Caleb Williams geht vorneweg: Das sind die zehn Top-Kandidaten im NFL Draft 2024

Caleb Williams geht vorneweg: Das sind die zehn Top-Kandidaten im NFL Draft 2024

Am 25. April steigt der NFL Draft 2024 in der “Motor City” Detroit. Doch wer darf sich die besten Chancen ausrechnen, seinen Namen schon früh am Abend verkündet zu hören? Der kicker wirft einen Blick auf die Top-Kandidaten des diesjährigen Drafts.

Es ist wieder so weit, der NFL Draft steht vor der Tür. Beim Spektakel, das in diesem Jahr in Detroit steigt, dürfen sich wieder einmal die aussichtsreichsten College-Spieler Hoffnungen machen, den Schritt in die NFL zu wagen.

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Die Schlagzeilen bestimmen auch in diesem Jahr die Quarterbacks, doch eine starke Passempfänger-Klasse sollte die Herzen vieler Fans höherschlagen lassen.

Zeit für einen Blick auf die zehn aussichtsreichsten Kandidaten dieses Jahres …

Wer folgt auf Top-QB Williams?

Caleb Williams (QB, USC): Wie so häufig ist auch in diesem Jahr bereits bekannt, welches Prospect seinen Namen am Draft-Abend als allererstes hören wird – schon bevor NFL-Commisioner Rodger Goodell die Talenteziehung überhaupt offiziell eröffnet. Und wie so oft ist es auch in diesem Jahr wieder ein Quarterback, der in die Fußstapfen der ehemaligen Nummer-1-Picks Bryce Young (2023), Trevor Lawrence (2021) oder Joe Burrow (2020) treten wird. Der Preis der Chicago Bears, die diesen Pick erst durch den Trade mit den Carolina Panthers im Vorlauf des vergangenen Drafts erhalten haben, heißt Caleb Williams.

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Am College bei USC, der ehemaligen Schule des heutigen NFL-Stars Amon-Ra St. Brown, ließ der Spielmacher schnell sein starkes NFL-Potenzial aufblitzen. Eine Fabelsaison 2022, in der er mit über 4500 Yards und 42 Touchdowns beinahe mühelos die Heisman Trophy für den besten College-Spieler gewonnen hatte, zementierte seinen Status als Nummer-1-Pick in diesem Draft. Auch die Experten-Meinungen decken sich mit diesem Bild, so mancher Scout traut ihm sogar den Sprung in die Riege der absoluten Top-Quarterbacks der Liga um Patrick Mahomes oder Burrow zu.

kicker-Kolumnist Adrian Franke erkor Williams in seinem ersten Mock-Draft jedenfalls zu einem “der besten Quarterback-Prospects der letzten Jahre”. In seiner aktuellen Kolumne “Four Downs” hat sich daran nichts verändert.

Jayden Daniels (QB, LSU): Auf den Heisman-Trophy-Gewinner des Jahres 2022 könnte auch im Draft Jayden Daniels, Heisman-Gewinner des vergangenen Jahres, folgen. Der 23-Jährige ist ein Über-Athlet, der seit seinem Wechsel von Arizona State zu LSU einen steilen Aufstieg hingelegt hat. In seinen zwei Saisons in Baton Rouge überzeugte der schlaksige Spielmacher als Dual-Threat, der gegnerischen Teams sowohl durch die Luft als auch am Boden Kopfschmerzen bereiten kann.

Jayden Daniels

Wohin zieht es Jayden Daniels? Der Quarterback von LSU wird hoch gehandelt.
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3812 Passing Yards und 40 Touchdowns durch die Luft sowie 1134 Rushing Yards gepaart mit zehn Läufen in die Endzone sind ein beeindruckendes Zeugnis von Daniels’ abschließender College-Saison. Diese Qualitäten sind es auch, die zu einem Vergleich mit einem der ganz großen Quarterbacks der aktuellen NFL führen: dem amtierenden MVP Lamar Jackson von den Baltimore Ravens. Einen anderen Vergleich zog hingegen Daniel Jeremiah, der führende Draft-Experte vom NFL Network. Er bescheinigte Daniels’ Spiel “Elemente von C.J. Stroud”, dessen Erfolgsgeschichte in seinem Rookie-Jahr mit den Houston Texans ja hinlänglich dokumentiert ist.

