“Bis in die Haarspitzen motiviert”: Dotchev erwartet Reaktion der Duisburger

Vor dem Duell beim bereits abgestiegen MSV Duisburg äußerte sich Aue-Trainer Pavel Dotchev über die Schwierigkeit der Aufgabe, seine Verbindung zum MSV und die Ziele für den Saisonendspurt.

Will mit seiner Elf in der kommenden Saison im DFB-Pokal spielen: Pavel Dotchev.

Will mit seiner Elf in der kommenden Saison im DFB-Pokal spielen: Pavel Dotchev.

IMAGO/Picture Point

Tabellarisch kann Erzgebirge Aue rein theoretisch gesehen zwar noch den Relegationsrang erreichen, realistisch erscheint das bei sechs Punkten Rückstand und der um acht Tore schlechteren Tordifferenz gegenüber Jahn Regensburg aber nicht. Dennoch gehen die Sachsen ambitioniert in die letzten Spiele der Saison, angefangen mit dem Duell beim bereits abgestiegenen MSV Duisburg, einem Ex-Team von Aues Trainer Pavel Dotchev.

Ihn selbst lässt die Situation bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, bei dem er zwischen Februar und Oktober 2021 angestellt war, nicht kalt. “Ich habe mich da sehr wohlgefühlt. Ich finde den Verein einfach toll.” Er habe die Geschehnisse rund um den MSV “sehr eng verfolgt”, zudem pflege er noch Kontakt zu einigen ehemaligen Weggefährten.

Dotchev erwartet Duisburg “bis in die Haarspitzen motiviert”

“So eine Situation habe ich trotz meiner Erfahrung noch nicht gehabt”, rückte er den Fokus auf die Partie am Wochenende. “Das ist mein Ex-Verein, die sind jetzt schon abgestiegen zwei Spieltage vor Schluss.” Deshalb ist sich Dotchev sicher, “dass sie versuchen werden, auch eine Reaktion zu zeigen, und ich kann mir vorstellen, dass mein Kollege Uwe Schubert die Mannschaft bis in die Haarspitzen motivieren wird, damit die sich sauber verabschieden vom letzten Heimspiel.”

Auch deshalb erwartet Dotchev “einen sehr motivierten Gegner. Das macht sie ein bisschen unberechenbar für mich, vor allem auch, was die Aufstellung betrifft. Für mich ist auch die Vorbereitung schwierig, weil ich nichts Greifbares habe.” Angesichts der Tabellenkonstellation müsste man dennoch meinen, dass Aue als Favorit in die Partie geht – oder nicht? “Wenn wir so denken, wäre es absolut falsch”, entgegnete Dotchev. Schließlich könne gerade in Liga drei “jeder jeden schlagen”. “Die Tabelle ist da nicht aussagekräftig, was den Spieltag betrifft.” Seine Elf müsse “schon wissen, dass wir eine brutal schwere Aufgabe haben und dass wir an dem Tag eine Top-Leistung bringen müssen”.

Dotchev freut Blick auf Rückrundentabelle

Dazu kommen zwei weitere Faktoren, die nicht unbedingt für die Sachsen sprechen. Seit fünf Auswärtsspielen in Folge ist die Elf des 58-Jährigen ohne Sieg. “Wir schaffen es nicht immer, uns mit Punkten zu belohnen”, befand Dotchev mit Blick auf die letzten Wochen. Insbesondere das Spiel in Ulm war ihm sofort präsent, als Aue kurz vor dem Ende den Führungstreffer erzielte, in der vierten Minute der Nachspielzeit jedoch den 2:2-Endstand hinnehmen musste. Außerdem hat Aue keines seiner drei Drittliga-Duelle mit dem MSV gewonnen.

Eine Sache, die dagegen sehr wohl für die Sachsen spricht, ist der Blick auf die Rückrundentabelle, in der der ein durchaus vorzeigbarer dritter Rang steht. “Die Zahlen lügen nicht. Das ist ja schon eine Tendenz”, findet Dotchev gerade auch mit Blick auf die vielen Personalproblemen in der Rückrunde.

Ziel DFB-Pokal

Trotz der erfolgreichen Rückrunde soll es das noch nicht gewesen sein: “Wir sind noch nicht fertig.” Neben dem Ziel, das derzeit punktgleiche Dynamo  Dresden in der Tabelle noch zu überholen, verfolgt man in Aue ein noch wichtigeres Ziel: die Qualifikation für den DFB-Pokal. Auch dort stehen die Chancen gut. In der Liga sind es nur zwei Punkte auf Rang vier, der zur Teilnahme berechtigen würde, obendrein steht am 25. Mai noch das Finale im Landespokal Sachsen an. Der Gegner: Dynamo Dresden.

