Hürzeler muss auch Ritzka ersetzen – “Gewisse Ängste und Zweifel sind menschlich”

Hürzeler muss auch Ritzka ersetzen – “Gewisse Ängste und Zweifel sind menschlich”

Fabian Hürzeler hatte schon einfachere Arbeitswochen. Hinter St. Pauli und dem Trainer liegen zwei Niederlagen und zwei Verletzungen. Am Sonntag in Hannover zeichnet sich zudem noch ein dritter Ausfall ab.

St. Paulis Coach Coach Fabian Hürzeler weiß, dass der Kopf eine zentrale Rolle spielt.

St. Paulis Coach Coach Fabian Hürzeler weiß, dass der Kopf eine zentrale Rolle spielt.

IMAGO/Fussball-News Saarland

Die Ausfälle von Eric Smith zumindest am anstehenden Wochenende wegen muskulärer Probleme sowie das vorzeitige Saison-Aus von Philipp Treu (Wadenbeinbruch) hatten die Schlagzeilen in den zurückliegenden Tagen dominiert, immer deutlicher aber zeichnet sich ab, dass auch der Treu-Ersatz aller Voraussicht nach ausfällt: Lars Ritzka (muskuläre Probleme) konnte bis zum Donnerstag lediglich Lauftraining absolvieren. “Wir müssen bei ihm von Tag zu Tag schauen”, sagt der Coach zwar, erklärt aber: “Wir werden auch für Lars eine gute Alternative finden.” Eine mögliche Variante ist der Seitenwechsel und Rollentausch von Connor Metcalfe: Der Australier könnte vom rechten offensiven Flügel auf die linke Schiene rotieren.

Entscheidender als das Personal ist für Hürzeler in den Tagen vor Hannover ohnehin das Mindset seiner Profis. Dass der Vorsprung auf fünf Punkte zusammengeschmolzen ist, weil seiner Mannschaft zuletzt ein paar Prozentpunkte vor allem in der Arbeit gegen den Ball gefehlt haben, hat Unruhe überzeugt. “Von außen”, sagt der 31-Jährige, “wird es sehr dramatisch beurteilt. Wir sehen es intern nicht so dramatisch. Wir müssen das Schwere auf dem Weg akzeptieren, um den Erfolg wertschätzen zu können. Wir wissen, dass eine Saison von Tälern begleitet wird.”

Hürzeler betont jedoch ausdrücklich, dass allein das Wissen darum nicht reicht. “Wir dürfen uns nicht nur darauf verlassen, dass wir schon oft gute Reaktionen gezeigt haben. Wir müssen es auf dem Platz zeigen und uns bewusst machen, was jeden Einzelnen und uns als Mannschaft stark gemacht hat. Wenn wir die Basis auf den Platz bringen, sind wir eine gute Mannschaft.”

“Wir sind keine Mannschaft, die einfach so durchmarschiert”

Hürzelers Ausführungen sind in allererster Linie keine Ermahnung an die Öffentlichkeit, Maß zu halten bei der Bewertung, sondern die Worte gelten seinen Spielern. “Nur wenn wir den Zusammenhalt auf den Platz bringen, dann werden wir erfolgreich sein. Wir sind keine Mannschaft, die einfach so durchmarschiert.” Weil angesichts großer taktischer Disziplin und defensiver Bereitschaft genau dieser Eindruck entstanden war, scheinen die Basics bei Einzelnen ein wenig verloren gegangen zu sein. Hürzelers Aufgabe besteht darin, alle Elemente wieder zum Vorschein zu bringen. Und er geht diese mit hoher Intensität.

Dass der Kopf eine zentrale Rolle spielt, hat der Trainer schon während der gesamten Saison betont. Er sagt nun: “Gewisse Ängste und Zweifel sind völlig normal und menschlich. Das müssen wir auch zulassen.” Entscheidend ist für ihn der Umgang damit. “Der Unterschied zwischen einer Top- und einer Durchschnittsmannschaft ist, wie lange sie sich aufhält mit Zweifeln und negativen Gedanken.” Hürzeler gibt sich sehr zuversichtlich, dass seine Mannschaft ihm die Antwort schon in Hannover geben wird. “Es ist definitiv eine Herausforderung, auch für mich als Trainer. Aber ich bin total überzeugt von der Mannschaft und habe großes Vertrauen. Ich freue mich auf die jetzt beginnende Zeit. Weil wir als Mannschaft und Verein daran wachsen werden.”

Sebastian Wolff