Rekord eingestellt: Fortuna zwischen Marathon, Schach und “dreckiger” Arbeit

Rekord eingestellt: Fortuna zwischen Marathon, Schach und “dreckiger” Arbeit

Mittlerweile beträgt der Vorsprung von Fortuna Düsseldorf auf Verfolger HSV sechs Punkte. Mindestens die Aufstiegsrelegation zur Bundesliga ist damit zum Greifen nah. Vor allem, wenn man solche Spiele gewinnt wie gegen Fürth.

Nächster Schritt Richtung Relegation: Fortuna Düsseldorf holt den sechsten Sieg in Serie.

Nächster Schritt Richtung Relegation: Fortuna Düsseldorf holt den sechsten Sieg in Serie.

IMAGO/Zink

Was die Konkurrenz macht, das ist Daniel Thioune relativ egal – das wurde am Samstag offensichtlich. “Heute Abend werde ich aller Voraussicht nach Fußball konsumieren”, sagte der Düsseldorfer Trainer betont emotionslos auf der Pressekonferenz nach dem eignen 1:0-Sieg gegen Fürth und spielte damit natürlich auf das Topspiel des ärgsten Fortuna-Verfolgers, dem HSV, an. Allein deshalb werde er sich die Partie schon anschauen, weil Düsseldorf noch am 33. Spieltag auf Holstein Kiel, den Gegner der Hamburger, treffen wird.

Dass eben diese Kieler den HSV bezwangen und die Fortuna auf dem Relegationsplatz liegend somit an diesem Wochenende den Vorsprung auf Rang 4 auf sechs Zähler ausbauen konnte, hat Thioune also zur Kenntnis genommen. Doch schon bevor er das Ergebnis kannte, erklärte er im Hinblick auf das Spiel: “Das macht nichts mit mir. Das wäre auch völliger Quatsch.”

Denn: “Wir laufen unseren eigenen Marathon”, setzte Thioune sich und seiner Mannschaft die Scheuklappen auf. “Wir sind in einer sehr guten Position aktuell. Es macht wenig Sinn, nach hinten zu schauen oder nach vorne, sonst fallen wir noch über den nächsten Stein.” Einen solchen potenziellen Stolpersteine im Aufstiegsrennen überwand Düsseldorf am Samstag.

Vermeij und die letzten Zentimeter

Das Kleeblatt habe seine Elf vor eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe gestellt, betonte der Fußballlehrer, der von einem “glücklichen Sieg” in einem von Taktik geprägten und intensiven Spiel sprach. Gegen das Angriffspressing der Gäste kam Düsseldorf im eigenen Spielaufbau kaum nach vorne. “Wenn man so aktiv und so immens gepresst wird, dann kommt man nicht immer in Abläufe rein”, meinte Thioune und setzte mit einem Lob an seine Mannschaft fort: “Es ist eine Qualität, wenn man trotzdem seinen Weg sucht.”

Rechtsverteidiger Matthias Zimmermann fasste den Arbeitssieg bei Sky so zusammen: “Es war heute wie ein Schachspiel: Wer den ersten Fehler macht, der verliert.” Und den machte eben Fürth. Jomaine Consbruchs verunglückter Kopfball leitete den Führungstreffer von Vincent Vermeij ein, der eine seit Mitte Dezember anhaltende Torflaute in der 2. Liga beendete. Dabei wäre es fast gar nicht dazu gekommen.

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“Ich habe im Augenwinkel schon wahrgenommen, dass sich schon zwei unserer Stürmer zum Einwechseln an der Mittellinie bereit gemacht hatten”, sagte der Siegtorschütze im Anschluss. Gewechselt wurde aus Fortuna-Sicht glücklicherweise erst sechs Minuten nach dem Führungstreffer. “Da kamen bei mir die Emotionen raus, weil in den vergangenen Wochen immer wieder ein paar Zentimeter gefehlt hatten”, so Vermeij.

Schachspiel oder Arbeitssieg – Hauptsache drei Punkte

Dieses Mal nicht, und so stand nach einem harten Stück Arbeit und etwas Glück – zum Ärger von Kleeblatt-Coach Alexander Zorniger nahm Schiedsrichter Florian Heft zum Beispiel einen bereits gegebenen Handelfmeter nach VAR-Hinweis wieder zurück – der sechste Liga-Sieg in Serie. Klubrekord eingestellt, zuletzt gelang Düsseldorf solch eine Serie im Jahr 1989.

In fünf dieser sechs Partien blieb Düsseldorf zudem ohne Gegentor, auch nach dem Fürth-Spiel hob Thioune die Defensiv-Leistung hervor. “Da muss man vor der eigenen Mannschaft den Hut ziehen”, so der Coach, gerade in der zweiten Halbzeit habe die Fortuna stark verteidigt und wenig zugelassen.

“Solche dreckigen Spiele gibt es auch mal und man muss sie gewinnen”, meinte Shinta Appelkamp, Vorlagengeber zum einzigen Treffer des Tages. “Im Großen und Ganzen zählt aktuell nur: Gewinnen, gewinnen, gewinnen.” Teamkollege Jamil Siebert ergänzte, dass am Saisonende ohnehin niemand mehr danach schaue, “wie wir die Punkte geholt haben”. Ob mit “geilem Fußball” oder nicht.

In Düsseldorf scheint niemand Gefahr zu laufen, in Anbetracht des Vorsprungs vor dem HSV in verfrühte Euphorie auszubrechen. Bei noch vier ausstehenden Spielen kann noch viel passieren. Thioune weiß: “Es waren intensive und harte Wochen. Es stehen noch intensive und harte Wochen vor uns.”