Drake Maye (QB, North Carolina): Wie Jayden Daniels befindet sich auch Drake Maye in der Konversation, an Pick Nummer zwei bei den Washington Commanders zu landen. Dann könnte sich eine bemerkenswerte Geschichte wiederholen, schließlich würde er dort auf den kürzlich zu den Seattle Seahawks gewechselten Sam Howell folgen. Auch am College bei North Carolina trat Maye bereits in die Fußstapfen Howells, erntete dort aber deutlich mehr Lorbeeren als sein Vorgänger.

Bei den Tar Heels startete Maye über zwei Saisons, stellte besonders 2022 mit über 4300 erworfenen Yards sein enormes Potenzial unter Beweis. Mit seinem starken Arm, der prototypischen Größe und Statur eines Quarterbacks und nicht zu unterschätzender Mobilität bringt der 21-Jährige vieles von dem mit, was sich Teams in ihrem Quarterback der Zukunft wünschen. Dennoch gilt der 21-Jährige bei vielen Experten noch als Rohdiamant, der noch nicht die Konstanz eines Starting Quarterbacks in der NFL an den Tag legt.

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Was passiert am Donnerstag? Der Mock Draft von Icing the kicker


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J. J. McCarthy (QB, Michigan): Vor wenigen Wochen schien es noch so, als könnte J. J. McCarthy den Denver Broncos an der 12. Stelle im Draft in die Hände fallen. Wenige Tage vor dem Draft glaubt kaum ein Experte noch an dieses Szenario. Der 21-Jährige hat einen fast meteoritenhaften Aufstieg auf den Draft-Boards hinter sich und gilt inzwischen als großer Kandidat für die Nachfolge von Kirk Cousins bei den Minnesota Vikings, sollten diese sich – wie vielerorts erwartet – per Trade einen Top-Fünf-Pick sichern.

McCarthys Aufstieg auf den Draft-Boards kommt seiner überaus erfolgreichen Karriere am College gleich: In zwei Jahren bei den Michigan Wolverines startete der 21-Jährige 28 Spiele und verlor nur ein einziges – das Halbfinale der College-Football-Play-offs im Jahr 2022 gegen TCU. Im vergangenen Jahr sollte es für McCarthy und Michigan zum ganz großen Wurf reichen, nach einer ungeschlagenen Saison sicherten sich die Wolverines den College-Titel. Ohne Kritiker ist der junge Spielmacher zwar trotz seines Resümees nicht, sein ehemaliger Coach Jim Harbaugh (heute Los Angeles Chargers) hält aber große Stücke auf McCarthy. Ihn würde es nicht überraschen, wenn McCarthy sogar als erster Quarterback gedrafted werden würde, erklärte Harbaugh unlängst.

Bowers und die “Big Three”: Passempfänger im Fokus

Marvin Harrison Jr. (WR, Ohio State): Eine durchweg starke Klasse an Passempfängern wird von einem ganz großen Namen angeführt: Marvin Harrison Jr. trägt nicht nur in seinem Namen das Erbe seines Vaters, dem Hall-of-Famer und Peyton Mannings früherer Lieblingsanspielstation Marvin Harrison. Der Junior ist wie sein Vater (19. Pick des NFL Drafts 1996) ein klares First-Round-Talent, in Expertenkreisen wird er vielerorts als Can’t-Miss-Prospect angesehen.

Als großer Wide Receiver mit starkem Speed und sicheren Händen besitzt Harrison Jr. alle Fähigkeiten, die heutzutage in der NFL von einem klaren Nummer-1-Receiver erwartet werden. Zudem stammt er mit Ohio State von einem College, das sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht hat, hochkarätige Receiver zu produzieren. Hinter Namen wie Garret Wilson (New York Jets), Chris Olave (New Orleans Saints) und Jaxon Smith-Njigba (Seattle Seahawks) musste sich Harrison Jr. in seiner ersten College-Saison noch anstellen. Als diese OSU in Richtung NFL verlassen hatten, schlug dann die Stunde des heute 21-Jährigen. In seinen beiden Jahren als Starter fing er je über 1200 Yards, 2023 wurde er für seine Leistungen mit dem Fred Biletnikoff Award für den besten College-Receiver ausgezeichnet. Beim NFL Draft in wenigen Tagen gilt er als Favorit, der erste Spieler außerhalb der Quarterbacks zu sein, der gedrafted wird.

