FSV Frankfurt zwischen “Görner raus”-Rufen und Kapitalerhöhung

Sportlich rutscht der FSV Frankfurt immer tiefer in den Abstiegssumpf der Regionalliga Südwest, während ein Anteilsverkauf eine halbe Million Euro in die Kassen spülen soll. Vor richtungsweisenden Kellerduellen bemühen sich die Verantwortlichen, Trainer Tim Görner aus der Schusslinie zu nehmen.

Gegenwind aus der Kurve: Einige Anhänger sehen die geplante Kapitalerhöhung und auch das Wirken von Trainer Tim Görner kritisch.

Gegenwind aus der Kurve: Einige Anhänger sehen die geplante Kapitalerhöhung und auch das Wirken von Trainer Tim Görner kritisch.

IMAGO/Hartenfelser

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Die Bilanz im neuen Jahr ist abstiegsreif. In vier Partien gelang dem FSV Frankfurt lediglich ein Tor, dies reichte nur zu zwei Punkten. Das Abrutschen auf einen Abstiegsplatz war die zu erwartende Folge. Was die Angelegenheit noch besorgniserregender macht: Die Leistung bei der absolut verdienten 0:3-Niederlage in Offenbach war nicht eines Derbys würdig, selbst Grundtugenden wie Willen und Entschlossenheit konnten die Spieler nur bedingt erfüllen. Einige mitgereiste Fans, vor allem die jungen Ultras, reagierten mit “Görner raus”-Rufen – der Trainer war als schwächstes Glied in der Kette schnell auserkoren.

Und nun, am Gründonnerstag um 19 Uhr, steht das eminent wichtige Spiel gegen den Tabellenletzten TuS Koblenz auf dem Programm. Die Erwartungshaltung im Umfeld des Traditionsvereins ist entsprechend groß, der seit Anfang Dezember nicht mehr gewonnen hat, damals hatte es ein 2:1 beim VfB Stuttgart II gegeben. “Der Druck steigt, das ist ganz normal”, sagt Trainer Tim Görner und fügt hinzu: “Wir müssen uns viele Chancen herausspielen, aber auch das Verteidigen dürfen wir nicht vergessen.”

Wichtige Duelle mit Keller-Konkurrenten

Auf jeden Fall hat der 28-Jährige die Unterstützung seitens der Entscheidungsträger. Auch wenn es nichts mit dem ersehnten Sieg werden sollte, was eine “sehr herbe Enttäuschung” wäre, werde der Trainer nicht entlassen, sagt Robert Lempka, der Geschäftsführer Sport der FSV Frankfurt Fußball GmbH. Lempka ist der Hauptverantwortliche in der Trainersache. Von der Arbeit Görners und seinem Trainerteam sei er überzeugt. Das große Manko sieht Lempka auf dem Feld: “Es fehlt an Effektivität.” Klar ist, dass dieses Problem so schnell wie möglich behoben werde muss, zumal nach Koblenz Konkurrenten im Abstiegskampf folgen mit Hessen Kassel (2. April) und FSV Mainz 05 II (6. April).

“Wir müssen uns Selbstvertrauen holen, und das geht über Erfolge”, sagt Vereinspräsident Michael Görner zur angespannten sportlichen Lage. “Ganz wichtig” sei, dass es “innerhalb der Mannschaft keine Probleme gibt”. Das war vor zwei Jahren anders, da musste Trainer Tim Görner und sein Vorgänger Thomas Brendel mit Dissens im Kader klarkommen. Der Abstieg konnte bei ähnlich schwieriger Ausgangssituation gerade so noch abgewendet werden.

Anteilsverkauf geplant

Freilich auch zur Freude von Lempka. Der Unternehmer avancierte binnen eines Jahres zum starken Mann am Bornheimer Hang. Ende März 2023 stieg er vom ehrenamtlichen Vizepräsidenten des e. V. zum bezahlten Geschäftsführer der GmbH auf. Dazu ist er alleiniger Gesellschafter der SBA Invest GmbH. SBA steht für “Schwarz-Blauer Aufbruch”, in Anlehnung an die Vereinsfarben des FSV. Mit diesem Modell soll recht zeitnah das Eigenkapital erhöht werden, durch eine maximale Ausgabe von zehn Prozent an Anteilen soll circa eine halbe Million Euro in die Kasse fließen. Laut Präsident Michael Görner soll das Geld nicht in die Mannschaft, sondern in die Infrastruktur gesteckt werden, um das Stadion samt Gelände noch besser vermarkten und entsprechend häufiger verpachten zu können.

Stefan Fritschi