Wahl: “Ich muss aufpassen, was ich sage …”

Wahl: “Ich muss aufpassen, was ich sage …”

Auf der Pressekonferenz vor dem Karlsruhe-Trip hatte Fabian Hürzeler von einem Abend auf der Kartbahn mit seinem Trainerteam erzählt und erklärt, St. Pauli müsse im Aufstiegsrennen jede Runde nehmen als sei sie die letzte. Am Samstagabend sind der Coach und sein Team beim 1:2 aus der Kurve geflogen.

Redebedarf: Hauke Wahl (FC St. Pauli) nach dem Spiel in Karlsruhe mit Sky-Moderator Stefan Hempel.

Redebedarf: Hauke Wahl (FC St. Pauli) nach dem Spiel in Karlsruhe mit Sky-Moderator Stefan Hempel.

IMAGO/eu-images

Die Gründe für die dritte Saison-Niederlage sind vielschichtig und der Trainer sucht sie wohltuend und zu Recht vor allem bei seiner Mannschaft. Schon beim 2:1-Erfolg gegen Paderborn am Ostersonntag hatten St. Paulis Profis im Gefühl des sicheren Sieges einen Schritt weniger getan – im Wildpark machten sie zunächst genauso weiter, liefen nicht energisch an, bekamen früh einen Eckball gegen sich, bei dem dann Keeper Nikola Vasilj patzte. “Wir hatten einen schlechten Start, haben nicht gut gepresst”, bemängelt Hürzeler. Und sie haben auch in ihrer stärksten Phase nicht die nötige Konsequenz an den Tag gelegt, vergaben beste Gelegenheiten und machten – in Person von Adam Dzwigala – einen folgenschweren Fehler im Aufbau. “Wir laden den Gegner ein. Wir haben in den wichtigen Phasen nicht das richtige getan”, analysiert der Coach.

Hürzeler sieht zum siebten Mal Gelb

Spielbericht

Hürzeler hat am Samstagabend wieder eine Gelbe Karte gesehen, seine bereits siebte in dieser Spielzeit. Das ist in Summe inakzeptabel, sein Ärger über den Unparteiischen Michael Bacher hingegen war nachvollziehbar. Der 33-Jährige pfiff nicht nur insgesamt fahrig und ohne jedes Gespür, er griff auch ganz entscheidend in das Spielgeschehen ein. Denn: Die Gelb-Rote Karte gegen Hauke Wahl (77.) hätte es nicht geben dürfen. Ungeachtet der Tatsache, dass die erste Verwarnung eine Fehlentscheidung war und St. Paulis Verteidiger bei der zweiten Karte gegen Igor Matanovic zunächst den Ball spielte, hätte es in der Entstehung der Situation wenige Sekunden zuvor Elfmeter für die Hamburger geben müssen. David Herold hatte Manolis Saliakas, deutlich sichtbar, mit offener Sohle im Strafraum getroffen – nicht nachvollziehbar ist, weshalb im Zuge der langen Diskussionen um den ohnehin strittigen Wahl-Platzverweis kein Eingriff des VAR erfolgte. Zeit war genug.

“Eineinhalb Fouls” mit Folgen – “Das darf mir nicht passieren”

“Sünder” Wahl war sicht- und hörbar angefasst, als er die drei entscheidenden Szenen nach Abpfiff am Sky-Mikrofon vorgespielt bekam und rang nach Worten: “Ich muss aufpassen, was ich sage. Man will ja immer mündige Spieler, aber wenn ich jetzt was sage, kriege ich auf den Deckel. Dann heißt es, ich diffamiere den Schiedsrichter.” Er versuchte sich zumindest in einer moderaten Version und schilderte die entscheidenden Momente. “Ich mache im ganzen Spiel eineinhalb Fouls und kriege Gelb-Rot. Die Elfmeter-Szene in der Entstehung ist ein klares Stempeln im Sechzehner. Jeder sieht das, jeder kann sich seinen Teil denken. Das ist brutal.” Erst Recht in Zeiten des Videobeweises.

Dennoch kreidet sich Wahl an, dass er, wenn auch zu Unrecht gelb-belastet, risikoreich in das Duell mit Matanovic gegangen ist. “Ich schade mit der Ampelkarte der Mannschaft, das darf mir nicht passieren.” Deshalb will er auch nicht weiter über Bacher reden, sondern deutet vielsagend an: “Jeder sollte sich hinterfragen. Ich tue das auch.” Und er sagt auch ganz grundsätzlich: “Wir haben mehr Fehler gemacht als sonst.” Tatsächlich war auch das ein ganz entscheidender Grund, weshalb St. Pauli im Wildpark aus der Kurve geflogen ist.

Sebastian Wolff