Wie Gregoritsch mit Streichs Kritik umgeht

Wie Gregoritsch mit Streichs Kritik umgeht

Michael Gregoritsch schießt wichtige Tore, auch in der ÖFB-Auswahl. Beim SC Freiburg zählt er zu den Schlüsselspielern. Christian Streich ist aber nicht immer mit seinem Stürmer zufrieden, setzt ihn öfter mal auf die Bank. Nach dem 1:0 in Darmstadt bezog Gregoritsch Stellung zur Trainerkritik.

In ständigem Austausch: Michael Gregoritsch und Christian Streich (re.).

In ständigem Austausch: Michael Gregoritsch und Christian Streich (re.).

IMAGO/Sportfoto Rudel

Michael Gregoritsch trat in dieser Saison schon oft positiv und spielentscheidend in Erscheinung. Nach längerer Durstrecke in der Hinrunde ließ er seinen Torknoten im Verein Ende November mit einem Hattrick beim 5:0 in der Europa League gegen Piräus platzen. Direkt danach folgten die Siegtore in Mainz und Wolfsburg.

Trotz guter Ausbeute: Was Gregoritsch manchmal fehlt

Seine bisher sechs Bundesliga-Saisontore führten zu 16 Punkten aus sechs Partien, in der K.-o.-Phase der Europa League erzielte der Österreicher die Siegtore in den Heimspielen gegen Lens und West Ham. Im Nationalteam lieferte Gregoritsch im November eine starke Leistung beim 2:0 gegen Deutschland, beim 6:1-Kantersieg gegen die Türkei jüngst im März gelang ihm sogar wieder ein Hattrick.

Beim SC bekam er nach dem 3:2 gegen Hoffenheim zum Rückrundenstart auch ohne Scorerpunkt Komplimente von Streich. Insgesamt steht er bisher bei elf Toren und sechs Assists in 39 Pflichtspielen – so richtig als Stammkraft gesetzt ist Gregoritsch trotzdem nicht. 18-mal brachte Streich seinen zentralen Angreifer erst als Joker, weil der SC-Trainer eben nicht immer zufrieden war mit den Auftritten des 1,93-Meter-Manns.

Etwa beim 0:3 in Dortmund wurde Gregoritsch Streichs Ansprüchen nicht gerecht. Beim 1:4 gegen Leipzig am vorletzten Spieltag musste Gregoritsch zur Halbzeit in der Kabine bleiben, nach starker Leistung und Tor zuvor beim 3:0-Sieg in Gladbach. Manchmal scheint beim kopfballstarken und fußballerisch versierten Stürmer der letzte Punch im Anlaufen, in der Zweikampfführung, bei manch offensivem Laufweg zu fehlen.

Österreicher punktet gegen Darmstadt

“Gregerl, Präsenz”, diese beiden Worte formulierte Streich vor dem Spiel in Darmstadt, als es um den möglichen Ersatz für den gelb-gesperrten, lauf- und kampfstarken Lucas Höler ging. Die Ausprägung der Präsenz ist ein zentrales Thema bei Gregoritsch. Bringt er die in dem gerade beim SC geforderten hohen Maße auf den Platz, oder nicht?

Gregoritsch stand in Darmstadt in der Startelf, dürfte aber auch davon profitiert haben, dass Merlin Röhl angeschlagen erst zur zweiten Halbzeit kam. Sonst wäre auch eine Offensive ohne Höler und Gregoritsch denkbar gewesen. Gregoritsch nutzte seine abermalige Chance bei einer insgesamt mäßigen Offensivleistung, legte Ritsu Doans Siegtor durch Präsenz mit dem Rücken zum Tor gut auf, war auch selbst gefährlich und äußerte sich danach zu Streichs Kritikpunkt.

Das ist absolut in Ordnung, weil er mit mir total ehrlich genauso kommuniziert.

Michael Gregoritsch über Christian Streichs öffentliche Kritik

“Wenn der Trainer das so kommuniziert in der Öffentlichkeit, ist das absolut in Ordnung, weil er es mit mir total ehrlich genauso kommuniziert. Der Trainer ist für mich die mit Abstand wichtigste Ansprechperson, was das angeht”, sagte Gregoritsch, musste bei dem Thema aber auch schmunzeln, “weil ich glaube, aus mir wird nie mehr der 14-Kilometer-Spieler.”

Er versuche immer sein Bestes: “Ich habe andere Qualitäten, die bei mir ausgeprägter sind. Trotzdem glaube ich, habe ich mich in diesem Defensivverhalten deutlich verbessert, ich bin ein anderer Spieler geworden als noch vor drei Jahren.” Kein Widerspruch. Ein Verdienst von Streich und seinem Trainerstab, aber natürlich auch von Gregoritsch, der mit Ende 20 bereit war, intensiv an seinen Schwächen zu arbeiten.

Wo “Gregerl” noch Entwicklungspotenzial sieht

Er versuche, über die ganze Saison hinweg das Komplettpaket anzubieten. Mit dem Verweis auf sein Pensum seit dem Wechsel nach Freiburg im Sommer 2022 – inklusive Nationalteam waren es bisher 93 Partien – schränkt er aber ein: “Es ist nicht einfach, jedes Mal diese Vollpräsenz hinzukriegen. Manchmal kommt man gar nicht in gewisse Situationen, dass man den Innenverteidiger wegpresst und in den Körperkontakt geht. Manchmal hat man nicht den Zugriff und muss versuchen, es anders zu lösen.”

Gregoritschs Fazit: “Es ist absolut in Ordnung, wenn der Trainer mich wie letzte Woche mal auswechselt in der Halbzeit oder das Thema anders sieht und Verbesserungsvorschläge hat. Ich habe null Problem mit Kritik allgemein und mit Trainerkritik. Ich spreche mit ihm darüber, versuche mich da zu verbessern. Ich habe mich, wie gesagt, schon verbessert, aber auf jeden Fall noch Entwicklungspotenzial.”

Carsten Schröter-Lorenz