“Charakter vor Spielkunst”: Wie Niemeyer aus wenig viel machte

“Charakter vor Spielkunst”: Wie Niemeyer aus wenig viel machte

Am Montag steigt Peter Niemeyer als neuer Leiter Profifußball beim SV Werder Bremen ein. Was ihn als Manager in Münster auszeichnete.

Peter Niemeyer wird neuer Leiter Profifußball beim SV Werder Bremen.

Peter Niemeyer wird neuer Leiter Profifußball beim SV Werder Bremen.

IMAGO/Revierfoto

Bernhard Niewöhner erinnert sich noch ziemlich genau an das Telefonat im Frühsommer 2020. Der damalige Geschäftsführer des SC Preußen Münster erreichte Peter Niemeyer damals auf einer Urlaubsinsel in den Ferien. Dass dieser seiner Offerte für den Posten als neuer Sportdirektor des gerade in die Regionalliga abgestiegenen Traditionsklubs nicht direkt zusagte, fiel dem heute 73-Jährigen sogleich positiv auf: “Ich mag diese Typen nicht, die von einer Sache zur anderen springen.”

Niewöhner hatte seine Hausaufgaben gemacht und eine Liste mit Kandidaten erstellt. Er wusste, dass beim FC Twente Enschede, wo Niemeyer nach der aktiven Karriere unter dem komplexen Stellenprofil als “Head of Development” erste wertvolle Erfahrungen machen konnte, ein größerer struktureller Umbruch bevorstand – und dass der im Münsterland geborene Ex-Profi mittlerweile auch in Münster wohnte.

Niemeyer, der “Glücksgriff”

Berührungspunkte mit dem SC Preußen hatte es für Niemeyer bis dato indes kaum gegeben. Und nach seiner Zusage hätte die Aufgabe für den Neuling zu Beginn nicht viel größer sein können: Der Großteil des Kaders konnte die Münsteraner nach dem Abstieg verlassen, der Vertrag mit Trainer Sascha Hildmann war bereits ohne seine Mitsprache verlängert worden – doch vor allem lag im Sommer 2020 nach neunjähriger Drittliga-Zugehörigkeit eine natürliche Schwere über dem Verein.

Podcast

Jetzt die fünfte Folge hören: Er macht ihn!


38:13 Minuten

alle Folgen

Vier Jahre später spielt der Klub ab der kommenden Saison nun erstmals seit 1991 wieder in der 2. Liga, stieg kürzlich zum zweiten Mal in Folge auf. Dank Niemeyer, wie Niewöhner findet: “Er war ein absoluter Glücksgriff. Ohne Peter wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind”, erklärt der Mann, der 2022 aus seinem Amt ausschied, ehe er zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Niemeyer stieg im selben Jahr zum Geschäftsführer Sport auf, nachdem er Strukturen geschaffen, Neuerungen vorangetrieben und auf menschlicher Ebene Veränderungen in der Zusammenarbeit bewirkt hatte, die den Erfolg ermöglichten. Und das, so Niewöhner, indem er sich dabei “immer exakt an die finanziellen Vorgaben gehalten hat”.

Lässt sich sein Erfolg bei Werder fortführen?

Niemeyer machte in Münster aus wenig viel. Ob sich seine Arbeit auf höherem Level auch bei Werder in der Bundesliga einfach so fortführen lässt? Im Umfeld des Zweitliga-Aufsteigers bestehen daran kaum Zweifel, insbesondere bei den Themen Netzwerk und Neuzugänge habe Niemeyer viel bewegt, wie nicht nur Niewöhner berichtet: “Gerade zu den Scouting-Ergebnissen wird er eine gute Meinung haben. Bei seiner Kaderzusammenstellung galt immer: Charakter vor Spielkunst. Und das ist die absolut richtige Maxime.”

Wieso Peter Niemeyer die Wunschlösung beim SV Werder Bremen war, weshalb der Ex-Profi die Bundesliga nach seiner Karriere eigentlich zunächst nur im Fernsehen verfolgen wollte und was er an der Zeit in Münster zu schätzen wusste, lesen Sie in der Montagsausgabe des kicker (schon am Sonntagabend digital abrufbar als eMagazine).

Tim Lüddecke