Malik Nabers (WR, LSU): Wie Harrison Jr. stammt auch Malik Nabers aus einer absoluten Receiver-Fabrik: Odell Beckham Jr. (derzeit Free Agent), Justin Jefferson (Minnesota Vikings) oder Ja’Marr Chase (Cincinnati Bengals) – sie alle spielten für die Louisiana State University, doch den LSU-Rekord für die meisten Receiving-Yards hält seit diesem Jahr eben jener Malik Nabers. In seinen nur drei Saisons bei den Tigers legte das Deep Threat mit herausragendem Speed 3003 Receiving Yards auf, dazu gesellten sich 21 Touchdowns.

Rein von der Statur erinnert der nur 1,82-Meter große Nabers nicht an einen klassischen Outside Receiver, doch gerade hierin liegt seine Stärke: Der 20-Jährige kann auf allen drei Receiver-Positionen mühelos spielen, am College überzeugte er sowohl Outside als auch im Slot. Zurückhalten könnten ihn länglich mögliche Bedenken abseits des Spielfelds: NFL-Analyst Tony Pauline berichtete für Sportskeeda, dass Nabers laut anonymen Quellen als “High Maintenance”-Spieler gilt, der es “in einer großen Stadt schwer haben” könnte. Dennoch gelten vor allem die New York Giants, die den sechsten Pick im Draft halten, stark an Nabers interessiert.

Rome Odunze

Sichere Hände: Wide Receiver Rome Odunze glänzte in der abgelaufenen College-Saison mit den meisten Receiving Yards.
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Rome Odunze (WR, Washington): Wie stark die diesjährige Klasse an Wide Receivern ist, zeigt auch der Fakt, dass Rome Odunze höchstwahrscheinlich erst der dritte gedraftete Passempfänger in diesem Draft sein wird. Dabei war Odunze erst im vergangenen Jahr der produktivste Wide Receiver des amerikanischen College-Footballs.

Insgesamt 1640 Receiving-Yards konnte der 21-Jährige 2023 sammeln, dazu fing er noch 13 Touchdowns. Vom Spielertyp fällt Odunze eher in die Kategorie eines Marvin Harrison Jr., als großer und physischer Wide Receiver mit starkem Route Running kann er sich zum besten Freund eines jeden Quarterbacks entwickeln. Qualitäten, die auch in der NFL geschätzt werden. Als mögliche Ziele für Odunze gelten die Chicago Bears oder die New York Jets.

Brock Bowers (TE, Georgia): Passempfänger der Extraklasse – das beinhaltet im NFL Draft 2024 nicht nur die Wide Receiver. Auch Tight End Brock Bowers steht aufgrund seiner Leistungen am College bei den Georgia Bulldogs im Rampenlicht. Zwei College-Meisterschaften, zwei Auszeichnungen mit dem John Mackey Award für den besten Tight End und drei Berufungen in die All-American-Teams, eine Art All-Star-Team für College-Athleten, sprechen für sich.

Seine Schnelligkeit und sicheren Hände machten Bowers schon bei den Bulldogs zu einer gefährlichen Waffe im Passspiel und wecken auch in der NFL Begehrlichkeiten. Schwächen offenbart der 21-Jährige, den die Analytik-Seite Pro Football Focus mit einer der besten Noten für einen College-Tight-End in seiner Geschichte bedachte, aufgrund seiner eher schmächtigen Statur nur im Laufspiel.

