HSV: Kranker Glatzel stellt die Weichen

HSV: Kranker Glatzel stellt die Weichen

Vor einer Woche schien die Stimmung in Hamburg gekippt, in der Nacht vor dem Spiel in Braunschweig stand dann der Einsatz des Torjägers auf der Kippe – am Ende lief Robert Glatzel auf und eröffnete mit einem Doppelpack den Torreigen. Dreht der HSV nach dem 4:0 nun auch Stimmung und Saison?

Vorbereiter und Torschütze: Ransford Königsdörffer und Robert Glatzel (re.).

Vorbereiter und Torschütze: Ransford Königsdörffer und Robert Glatzel (re.).

IMAGO/Lobeca

“Wir hatten eine schwierige Woche”, sagt Kapitän Sebastian Schonlau und fügt erleichtert an: “Wenn das die Reaktion auf eine schwere Woche ist, dann bin ich sehr einverstanden.” Tatsächlich waren die Hamburger am Samstag vom ersten Moment an voll auf Sendung, hatten nach nicht einmal einer Minute die erste Großchance durch Ransford Königsdörffer. Die Weichen stellte dann mit Glatzel jener Mann, der mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatte. Steffen Baumgart würdigt den Einsatz und auch die Bereitschaft des 30-Jährigen: “Bobby hatte der medizinischen Abteilung ein Zeichen gegeben, aber er hat nicht einmal mit dem Trainer gesprochen. Das zeigt mir, dass er unbedingt spielen wollte.” Voll des Lobes über den Torjäger war auch Immanuel Pherai nach seiner Rückkehr ins Eintracht-Stadion: “Wir wissen, wie gut Bobby ist, selbst wenn er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Wenn er richtig fit gewesen wäre, hätte er vielleicht drei oder vier Tore gemacht.”

Wir wollten diesen Sieg unbedingt.

Sebastian Schonlau

Neben Doppelpacker Glatzel hatte auch Baumgarts taktische Anpassung entscheidenden Anteil am erfolgreichen Braunschweig-Trip, der sich wie Balsam auf die geschundene Hamburger Seele anfühlt. Mit Lukasz Poreba und Jonas Meffert hatte der Coach gegen den Ball eine Doppelsechs und Pherai als Zehner aufgeboten. Da auch Ludovit Reis aus der Rechtsverteidigerposition immer wieder vorrückte, hatte der HSV das Zentrum fest im Griff, erspielte sich eine turmhohe Überlegenheit und hätte die Partie noch weitaus deutlicher gewinnen können. “Wir wollten diesen Sieg unbedingt”, gibt Schonlau mit Worten wieder, was zuvor durch Taten sichtbar geworden ist. Und nach den zurückliegenden Tagen mit fast allen verlorenen Saisonzielen nicht zwingend erwartbar war. “Ich weiß nicht, ob wir aufgrund der Situation befreit aufgespielt haben”, sagt Schonlau, “wir wollten einfach reagieren.” Das ist gelungen mit dem dominantesten und bislang besten Auftritt unter Baumgart. Der Abwehr-Chef erklärt: “Mit dem 4-2-3-1 gegen den Ball hatten wir eine gute Kompaktheit und mit unserem Dreier-Aufbau viele Lösungen.”

Mit Rückenwind ins Derby

Der Sieg in Braunschweig beschert dem HSV weiterhin eine Rest-Perspektive in dieser Spielzeit. Und eine deutlich verbesserte Stimmung vor dem Stadt-Derby, obwohl bereits seit St. Paulis 1:0 gegen Rostock feststeht, dass der Nachbar erstmals eine Saison im Profifußball als Nummer 1 der Hansestadt abschließen wird. “Es tut uns gut, mit einem Erfolg in die Derby-Woche zu gehen”, unterstreicht Schonlau, “jetzt wollen wir uns für unsere Farben zerreißen und zeigen, was uns der HSV bedeutet.”

Sebastian Wolff