Doch zuvor steht erst einmal noch das Duell in Duisburg an. Erneut ein wichtiger Faktor soll da Borys Tashchy sein. Der 30-Jährige, der seinen Kontrakt bei den Sachsen jüngst bis 2026 verlängerte, heimste auch noch ein Lob seines Trainers ein. “Am Anfang war er noch nicht so souverän wie jetzt. Er hat schon durch den Spielrhythmus unheimlich viel Selbstvertrauen bekommen. Nicht nur das: Auch die Arbeit gegen den Ball macht ihn unheimlich wichtig für uns.” Zudem sei er “auch bei Standards ein sehr wichtiger Faktor”.

Dagegen fehlen werden die Langzeitverletzten Marcel Bär und Anthony Barylla, die – auch das verkündete Dotchev – in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen werden. Ob dies auch bei Ramzi Ferjani der Fall sein wird, ist dagegen noch offen. Der habe sich im Training am Bänderapparat im Fuß verletzt. Dotchev konnte leichte Entwarnung geben, für eine genaue Diagnose müsse man aber noch die letzten Untersuchungen abwarten.

Leistungsträger mit zehn Scorerpunkten: Aue bindet Tashchy

Borys Tashchy hat sich in dieser Spielzeit beim FC Erzgebirge Aue zum unumstrittenen Stammspieler im offensiven Mittelfeld entwickelt. Der Lohn: ein neuer Vertrag beim Drittligisten bis 2026.

Will auch in den kommenden zwei Jahren für Aue jubeln: Borys Tashchy.

Will auch in den kommenden zwei Jahren für Aue jubeln: Borys Tashchy.

IMAGO/Picture Point

Der FC Erzgebirge Aue hat einen Leistungsträger über die Saison hinaus gebunden. Borys Tashchy, der im Sommer 2022 nach einem kurzen Intermezzo bei den Pohang Steelers in Südkorea und einem halben Jahr Vereinslosigkeit ins Erzgebirge kam, hat einen neuen Vertrag bis 2026 unterschrieben.

Der 30-Jährige war in seiner ersten Saison noch häufig Joker und kam in 19 seiner 32 Einsätze in der 3. Liga von der Bank. In diesem Jahr zählt er allerdings zu den absoluten Stammspielern unter Pavel Dotchev. Lediglich eines der bislang 36 Spiele in der Liga verpasste der Offensivspieler, der stolze 1,92 Meter misst, aufgrund einer Gelbsperre, ansonsten stand Tashchy immer auf dem Rasen – und bei 34 von 35 Einsätzen auch in der Startelf.

Von Dotchev hinter die Spitze gezogen

Nachdem er in der vergangenen Spielzeit häufig noch in vorderster Front eingesetzt worden war und dabei sechs Tore und drei Vorlagen beigesteuert hatte, fungierte er in dieser Saison in der Regel als offensiver Spielmacher hinter Mittelstürmer Marcel Bär. Dabei gelangen ihm drei Treffer und sieben Vorlagen.

“Borys ist ein stabiler, zuverlässiger und wichtiger Bestandteil unseres Weges”, lobte Veilchen-Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich den Offensivspieler. “Er ist mit seiner Robustheit und Vielseitigkeit wertvoll für die Mannschaft, hat unseren Fußball verinnerlicht und ist flexibel einsetzbar sowie technisch versiert.” Mit seinen zehn Scorerpunkten habe er “maßgeblichen Anteil” am Abschneiden des FC Erzgebirge. “Er ist nicht verletzungsanfällig und steht voll im Rhythmus.”

Tashchy selbst, der vor seiner Zeit in Südkorea und Aue unter anderem auch beim VfB Stuttgart, MSV Duisburg und FC St. Pauli aktiv war und in seiner bisherigen Laufbahn neun Erst-, 84 Zweit- sowie 109 Drittliga-Spiele absolvierte, will “den eingeschlagenen Weg mit dem Team weitergehen”.

Dieser Weg führt in dieser Saison zwar wohl nicht mehr zum Aufstieg, Aue kämpft zwei Spieltage vor dem Ende aber noch um Platz 4, der in der kommenden Saison unabhängig vom Ausgang des Landespokalfinals gegen Dynamo Dresden (26. Mai, 15.45 Uhr) zur DFB-Pokal-Teilnahme berechtigen würde.

Zurzeit ist man Sechster, zwei Punkte hinter den viertplatzierten Essenern. Am Sonntag (13.30 Uhr) gastiert die Dotchev-Elf bei den bereits abgestiegenen Duisburgern, in der Woche darauf (18. Mai, 13.30 Uhr) folgt das Heimspiel gegen Waldhof Mannheim.