Sommer über “Shaq”: “Warum schießt du? Bitte nicht!”

Sommer über “Shaq”: “Warum schießt du? Bitte nicht!”

Xherdan Shaqiri schießt die Schweiz Richtung Achtelfinale und verzückt die Eidgenossen beim 1:1 gegen Schottland mit einem Traumtor. Die Mitspieler und beide Nationaltrainer schwärmen vom Kunstschützen, der sich zudem einen Eintrag in die Rekordbücher gesichert hat.

Xherdan Shaqiri erzielte ein Traumtor für die Schweiz.

Xherdan Shaqiri erzielte ein Traumtor für die Schweiz.

IMAGO/Colorsport

Die Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe atmeten auf. Als Xherdan Shaqiri im Vollsprint auf den Ball zustürmte und dann tatsächlich mit dem linken Fuß zum Fernschuss ausholte, schien alles möglich – bis hin zu einem Glasschaden an einer der Linie-1-Bahnen, die vor dem Stadion verkehren. Aber Xherdan Shaqiri ist Xherdan Shaqiri. Der Schweizer Kunstschütze knallte die Kugel eben nicht über das Stadiondach, sondern versenkte sie, irre Flugkurve inklusive, aus knapp 20 Metern beim 1:1 gegen Schottland im linken Winkel. Prädikat: Traumtor.

Bei dieser spektakulären Aktion hielten sogar die Kollegen den Atem an. “Zuerst habe ich gedacht: Warum schießt du? Bitte nicht. Aber es ist halt Shaq, einfach Shaq”, sagte Torhüter Yann Sommer und zuckte lachend mit den Schultern. Manuel Akanji staunte: “Ich weiß nicht, wie viele aus unserer Mannschaft dieses Tor so schießen könnten. Aber er hat das Selbstvertrauen, um aus dieser Position abzuziehen. Der Ball ging perfekt rein.”

Ich musste froh sein, dass ich mir meine Knie dabei nicht verletzt habe.

Xherdan Shaqiri

Shaqiri, der seit Februar 2022 bei Chicago Fire in den USA spielt, trug sich mit diesem Treffer in die Rekordbücher ein. Der 32-Jährige ist der erste europäische Profi, der bei allen sechs Fußball-Großturnieren seit der Weltmeisterschaft 2014 ein Tor erzielte. “Das ist schon sehr speziell. Ich bin stolz darauf”, sagte Shaqiri zu seinem Rekordschuss und erklärte, wie es dazu kam: “Ich wollte den Fehler des Gegners ausnutzen und sah, dass der Torhüter weit draußen stand. Ich dachte mir: ‘Komm, den schlenz ich jetzt rein.’ Ich musste froh sein, dass ich mir meine Knie dabei nicht verletzt habe. Und ich habe den Ball perfekt getroffen.”

Nicht nur die Mitspieler, auch die beiden Trainer zeigten sich beeindruckt. “Ein wunderschönes Tor. Da hat kein Blatt mehr ins Kreuzeck gepasst. Das sind seine Momente. Man hat gesehen, dass er für diese Momente lebt”, sagte Nati-Coach Murat Yakin. Schottlands Trainer Steve Clarke meinte voller Anerkennung: “Wenn dort ein anderer Spieler gestanden hätte als Shaqiri, wäre es kein Tor geworden. Das sagt alles über seine Klasse aus.”

Jan Lustig