Vor- und Nachteile der Tüchtigkeit: Real muss sich neu beweisen

Vor- und Nachteile der Tüchtigkeit: Real muss sich neu beweisen

Real Madrid muss bei Manchester City irgendwie gewinnen, um in der Champions League weiterzukommen. Das Hinspiel zeigte, auf welche Weisen die Königlichen das versuchen können. Aber alle bergen Risiken.

Gemischte Gefühle: Real Madrid im Hinspiel gegen Manchester City.

Gemischte Gefühle: Real Madrid im Hinspiel gegen Manchester City.

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Womöglich wird die Fußballwelt nie erfahren, wie Real Madrid eigentlich ins Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Manchester City starten wollte. Denn schon in der ersten Minute handelte sich Aurelien Tchouameni eine Gelbe Karte ein, die ihn im Rückspiel am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) zum Zuschauen zwingt. In der zweiten Minute schoss Bernardo Silva die Skyblues scharfsinnig in Führung.

Real musste umdenken. Und tat das angesichts seines bescheidenden Auftakts auch. In Manchester war der Rekordsieger des Wettbewerbs schon im erfolgreich gestalteten Halbfinale 2022 ins Schwimmen geraten, beim blamablen Ausscheiden im Halbfinale 2023 sogar förmlich untergegangen, sodass eine Niederlage im Heimspiel quasi verboten war. Noch im diesjährigen Achtelfinale gegen Leipzig hatte sich Real ziemlich passiv präsentiert – das frühe 0:1 gegen City zwang die Blancos zum aktiven Handeln.

Das Glück erzwungen

Und siehe da, es tat der Mannschaft von Carlo Ancelotti gut. Sie, die ihre Gegner sonst auch gerne mal kommen lässt, ging sogar ins Pressing, setzte sich in der gegnerischen Hälfte fest, schnürte City sogar mal hinten ein. So bestimmt waren die Konter-Spezialisten in den vergangenen vier Spielen gegen das balldominante Guardiola-Team kaum mal aufgetreten. Schon in der 14. Minute stand es 2:1.

Das Hinspiel

Zwar war der Ball bei beiden Madrider Toren entscheidend abgefälscht worden, aber das konnte man als Glück des Tüchtigen verbuchen. Doch Reals Tüchtigkeit hatte am Dienstag vergangener Woche nicht nur Vorteile. In Folge des zwischenzeitlichen Comebacks waren die Königlichen lange Zeit die bessere Mannschaft, teilweise sogar die deutlich bessere, was einige hochkarätige Torchancen untermauerten. Aber keine weiteren Tore.

Es erschien fast so, als würde den Blancos bei ihren zahlreichen aussichtsreichen Abschlüssen die Konzentration abgehen, die sie in der Königsklasse sonst so oft zeigen, wenn sie nur wenige Chancen haben. Als hätten sie gedacht: ‘Ist doch nicht so wichtig, wir kommen sowieso bald wieder vors Tor.’ Ein Nachteil aller lobenswerten Tüchtigkeit.

Ein weiterer Nachteil war, dass sich der spanische Tabellenführer durch seinen gegen City ungewohnt aktiven Ansatz frühzeitig auspowerte. So klagte Fede Valverde, der Madrid immerhin ein 3:3 rettete, nach dem Spiel über Müdigkeit – obwohl die Skyblues zuvor das enger getaktete Programm und Real am vorangegangenen Wochenende sogar spielfrei gehabt hatte.

Es braucht das Beste von beiden Ansätzen

Was bedeutet das nun für das Rückspiel, wenn sich Madrid erstmals auch in Manchester beweisen muss, um weiterzukommen? Sollte Real City hoch anlaufen, die Intensität mitgehen, den proaktiven Weg wählen – und riskieren, am Ende platt zu sein? Oder eher wieder den Gegner sich auspowern lassen, blitzschnell umschalten und mit voller Konzentration die wenigen Abschlüsse nutzen? Was allerdings mit der Gefahr verbunden wäre, gar nicht erst ins Spiel und schon frühzeitig unter die Räder zu kommen – wie vor einem Jahr.

Die Wahrheit liegt, wie so oft, wahrscheinlich in der Mitte. Real Madrid muss aktiv genug sein, genug Chancen kreieren, genug von ihnen nutzen. Das mag vielleicht ein bisschen viel verlangt sein. Aber nicht weniger ist nötig, um diesmal im Etihad zu bestehen.