Nach dem Hintern-Abwischen mit Thons Trikot: Koemans Rückkehr nach Hamburg

Nach dem Hintern-Abwischen mit Thons Trikot: Koemans Rückkehr nach Hamburg

Wenn die Niederlande am Sonntagnachmittag im Hamburger Volksparkstadion auf Polen treffen, wird Bondscoach Ronald Koeman im Fokus stehen. 36 Jahre ist es mittlerweile zwar her, dass er als Kapitän der Elftal für einen der größten EM-Eklats sorgte – der Vorfall begleitet ihn aber bis heute.

Mit dem Trikot von Olaf Thon (re.) sorgte Ronald Koeman für einen der größten EM-Eklats.

Mit dem Trikot von Olaf Thon (re.) sorgte Ronald Koeman für einen der größten EM-Eklats.

imago/Norbert Schmidt

Natürlich ist Ronald Koeman dieser Tage wieder häufiger darauf angesprochen worden. Die Niederlande gegen Gastgeber Deutschland, das Volksparkstadion in Hamburg, Halbfinale bei der Europameisterschaft 1988: Trotz eines Rückstands gewann Oranje mit 2:1 und ein paar Tage später seinen ersten und bis heute einzigen großen Titel. Was aber ebenso im kollektiven Gedächtnis blieb wie der Titelgewinn, war die Geste, die Koeman später als “impulsive Reaktion” bezeichnete, als “dumme Aktion, die mich mein Leben lang begleiten wird”.

Im Überschwang, den Erzrivalen besiegt zu haben und im Endspiel zu stehen, tat er so, als wische er sich den Hintern mit dem DFB-Trikot ab, das er kurz zuvor mit Olaf Thon getauscht hatte. Bis heute wird Koeman stets damit konfrontiert, wenn er in Deutschland ist – so auch in diesen Tagen, die den 61-Jährigen zurück nach Hamburg führen, an jenen Ort, an dem er seinerzeit für einen der größten Eklats der EM-Historie gesorgt hatte.

Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, das hat er oft gesagt.

Im Volkspark trifft Koeman mit seiner Mannschaft auf Polen und bestreitet dabei sein erstes Turnierspiel als Bondscoach. Vor vier Jahren hatte er die Elftal zwar schon einmal zu einer Europameisterschaft geführt – als diese dann aber im Zuge der Corona-Pandemie verschoben wurde, verschlug es Koeman zum FC Barcelona.

Erst jetzt kommt er in seiner zweiten Amtszeit als Trainer der Niederlande zu seinem Turnierdebüt. Für Koeman eine günstige Gelegenheit, um es seinen Kritikern zu zeigen. Obwohl er 1988 Kapitän war, als Oranje bei der EM triumphierte, stand Koeman im Schatten von Marco van Basten, Ruud Gullit und Frank Rijkaard. Auch als Bondscoach genießt er nicht den guten Ruf, den etwa Louis van Gaal und Rinus Michels haben.

Koeman und Thon machen kein großes Aufheben um die Geste

Sollten die Niederlande jetzt aber wieder bei einer Europameisterschaft in Deutschland erfolgreich sein, würde das auch Koeman eine Menge Anerkennung einbringen. Dass er vor 36 Jahren einen großen Fehler gemacht hat, darum will er jetzt kein allzu großes Aufheben machen.

“Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, das hat er oft gesagt. Es bedarf nicht eines Treffens oder einer Entschuldigung”, sagt auch Olaf Thon gegenüber dem SID. Und: “Das, was er gemacht hat, kann ich viel besser ertragen, als wenn er mir hinten die Achillessehne durchgetreten hätte. Das wäre viel schlimmer gewesen.”