Und Havertz jubelt doch

Und Havertz jubelt doch

Kai Havertz hat Arsenal zu einem historischen Sieg gegen seinen Ex-Klub Chelsea geführt – und dabei gezeigt, dass er beim Torjubel ein wenig umgedacht hat.

Gegner Chelsea? Egal! Kai Havertz jubelte am Dienstag einmal mehr als Harlekin.

Gegner Chelsea? Egal! Kai Havertz jubelte am Dienstag einmal mehr als Harlekin.

IMAGO/Shutterstock

Dass Kai Havertz und Marvin Ducksch im vergangenen Herbst Sitznachbarn im Bus der deutschen Nationalmannschaft waren, konnte am Dienstagabend im Emirates Stadium jeder sehen, auch wenn es wohl niemand wusste. Der Angreifer des FC Arsenal erzielte bei Arsenals 5:0-Triumph gegen Chelsea seine Saisontore zehn und elf und hatte danach jeweils keine Scheu, das zu tun, was ihm als Kind eher schwerfiel: Er jubelte.

“Ich bin immer ganz schnell zurückgelaufen, euphorische Jubelgesten waren und sind bei mir eine Rarität”, hatte Havertz im Februar dem DFB-Journal gesagt. “Jedes Tor ist immer eine Abfolge von vielen individuellen Entscheidungen in dem sehr komplexen Spiel. Ich liebe diese Dynamik im Fußball und sehe daher das Tor eher als Ergebnis. Genau wie ein Künstler, der ein Bild malt. Nicht der letzte Strich ist entscheidend.”

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Doch von diesem Credo ist nicht mehr viel übrig, die “Rarität” wurde Gewohnheit. Mit Ducksch vereinbarte Havertz damals, bei einem Tor gegen die Türkei (2:3) dessen Harlekin-Jubel zu kopieren, und weil das schon nach fünf Minuten klappte, behielt er ihn nicht nur bei seinen folgenden Treffern für Arsenal bei, sondern präsentierte ihn nun sogar gegen seinen Ex-Klub, den er 2021 noch zum Champions-League-Triumph geschossen hatte: Daumen an die Schläfen, Zunge raus.

Chelsea verschweigt den Torschützen Havertz – Arteta findet ihn “unglaublich”

Den Blues, die ihn als Torschützen auf X prompt nicht nannten, zeigte Havertz mit seinem Doppelpack, dass es eine von vielen personellen Fehlentscheidungen war, ihn im Sommer zum Lokalrivalen zu verkaufen; und den Gunners, deren Fans ihn zu Saisonbeginn kühl empfangen hatten, dass er längst angekommen ist. “Er war in allen Bereichen unglaublich”, lobte ihn Trainer Mikel Arteta danach wahrlich nicht zum ersten Mal euphorisch.

Auch wenn er erst im zweiten Durchgang durchstartete und dabei zunächst noch eine Großchance ausließ: Havertz entwickelt sich gerade zur knipsenden Nummer neun, für die ihn Arteta lange gar nicht vorgesehen hatte und die Chelsea in dieser Saison so sehr vermisst. Mit vielen intelligenten Läufen und Zuspielen weiß Havertz dabei auch seine anderen Qualitäten gewinnbringend einzusetzen. “Er arbeitet hart, er verdient alles”, erklärte Teamkollege Thomas am Dienstag. “Ich hoffe, dass er so weitermacht.”

Das Champions-League-Aus gegen den FC Bayern, bei dem er zweimal nicht überzeugte (kicker-Noten 4 und 4,5), hat Havertz genau wie seine Teamkollegen offenbar abgeschüttelt. Dem 2:0 in Wolverhampton folgte der höchste Sieg jemals gegen Chelsea, womit der Traum vom ersten Premier-League-Titel seit 20 Jahren lebt. Manchester City muss schon beide noch ausstehenden Nachholspiele gewinnen, um wieder vorbeizuziehen.