“Die Akkus sind wieder voll”: Wildersinn und die Stuttgarter Kickers sind bereit für den Neustart

“Die Akkus sind wieder voll”: Wildersinn und die Stuttgarter Kickers sind bereit für den Neustart

16 Jahre nach seiner Spielerzeit bei den Stuttgarter Kickers kehrt Marco Wildersinn als Cheftrainer auf die Waldau zurück. Nach Platz zwei in der abgelaufenen Regionalliga Südwest-Saison möchte er den Traditionsverein mit einer attraktiven Spielweise weiterentwickeln.

Nach 16 Jahren zurück an alter Wirkungsstätte: Marco Wildersinn wird Cheftrainer bei den Stuttgarter Kickers

Nach 16 Jahren zurück an alter Wirkungsstätte: Marco Wildersinn wird Cheftrainer bei den Stuttgarter Kickers

IMAGO/osnapix

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Marco Wildersinn hat “Bock” auf seinen neuen Job. Seit Donnerstag ist der 43-Jährige neuer Cheftrainer der Stuttgarter Kickers in der Regionalliga Südwest. Keine zwei Wochen zuvor hatte er noch als Coach der Würzburger Kickers nach der Regionalliga Bayern-Meisterschaft in den Aufstiegsspielen gegen Hannover 96 II den Sprung in die 3. Liga knapp verpasst. “Wir haben ein paar Tage gebraucht, um damit umzugehen. Danach bin ich mit dem Verein in den Austausch und nach einigen Überlegungen und zwei Gesprächen war klar, dass mein Weg woanders weitegeht”, berichtet Wildersinn.

Sofort auf einer Wellenlänge

In dieser Phase kamen bereits die Stuttgarter Kickers nach der Trennung von Mustafa Ünal auf den gebürtigen Baden-Badener zu. “Mein ehemaliger Mannschaftskollege Enzo Marchese (Anm. d. Red.: Head of Sponsoring bei den Stuttgarter Kickers) hat sich bei mir gemeldet und danach gab es recht schnell den Kontakt zu Marc Stein.” Der SVK-Sportdirektor überzeugte Wildersinn bei einem Treffen in Stuttgart-Degerloch von den Bedingungen und der Zusammenarbeit. “Wir haben uns über einen möglichen Weg ausgetauscht und waren beide schnell der Meinung, dass das sehr gut passen könnte”, sagt Wildersinn. “Wir sind davon überzeugt, dass Marco menschlich und fachlich sehr gut zum Team passen wird”, ergänzt Stein.

Unbekannt sind Wildersinn die Gegebenheiten auf der Waldau ohnehin nicht. Von 2005 bis 2008 trug der einstige Innenverteidiger in 60 Spielen in der damals drittklassigen Regionalliga das Trikot der Blauen, wurde dabei unter anderem vom späteren Bundesliga-Trainer Robin Dutt und Bochums Neu-Coach Peter Zeidler trainiert. “Das war eine schöne Zeit, in der ich mich sehr wohlgefühlt und viel mitgenommen habe. Der Kontakt ist nie komplett abgerissen.”

Unter Nagelsmann und Tedesco gereift

Jetzt kehrt Wildersinn als Cheftrainer unter den Stuttgarter Fernsehturm zurück und hat klare Vorstellungen. “Ich habe gerne Spielkontrolle und das Heft des Handelns in der Hand. Wenn der Gegner den Ball hat, ist mir gutes Pressing und Gegenpressing wichtig. Im Ballbesitz möchte ich, dass wir gute Lösungen finden, klar hinten raus spielen und vorne kreativ sind, um offensiv eine gute Power zu entwickeln und viele Torchancen herauszuspielen”, erläutert Wildersinn seinen fußballerischen Ansatz.

Bei der TSG Hoffenheim, wo der Pro-Lizenz-Inhaber bis 2020 fast sieben Jahre die U 23 trainierte, pflegte Wildersinn einen engen Austausch mit dem jetzigen Bundestrainer Julian Nagelsmann, bei dem er damals auch hospitierte, sowie Belgiens Nationalcoach Domenico Tedesco. “Das war sehr lehrreich”, sagt Wildersinn, der auch Wert auf ein gutes Miteinander legt. “Offene und ehrliche Kommunikation ist wichtig, um gemeinsam einen Weg zu finden. Da muss jeder miteingebunden sein. Am Ende entscheidet der Cheftrainer, aber immer auf Basis eines guten Austausches.”

Bereit für den Neustart

Nach dem auf der Zielgerade verpassten Durchmarsch in die 3. Liga sind die Stuttgarter Kickers bereit für den Neustart. Der Vertrag mit Haupt- und Trikotsponsor MHP wurde um drei weitere Jahre verlängert. Personell hat man mit Vico Meien, David Tomic und Milan Petrovic bereits drei Neuzugänge verpflichtet. Dazu kehrt Konrad Riehle nach seiner Leihe zur SG Sonnenhof Großaspach zumindest vorerst zurück. “Grundsätzlich steht uns ein guter Kader zur Verfügung, der eine fast perfekte Saison gespielt hat. Ich habe auch immer Lust junge Spieler zu integrieren und zu entwickeln. Möglicherweise schauen wir noch nach jeweils einem Spieler für die Offensive und Defensive. Aber es besteht keine Eile”, sagt Wildersinn, der mit seiner Familie zeitnah in die Stuttgarter Region ziehen wird und am Dienstag (14 Uhr) mit 26 Spielern in die Vorbereitung auf die Ende Juli beginnende Regionalliga-Saison startet. “Ich habe das Wochenende nochmal genossen. Die Akkus sind wieder voll und ich freue mich, dass es losgeht.”

Daniel Haug