Letzte Ausfahrt Clasico? Die Erfahrung sagt nein

Letzte Ausfahrt Clasico? Die Erfahrung sagt nein

Wenn der FC Barcelona seine geringen Chancen auf die Meisterschaft wahren will, muss er den Clasico bei Real Madrid gewinnen – und dem Gang des Üblichen trotzen.

Ein Schlussspurt will gelernt sein: Auch Lionel Messi (li.) und Karim Benzema (re.) siegten vergeblich.

Ein Schlussspurt will gelernt sein: Auch Lionel Messi (li.) und Karim Benzema (re.) siegten vergeblich.

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Nach dem Halbfinal-Einzug in der Champions League ist vor dem Clasico – so schaute Real Madrids Toni Kroos unmittelbar nach dem Elfmeter-Drama in Manchester schon direkt auf das anstehende Wochenende.

“Wenn wir das Spiel nicht verlieren, sieht es sehr, sehr gut aus”, meinte der Stratege bei DAZN über die Tabellensituation vor dem Duell mit dem FC Barcelona angesichts von acht Punkten Vorsprung. “Und wenn wir gewinnen, kann man vielleicht ein kleines Häkchen dran machen”, so Kroos. Dann wären es elf Zähler Puffer, sechs Spiele vor Schluss.

Das unausgesprochene dritte Szenario, ein Barca-Sieg, muss selbsterklärend das sein, was die Katalanen nach ihrem Aus im CL-Viertelfinale anstreben müssen. Um den Vorsprung auf fünf Punkte schmelzen zu lassen. Um vielleicht noch mal einen Lauf zu starten, um die Saison nicht titellos zu beenden. Die Copa del Rey ist bereits nach Bilbao gewandert.

Der Rückrunden-Clasico als Trendwende für den schon etwas abgehängten Verfolger – in der Theorie ist das der naheliegendste Weg. Vor allem, weil die Form in diesen Spielen nur selten eine große Rolle spielt. Doch in der Praxis hat dieses Vorhaben in den vergangenen Jahren nie funktioniert.

Selbst ein 4:0 änderte nichts mehr

Als Real etwa am 26. Spieltag der Vorsaison die Chance hatte, im Camp Nou auf sechs Zähler an den Rivalen heranzurücken, verloren die Königlichen spät mit 1:2 – und der Titel war futsch. Am 29. Spieltag der Saison 2021/22 feierte Xavi mit seiner Mannschaft zwar ein eindrucksvolles 4:0 im Bernabeu und verkürzte den Vorsprung auf theoretisch neun Punkte. Real ließ sich davon auf seinem Weg zum Titel aber nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Für die Königlichen spielte es in diesen Situationen keine Rolle, ob sie siegten oder verloren. 2018/19 spielten sie im Heimspiel am 26. Spieltag besser als Barca, hätten erneut nur noch sechs statt zwölf Punkte Rückstand haben können. Doch die Katalanen machten in der ersten Saison nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo das Tor und gewannen. 2015/16 hatte CR7 Real am 31. Spieltag in Barcelona zum Sieg geschossen, aber für sieben Punkte Rückstand reichte die Aufholjagd unter Trainer-Neuling Zinedine Zidane knapp nicht. Am Ende fehlte einer.

Die bevorstehende Konstellation fand sich zuletzt 2016/17. Barcelona war der Verfolger und musste am 33. Spieltag im Bernabeu antreten. Die Katalanen gewannen durch einen Messi-Treffer umjubelt in der Nachspielzeit und schlossen – allerdings mit einem Spiel mehr – zu den Königlichen auf. Real legte trotzdem den besseren Schlussspurt hin und wurde vor sieben Jahren nicht nur die erste Mannschaft, die die Champions League verteidigen konnte. Sondern auch spanischer Meister.