Burkardt: “Wir glauben daran, Bochum einholen zu können”

Burkardt: “Wir glauben daran, Bochum einholen zu können”

In den vergangenen Wochen glänzte Jonathan Burkardt regelmäßig als Torschütze. Gegen Darmstadt blieb er im Abschluss glücklos – und trotzdem ein wesentlicher Faktor.

Klasse Versuch ohne Fortune: Der Mainzer Jonathan Burkardt blieb gegen Darmstadt ein Erfolgserlebnis nicht vergönnt.

Klasse Versuch ohne Fortune: Der Mainzer Jonathan Burkardt blieb gegen Darmstadt ein Erfolgserlebnis nicht vergönnt.

IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Von Mainzer Spielern, denen die Fans im Fall des Klassenerhalts womöglich “eine Statue bauen” würden, sprach 05-Coach Bo Henriksen in den vergangenen Wochen immer wieder. Vor dem geistigen Auge seiner Zuhörer dürfte dabei vor allem ein Gesicht aufgetaucht sein: Das von Jonathan Burkardt (23).

Mit seinem gesamten Auftreten sowie mit immens wichtigen Treffern in den Schlüsselspielen gegen Union (1:1), Gladbach (1:1) und Bochum (2:0) ist das lange verletzte Eigengewächs im Abstiegskampf zur Identifikationsfigur schlechthin avanciert. Ausgerechnet beim 4:0 gegen Jugendklub Darmstadt 98 – dort war Burkardt von 2009 bis 2014 am Ball – präsentierte sich der Blondschopf im Abschluss indes ungewohnt glücklos: Nach fünf Minuten setzte er sich zunächst stark durch, vergab aber dann eher kläglich frei vor Lilien-Keeper Marcel Schuhen. Später schlug er ein Luftloch beim versuchten Seitfallzieher am Fünfmeterraum.

Ganz vorne fühle ich mich einen Tick wohler, bin da schwerer zu greifen.

Jonathan Burkardt

Die entscheidenden Glanzlichter setzten andere – was den trotzdem 90 Minuten präsenten Teamplayer Burkardt freilich nicht aus dem Gleichgewicht brachte: “Ich hätte sehr, sehr gerne getroffen”, gibt er rückblickend zu Protokoll, “aber es war trotzdem ein perfekter Tag.” Zu dem Burkardt mit dem Assist für Brajan Gruda beim 2:0 wohlgemerkt auch zählbar beitrug. Nach Bartol Franjics fahrlässigem Rückpass zeigte er sich geistig hellwach, spritzte erfolgreich dazwischen. Nur ein Beispiel dafür, welchen Wert der dynamische Burkardt auch als alleinige Nummer 9 entfalten kann, als die ihn Henriksen diesmal ins Rennen geschickt hatte.

Zur Freude des Profis selbst: “Ganz vorne”, erklärt Burkardt, “fühle ich mich einen Tick wohler, ich bin da ein bisschen schwerer zu greifen.” Dass einer wie er daraus keine Positionsansprüche ableitet, versteht sich von selbst: “Ich fühle mich in der anderen Rolle (hängend oder auf Außen, Anmerkung der Redaktion) auch wohl. Beides hat für unser Spiel und für mich Vor- und Nachteile.” So hätten die Kollegen Ludovic Ajorque oder Karim Onisiwo als klassische Zentrumsstürmer “natürlich eine andere Box-Präsenz als ich, das ist klar”.

Im Fall der Rettung wäre ein Wechsel nach Hoffenheim eine faustdicke Überraschung

Dass die Fans in der MEWA-Arena neben dem eigenen Erfolg auch das späte Kölner 2:1 gegen Bochum feierten, kann Burkardt bestens nachvollziehen. Obwohl die Geißböcke damit bis auf einen Punkt an Mainz dranbleiben. Doch dafür ist der VfL nur noch drei Zähler entfernt – und Burkardt richtet den Blick nach oben: “Alles ist einen Tick enger beisammen, das ist gut für uns. Auch wir glauben daran, Bochum noch einholen zu können.” Ohne die notwendige Reihenfolge aus den Augen zu verlieren: “Sinnvoll ist es, sich jetzt auf Hoffenheim vorzubereiten, um den nächsten Schritt in die richtige Richtung zu gehen.”

Aus dem Zusammenhang gerissen hätte diese Formulierung übrigens eine höchst brisante Note – zählt doch der kommende Gegner TSG, wie vom kicker enthüllt, zu jenen Klubs, die Burkardt im Sommer gerne verpflichten würden. Selbst im Fall des Mainzer Klassenerhalts. Dazu sagte Burkardt dieser Tage im Interview mit der Mainzer Allgemeinen Zeitung erwartungsgemäß: “Damit beschäftige ich mich gerade null. Ich möchte meine ganze Kraft dafür aufbringen, dass wir mit Mainz in der Bundesliga bleiben.” Sollte das gelingen, wäre der Abschied Burkardts, der seinen Vertrag bei 05 gerade erst bis 2027 verlängert hat, zu einem Liga-Konkurrenten vom Kaliber Hoffenheim ohnehin eine faustdicke Überraschung.

Thiemo Müller