Leverkusens “spezielle Woche” und ein Sechs-Punkte-Lob

Leverkusens  “spezielle Woche” und ein Sechs-Punkte-Lob

Die historische erste Meisterschaft steht kurz bevor. Jubelarien brechen in Leverkusen allerdings weiterhin nicht aus. Trainer Xabi Alonso, Geschäftsführer Simon Rolfes und Mittelfeldstratege Granit Xhaka treten auf die Bremse – aus einem bestimmten Grund.

Xabi Alonso (li.) kann mit Bayer schon beim Heimspiel gegen Bremen historisches schaffen.

Xabi Alonso (li.) kann mit Bayer schon beim Heimspiel gegen Bremen historisches schaffen.

Bayer 04 Leverkusen via Getty Images

Jetzt sind es schon 16 Punkte Vorsprung und es braucht nur noch einen Ligasieg. Weit früher als gedacht kann Bayer Leverkusen schon am nächsten Sonntag gegen Werder Bremen aus eigener Kraft die historische erste Meisterschaft der Klubgeschichte feiern. Und selbst Trainer Xabi Alonso gab nach dem hochverdienten, wenngleich nicht berauschenden 1:0 bei Union Berlin zu verstehen, durchaus überrascht zu sein von dieser sehr frühen Titel-Chance: “In meinem Plan war das ein bisschen später.”

Geschäftsführer Simon Rolfes sprach von einer “wunderbaren Möglichkeit” – so könnten die schon lange Zeit ambitionierten Leverkusener ihre seit Jahren währende Titelflaute dann doch endlich beenden. Und Mittelfeldmann Granit Xhaka erklärte: “Es ist ein Traum, die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Dass wir es so früh schaffen können, ist umso schöner.” Weiterhin allerdings gilt für alle Werkself-Protagonisten: “Es ist noch nicht vorbei.” So sagte es Xabi Alonso – und alle stimmten ein.

Bayer will den Fokus nicht verlieren

Was das denn heiße, die Meisterschaft sei sicher, erwiderte Xhaka etwa auf eine entsprechende Fragestellung. Sie sei “fast” sicher, “aber noch nicht ganz sicher, dementsprechend müssen wir unsere Aufgabe noch erledigen”. Und nun mögen diese Von-Spiel-zu-Spiel-Aussagen auf den einen oder anderen Beobachter womöglich öde wirken, schließlich glaubt niemand mehr an ein Scheitern der seit nunmehr 41 Spielen ungeschlagenen Werkself. Doch Bayer bleibt sich schlicht und ergreifend treu.

Jubelarien brachen bei der Werkself in all den Monaten nicht aus, und sie wollen sie auch jetzt nicht zulassen. Zumal in dieser “speziellen Woche” gar nicht so viel Zeit bleibe, wie Xhaka sagte, “um nachzudenken, weil wir am Donnerstag schon wieder spielen”. Im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinals geht es gegen West Ham United. Den Fokus auf dieses Duell möchte Bayer keinesfalls verlieren.

Leverkusens Xhaka spricht von drei Zielen

“Ziel Nummer 1”, erläuterte der Mittelfeldstratege, “haben wir mit dem Einzug ins Pokalfinale erreicht. Wenn wir gegen Bremen Deutscher Meister werden, ist Ziel Nummer 2 erreicht. Und hoffentlich kommt noch Ziel Nummer 3 hinzu, indem wir in der Europa League so weit wie möglich kommen.” Rolfes bekräftigte: “Es ist keine Frage”, dass sich die Werkself “richtig” auf das Bremen-Spiel freue, “aber es gibt nicht nur die Bundesliga und den Pokal. Wir versuchen auch in der Europa League das Maximale”.

Ob das gelingt? Xhaka warnte jedenfalls schon mal vor Premier-League-Klub West Ham, der seine Generalprobe bei den Wolverhampton Wanderers mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Es sei nicht mehr die Mannschaft, gegen die Bayer in der Sommer-Vorbereitung angetreten sei – und furios mit 4:0 gewann. “Das muss uns bewusstwerden”, sagte Xhaka, “es wird ein spezielles Spiel.”

Bjelica schwärmt von Leverkusen

Hört man Nenad Bjelica zu, traut er Bayer aber offenbar einiges zu. Nach Leverkusens Stärken gefragt formulierte er kurzerhand ein Sechs-Punkte-Lob: “Erstens haben sie einen tollen Trainer. Zweitens haben sie eine tolle Mannschaft. Drittens haben sie einen breiten Kader. Viertens haben sie eine technisch begabte Mannschaft. Fünftens schalten sie gut um, wenn sie den Ball verlieren. Sechstens haben sie eine Mannschaft mit Charakter, sonst würden sie nicht so oft in den letzten Minuten gewinnen.”

Und das, erklärte Unions Trainer auf der Pressekonferenz am Samstag, könne man jetzt noch ein wenig so weiterführen, “aber dann sind wir spät zu Hause”. Xabi Alonso hörte zu, grinste, schüttelte kurz den Kopf – und nahm im nächsten Moment schon wieder Haltung an. Den Blick richtete er aufmerksam nach vorn.

Leon Elspaß