Zeitz und der Aufstiegsfrust: “Da brauchen wir gar nicht drüber reden”

Der 1. FC Saarbrücken hat sich die ohnehin nur noch kleine Chance auf die 2. Bundesliga durch eine 0:1-Niederlage gegen Halle kaputtgemacht. Zeit für Klartext.

Keine 2. Liga, dafür viel Frust: Saarbrückens Kapitän Manuel Zeitz (li.) und sein Team verspielte gegen Halle die letzte kleine Aufstiegschance.

Keine 2. Liga, dafür viel Frust: Saarbrückens Kapitän Manuel Zeitz (li.) und sein Team verspielte gegen Halle die letzte kleine Aufstiegschance.

IMAGO/Fussball-News Saarland

Der Frust war gewaltig. “Wir haben gegen 1860 eine richtig schlechte zweite Halbzeit gespielt, gegen Essen eine richtig schlechte erste Halbzeit und haben dann heute scheinbar gedacht, dass wir mal beide schlecht spielen”, sagt Manuel Zeitz über die Heimschlappe gegen den Abstiegskandidaten aus Sachsen-Anhalt, durch den sein Klub nun sieben Punkte Rückstand auf Rang drei hat – bei noch drei ausstehenden Spielen. Gegenüber der Saarbrücker Zeitung legte der Kapitän angesichts der unzureichenden Leistung nach: “Wir sind so weit weg von der 2. Liga, da brauchen wir gar nicht drüber reden.”

Spielbericht

Zu was der für höhere Ansprüche ausgelegte Kader im Stande ist, bewies der FCS in dieser DFB-Pokalsaison. Bekanntermaßen war dort erst im Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:2) Endstation, in der Drittliga-Tabelle allerdings kamen die Remiskönige (15 Unentschieden) nie wirklich da an, wo sie sich selbst eigentlich seit Jahren sehen: In den oder zumindest in der Nähe der Aufstiegsplätze. Dass mit den Angreifern Patrick Schmidt und Sebastian Jacob sowie dem 2022 von 1860 München spektakulär losgeeisten Mittelfeldspieler Richard Neudecker drei potenzielle Säulen langfristig in dieser Spielzeit ausfielen, gehört allerdings auch zur Wahrheit.

Gaus hört auf, Kerber geht – und was macht Ziehl?

Trotzdem stellt sich im Sommer einmal aufs Neue die Frage, wie die Saarländer ihren Kader für die kommende Saison rüsten. Nicht mit dabei sein wird Marcel Gaus, der seine Karriere beendet. Und auch der Weggang von Toptalent Luca Kerber (geht nach Heidenheim) steht schon fest. Und dann ist da neben den üblichen auslaufenden Verträgen auch noch die Frage, ob Cheftrainer Rüdiger Ziehl in seiner Doppelfunktion als Coach und Kaderplaner weitermacht?

Wer auch immer die künftige Mannschaft zusammenstellt, hat zumindest durch den tiefen Pokal-Run etwas größeren Spielraum, wenngleich die rund 6,5 Millionen Euro zum Teil in die Infrastruktur fließen sollen – Stichwort Rasen.

Ein paar Euro obendrauf könnten kommen, wenn der FCS seiner Favoritenrolle im Landespokal gerecht wird. Dort geht es am Dienstag gegen Saarlandligist Hertha Wiesbach, im Finale steht bereits der klassentiefere FC Homburg. “Wir müssen die Saison jetzt anständig zu Ende bringen und wenn möglich den Saarlandpokal gewinnen”, weiß Zeitz. Denn: “Mehr wird es in diesem Jahr nicht.”

“Wir werden alles tun”: Ziehl glaubt trotz Remis weiter an Aufstiegschance

Durch das 1:1 im Nachholspiel gegen Essen hat es der 1. FC Saarbrücken genauso wie sein Gegner verpasst, Druck auf Tabellenrang drei auszuüben. Verantwortlich dafür war vor allem eine schwache erste Halbzeit, da konnte auch eine starke zweite nichts mehr dran ändern.

Glaubt weiterhin an ein positives Ende der Saison: Rüdiger Ziehl.

Glaubt weiterhin an ein positives Ende der Saison: Rüdiger Ziehl.

