spiele bis dahin elementar für den Abwägungsprozess. Nachdem es auch für ihn unter Steffen Baumgart holprig losging, erzielte er in den zurückliegenden beiden Partien drei Treffer und sagt: “Man kann sagen, dass ich nach dem Trainerwechsel nicht so getroffen habe, aber ich möchte es nicht darauf schieben. Wir haben allgemein ein bisschen gebraucht. Wichtig ist, dass wir jetzt ein positives Ende finden.”

Wechsel im dritten Anlauf?

Ob das positive Ende noch auf Platz 3 führen kann, will Glatzel nicht prophezeien. “Ich habe den Glauben, dass wir die ausstehenden beiden Spiele gewinnen können. Ob Düsseldorf noch zweimal was liegen lässt, ist schwer vorhersehbar. Wir sollten nicht zu viele falsche Hoffnungen machen. Es liegt nicht mehr bei uns. Aber es geht darum, dass wir gegen Paderborn und Nürnberg gewinnen.”

Und dann geht es abermals um seine ganz persönliche Zukunft. Seine Torquote und der Markt, der sich daraus für ihn ergibt, spricht für einen Wechsel im dritten Anlauf. Seine Verbindung zum HSV macht diesen jedoch nicht zu einem Automatismus.

Sebastian Wolff