Nach Sieg als Tribünen-Adler: Hradecky verrät, was Xabi Alonso nicht kann

Nach Sieg als Tribünen-Adler: Hradecky verrät, was Xabi Alonso nicht kann

Geht nicht, gibt’s nicht. Auch mit Xabi Alonso auf der Tribüne siegt Bayer 04 bei Angstgegner Eintracht Frankfurt. Leverkusens Trainer erweist sich als Alleskönner – mit einer Ausnahme.

Coachte in akustischer Abschirmung: Leverkusens Trainer Xabi Alonso bei Eintracht Frankfurt.

Coachte in akustischer Abschirmung: Leverkusens Trainer Xabi Alonso bei Eintracht Frankfurt.

picture alliance/dpa

Mit dem Abpfiff gab es die gebührende Dusche – nicht mit Bier, sondern mit dem Wasser aus den Trinkflaschen der Spieler tauften Granit Xhaka, Robert Andrich und Co. Assistenztrainer Sebastian Parrilla, der beim 5:1-Sieg in Frankfurt seinen Chef Xabi Alonso an der Seitenlinie erfolgreich vertreten hatte.

Hradecky lobt Co-Trainer Parilla

“Ein Teil des Sieges ist auch für Sebastian. Er macht unheimlich viel Arbeit hinter den Kulissen”, band Kapitän Lukas Hradecky nach dem Erfolg an seiner alten Wirkungsstätte den Argentinier explizit mit ein und fügte augenzwinkernd an: “Unbesiegt zu sein als Cheftrainer – darüber, glaube ich, freut er sich auch.”

Parrilla, als Co-Trainer hauptverantwortlich für Standardsituationen und meist noch mehr in der Coaching-Zone unterwegs als Xabi Alonso, kam zu seinem Debüt an der Seitenlinie, weil sein Chef dort wegen einer Gelbsperre nicht aktiv sein durfte. Allerdings führte der spanische Baske dennoch von der Medientribüne aus Regie, wo er neben Videoanalyst Simon Lackmann die Partie verfolgte.

Alonso: “Es war eine total andere Erfahrung”

Mit AirPods in den Ohren hielt der 42-Jährige ständigen Funkkontakt zur Bank. “Es war natürlich eine andere Perspektive, von der Tribüne war der Blick aufs Feld sehr einfach, aber Sebastian, Alberto (Encinas, ebenfalls Co-Trainer, Anm. d. Red.), Marcel (Daum, Co-Trainer Analyse) und David (Thiel, Torwarttrainer) haben es super gemacht, die Spieler viel Verantwortung gezeigt und eine große Antwort gegeben. Ich war ruhig. Es gab kein Problem, nicht als Coach auf der Bank zu sein”, beurteilte Xabi Alonso die ungewohnte Rolle.

Obwohl sich nicht nur die Perspektive für den Trainer änderte. “Die Emotion auf der Tribüne war nicht die gleiche”, erklärte Xabi Alonso, “durch die AirPods habe ich keine Stadiongeräusche gehört. Es war eine total andere Erfahrung.”

Die Distanz zur Mannschaft während der 90 Minuten sah der Spanier aber nicht nur als Nachteil. “Wir haben kommuniziert, was im Spiel nötig ist. Von der Tribüne aus ist das manchmal einfacher zu sehen”, erklärte der Trainer, dem es seine Mannschaft allerdings mit ihrem Auftritt („Die Leistung war komplett“) auch leicht gemacht hatte.

Etwas Schwund musste Xabi Alonso in der Rolle des temporären Tribünen-Adlers, die Berti Vogts im Jahr 2000 als Trainer bei Bayer 04 fest eingeführt hatte, aber doch verzeichnen: Den Treffer von Patrik Schick zum 2:1 kurz vor dem Halbzeitpfiff bekam er visuell nicht mit, weil er sich bereits auf dem Weg in die Katakomben befand, um in der Halbzeit zur Mannschaft zu sprechen.

Den Treffer habe er, gab Xabi Alonso nachher zu, erst in der Kabine gesehen. Dort, wo er auch vor der Partie die Mannschaft auf das Match einstimmen durfte – anders als es bei einer Rot-Sperre gewesen wäre.

Dabei hatte Xabi Alonso auch nochmal auf die jüngste Leverkusener Pleite in Frankfurt, das desaströse 1:5 in seinem zweiten Spiel als Bayer-Coach im Oktober 2022, eindringlich hingewiesen.

“Xabi hat das sogar in seiner Motivationsrede erwähnt”, erzählte Hradecky nachher und verriet, dass der baskische Alleskönner eine Sache offenbar doch nicht beherrscht: “Man merkt bei ihm, er ist ein schlechter Verlierer. Das hat er nicht vergessen. Deswegen waren es auch wichtig, endlich mal drei Punkte von hier mitzunehmen.” Bei den jüngsten fünf Duellen im Waldstadion hatte Bayer immer den Kürzeren gezogen.

Verlieren kann Xabi Alonso also nicht gut. Und seit 48 Spielen hatte er auch nicht die Gelegenheit, sich darin zu üben. Dies soll so bis zum Saisonende weitergehen, wie der Baske unmissverständlich feststellte. Obwohl Bayer 04 bereits als Deutscher Meister feststeht, erklärte der Trainer: “Wir haben noch große Ziele in jedem Wettbewerb – in der Bundesliga, in Europa und im Pokal.”

Stephan von Nocks