IMAGO/Fussball-News Saarland

“Unser Ziel war es, fünf Spiele am besten zu gewinnen. Wir haben es gleich im ersten Spiel versaut sozusagen”, fand FCS-Kapitän Manuel Zeitz im Anschluss an das Spiel bei MagentaSport klare Worte. Dennoch musste er auch anerkennen: “Es ist halt einfach nicht leicht in der dritten Liga, auch gegen so eine gute Mannschaft, wie Essen es ist, Spiele zu gewinnen. Wir haben alles reingehauen, aber die erste Hälfte war einfach einen Tick zu schlecht.”

Die Hausherren hätten in der ersten Halbzeit “gar keinen Zugriff” gehabt und seien “nie in die Zweikämpfe gekommen”. Stattdessen habe Essen sich “mit Ball ausruhen” können und hatte “viel Zeit” gehabt, um “Angriffe vortragen” zu können. Nach der Pause dann habe der FCS das “Risiko komplett erhöht, haben dann fast über den ganzen Platz Mann gegen Mann gespielt”, was sich letztlich ausgezahlt hat, denn die Saarländer waren deutlich präsenter und hatten zahlreiche Chancen, um das Spiel sogar noch zu drehen.

3. Liga, Nachholspiel

Zwei wichtige Personalien, die mit am Aufschwung in Halbzeit zwei beteiligt gewesen sind, waren Kasim Rabihic und Amine Naifi, die jeweils zur 60. Minute eingewechselt wurden und nicht nur an vielen Aktionen beteiligt waren, sondern auch das Tor zu verantworten hatten. “Ich glaube die Einwechslungen waren einfach wichtig, um offensiv noch einmal mehr Personal auf den Platz zu bringen und entsprechend auch für Torgefahr zu sorgen”, lobte Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl unter anderem seine beiden Joker.

Generell fand er: “So wie die zweite Halbzeit dann war, mit welcher Wucht, mit welcher Power wir dann gespielt haben, welche Torchancen wir hatten, war es dann ärgerlich, dass wir das Spiel nicht gewinnen konnten.” Entsprechend nahm er “so ein bisschen Enttäuschung bei allen” war, was man anhand der Reaktionen der Spieler “auch gemerkt” habe.

“Mit der Art und Weise werden wir noch das ein oder andere Spiel gewinnen”

Stellt sich die Frage, warum der Pokalhalbfinalist solch eine Leistung nur 45 Minuten auf den Platz gebracht hat? “Weil ein Gegner auf dem Platz steht, der es auch ordentlich macht”, verteidigte Ziehl seine Mannschaft. “Die (Rot-Weiss Essen, Anm. d. Red.) sind einen Punkt vor uns in der Tabelle. Zu sagen, wir überrennen die einfach über 90 Minuten und die kriegen keine Torchance, ist dann auch ein bisschen überheblich vielleicht.” Auch Essen habe Aktionen gehabt, “die einfach gut sind”. Insbesondere die “zweiten Bälle, die sie gewonnen haben im Zentrum. Und entsprechend aus diesen Bällen dann auch nach vorne spielen konnten.” Von daher gelte es, “Respekt auch vor dem Gegner zu haben”.

Von nun an heißt es für den FCS aber wieder, den Blick nach vorne zu richten, denn “mit der Art und Weise” des Auftretens in Hälfte zwei “werden wir noch das ein oder andere Spiel gewinnen”. Wenngleich der FCS sein Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand hat, hält die Leistungssteigerung die Hoffnung laut Ziehl aufrecht, weiterhin mit ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können. “Ich denke, dass der ein oder andere, der vor uns ist, auch noch ein Spiel verlieren wird oder unentschieden spielen wird.”

“Von daher wird es an uns liegen, gerade die direkten Duelle zu gewinnen”, so Ziehl mit Blick auf die Partien bei Preußen Münster (36. Spieltag) und Jahn Regensburg (38.).  Insbesondere in Münster “ist ein Sieg Pflicht im Grunde, um das irgendwie möglich zu machen, das ist Fakt”. Aber “wir werden alles tun, um Spiele zu gewinnen und dann auf Ausrutscher von den Mannschaften vor uns zu hoffen”, verspricht er.