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Dallas Turner (EDGE, Alabama): In diesem von offensiven Talenten gespickten Draft werden besten Chancen, als erster Defensivspieler ausgewählt zu werden, Dallas Turner ausgerechnet. Der Quarterback-Jäger ist ein Ausnahme-Athlet, der in seinen ersten beiden College-Jahren an der Seite des 3. Picks des vergangenen Drafts, Will Anderson Jr., unzählige Blocker vor Probleme gestellt hatte. Als Anderson Alabama vor der vergangenen Saison gen Houston verlies, lagen deutlich mehr Augen auf Turner, doch der 21-Jährige hielt dem Druck stand.

Mit seinem großen Speed – er lief den 40-Yard-Dash bei der Combine in 4,46 Sekunden – kann Turner beinahe jeden Tackle in Bedrängnis bringen, ob auf dem College-Level oder in der NFL. So brachte er es auch in der vergangenen College-Saison auf zehn Sacks und zwei forcierte Fumble, für Alabamas Defensive fungierte Turner als stetiger Unruheherd. Unter den Top-3 des Drafts wird Turner zwar im Gegensatz zu seinem früheren Mitspieler Anderson Jr. höchstwahrscheinlich nicht gedrafted werden, für die Atlanta Falcons und Chicago Bears (Picks acht und neun) könnte Turner allerdings eine echte Option darstellen.

Laiatu Latu (EDGE, UCLA): Vom Football-Ruhestand zum Erstrunden-Draftpick – die Geschichte von Laiatu Latu lässt sich in wenigen Worten erzählen, dabei geht sie sehr viel tiefer. Nachdem er sich in der Vorbereitung auf seine zweite College-Saison bei den Washington Huskies eine schwere Nackenverletzung zugezogen hatte, stand der junge Edge-Rusher vor dem Scherbenhaufen seiner noch jungen Karriere. Ärzte hätten ihm abgeraten, noch einmal auf das Spielfeld zurückzukehren, erzählte Latu vor wenigen Wochen dem amerikanischen Fernsehsender NBC. Doch der Quarterback-Jäger ließ sich nicht abbringen, arbeitete trotz seines medizinischen Ruhestands weiter an seinem Comeback, transferierte sogar gen Süden zu den UCLA Bruins – und hatte schlussendlich Erfolg.

In der Saison 2022 kehrte Latu auf das Gridiron zurück und lehrte den gegnerischen Spielmachern schnell das Fürchten. Die Marke von 10,5 Sacks aus seiner ersten Saison bei UCLA verbesserte er im vergangenen Jahr auf 13 und steht nun kurz davor, in der ersten Runde des NFL Drafts ausgewählt zu werden. Medizinische Bedenken bestehen zwar weiterhin, in einer in seiner Gesamtheit eher schwächeren Klasse von Quarterback-Jägern könnte der laut kicker-Experte Adrian Franke “technisch beste Pass Rusher” dennoch schon früh vom Board gehen.

Brandon Coleman: Die Deutsche Hoffnung im Draft

Brandon Coleman

In Berlin aufgewachsen: Brandon Coleman.
IMAGO/USA TODAY Network

Brandon Coleman (OT/OG, TCU): Eine ungewöhnliche Geschichte hat auch Brandon Coleman hinter sich: Der im US-Bundestaat Virginia geborene, aber in Berlin aufgewachsene Offensive Lineman verließ im Alter von 15 Jahren die deutsche Hauptstadt, um sich im Heimatland seines Vaters ein Basketball-Stipendium zu erspielen. Doch dann kam alles anders: In der High School begann er das Football-Spielen, über den des Umweg Community-Colleges führte sein Weg zur Texas Christian University, wo er über drei Saisons in 34 Spielen startete und sogar das Finale der College-Football-Play-offs erreichte.

Wohin es den 1,94 Meter großen und 141 Kilogramm schweren Hünen ziehen wird, ist kaum vorherzusagen. Zweifel, ob Coleman in der NFL als Tackle bestehen kann oder besser als Guard geeignet ist, werden eine Platzierung in den ersten beiden Runden des Drafts wohl verhindern. Mit einer starken Leistung bei der Combine, wo er sich in beinahe allen getesteten Kategorien unter besten Athleten befand, lieferte Coleman jedenfalls beste Argumente, um einen Pick am zweiten Draft-Tag zu rechtfertigen.

Constantin Frieser