Kölns Kader-Paradoxon: Wer muss den FC noch verlassen?

Kölns Kader-Paradoxon: Wer muss den FC noch verlassen?

Seit Montag bereitet Gerhard Struber den 1. FC Köln auf die kommende Zweitligasaison vor. Doch bis zum Saisonstart dürfte sich der Kader noch verschlanken.

Kölns neuer Trainer Gerhard Struber (Mitte) bei der ersten Einheit mit seinem neuen Team am Montag in Köln.

Kölns neuer Trainer Gerhard Struber (Mitte) bei der ersten Einheit mit seinem neuen Team am Montag in Köln.

picture alliance/dpa

Christian Keller verzichtete auf die branchenüblichen Floskeln und Phrasen. “Davie Selke hat unser Angebot nicht angenommen. Es gibt keinen neuen Stand”, sagte der Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln über die Vertragsverhandlungen mit dem Stürmer. Selke fehlte beim Trainingsauftakt am Montag, der Vertrag des mit sechs Toren gefährlichsten Torjägers der vergangenen Saison beim FC läuft aus.

Keine Not wegen Selke

Stand jetzt gibt es für den 29-Jährigen keine Zukunft in Köln, aber wohl einige Angebote aus dem Ausland. Was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht doch noch zu einer Einigung zwischen Keller und Selke kommt – derzeit aber liegen zwischen beiden Parteien in Sachen Gehaltsvorstellung noch Welten, und Keller ist nicht bereit, das Gehaltsgefüge zu sprengen.

Ohnehin herrscht keine ganz große Not in Köln, Selke unbedingt halten zu müssen. Jedenfalls nicht, was die Quantität im Kader angeht. 23 Spieler trainierten am Montag mit Struber, sieben weitere werden nach Verletzungen oder Länderspielabstellungen in den kommenden Wochen dazustoßen. “Der Kader ist interessant und von Persönlichkeiten geprägt”, findet Struber, der dem Team zutraut, mit seiner Spielidee “nachhaltig und konstant Punkte zu holen”.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit 30 Spielern in die Saison gehen.

Geschäftsführer Christian Keller

Selkes Qualität ist für solche Unterfangen unbestritten, allerdings fehlte der Mittelstürmer oft auch verletzt. Und, nicht ganz unwichtig: Die Kölner fürchten, ein unumstrittener Stammspieler Selke könnte den Talenten im Kader Spielzeit kosten. Damion Downs etwa, aber auch Tim Lemperle oder Jaka Potocnik sollen die Zukunft sein und entsprechend auf Spielzeit in der zweiten Liga kommen.

Keller hat daher keinen Druck, auf Selke zuzugehen, vielmehr muss er die paradoxe Situation moderieren, plötzlich ein Überangebot an Offensivspielern im Kader zu haben. Abgesehen von Talent Justin Diehl und Leih-Spieler Faride Alidou hat Keller bislang alle Angreifer halten können, mit Maximilian Schmid, Marvin Obuz und Lemperle kehrten dafür drei Akteure von Leih-Stationen zurück. Obuz und Lemperle darf man – genauso wie Downs – in der 2. Liga eine gewichtige Rolle zutrauen, sodass Struber plötzlich die Qual der Wahl hat.

“Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit 29 oder 30 Spielern in die Saison gehen”, sagte Keller deshalb. Struber muss deshalb in den kommenden Wochen entscheiden, welche Akteure das Profitraining noch verlassen. Die drei Youngster Potocnik, Fayssal Harchaoui, Julian Pauli könnten etwa in die U 21 zurückkehren, wobei auf Paulis Position in der Innenverteidigung und auf Harchaouis im Mittelfeld weniger Konkurrenzdruck herrscht als im Sturm.

Uth geht es langsam an

Da tummeln sich 12 Spieler für vier oder maximal fünf Planstellen in Strubers FC-Startelf. Schmid und Florian Dietz, der in der vergangenen Saison überhaupt keine Rolle spielte, könnte es am ehesten treffen. Überraschungen sind aber nicht ausgeschlossen, auch erneute Ausleih-Geschäfte nicht.

Einen ersten kleinen Fingerzeig werden die Testspiele in den kommenden Wochen geben. Am Samstag gibt Struber sein Köln-Debüt beim VfL Rheingold Poll, am 05. Juli steht der nächste Test gegen die Sportfreunde Siegen an. Ob Mark Uth dann schon mitmischt, ist offen, der verletzungsanfällige Routinier wird den ersten Teil der Vorbereitung “sehr individuell gestalten”, teilte Keller mit. So soll Uth wieder weniger verletzt sein und eine größere Rolle auf dem Platz spielen. Die Konkurrenz in der Offensive würde mit einem fitten Uth in Form noch größer. Aber das dürfte Struber angesichts des angepeilten Aufstiegs ja freuen.

Jim Decker