Kamps wird 60: Der Elferkiller mit dem Hang zum Schrillen

Kamps wird 60: Der Elferkiller mit dem Hang zum Schrillen

Er ist seit 42 Jahren bei Borussia Mönchengladbach, eine Legende bei den Fohlen. Am heutigen Mittwoch feiert Uwe Kamps seinen 60. Geburtstag.

Lange Jahre Gladbachs Nummer 1: Uwe Kamps.

Lange Jahre Gladbachs Nummer 1: Uwe Kamps.

IMAGO/Bildbyran

DFB-Pokalsieger, unbezwingbarer Elfmeterheld, der Torhüter mit den schrill-bunten Trikots und den langen Haaren, Förderer von Marc-André ter Stegen oder einfach ewiger Borusse – es gibt so viele Momente, Situationen, Dinge, die mit Uwe Kamps in Verbindung gebracht werden. Und das verwundert auch nicht, immerhin ist Kamps schon seit 42 Jahren Borusse, eine Institution im Klub.

Nur Berti Vogts mit 419 Einsätzen absolvierte für die Gladbacher mehr Bundesligaspiele als Kamps, der das Fohlen-Trikot in 390 Liga-Begegnungen trug. Nach der aktiven Karriere arbeitete Kamps 14 Jahre lang als Torwarttrainer beim fünfmaligen deutschen Meister und ist seit nunmehr drei Jahren Head of Goalkeeping bei der Borussia.

Dass Kamps einmal in den Kreis der Klublegenden aufsteigen würde, war nicht abzusehen, als 1982 der gerade mal 18 Jahre alte Nachwuchstorwart in Gladbach seinen ersten Profivertrag unterschrieb. Damals stattliche 2.500 Mark gab’s als Brutto-Gehalt, dazu kam eine Jahresleistungsprämie von 25.000 Mark. Investiert wurde das Geld in einen VW Scirocco, damit ihn der Vater nicht mehr zum Training fahren musste. “Gegen die alten Hasen bekam ich beim Fünf-gegen-Zwei, was ich vorher überhaupt nicht kannte, jeden Ball durch die Beine. Außerdem dachte ich bei jedem Waldlauf, ich muss sterben”, erinnerte sich Kamps mal an seine Anfänge im Training zurück.

Jupp Heynckes hieß sein erster Trainer in Gladbach. Mit dem Coach sei er öfter “brutal angeeckt”, berichtete Kamps jüngst wieder in einem Klub-Podcast. Den Brilli im Ohr konnte der ordnungsliebende Heynckes dem Youngster und Frauenschwarm noch verbieten, um die wasserstoffblond gefärbten Haare gab es mächtig Zoff. “Jupp Heynckes hat mich richtig zusammengefaltet vor der versammelten Mannschaft. Er wollte mich direkt wieder zum Friseur schicken. Eigentlich war’s auch ein Frisuren-Unfall, ich wollte mir nur Strähnchen machen lassen”, erzählt Kamps.

“Bunte Trikots, Ohrringe und die vier gehaltenen Elfmeter. Über diese Dinge habe ich in meinem Fußballerleben wahrscheinlich am meisten gesprochen”, so Kamps weiter. Schrille Torwarttrikots und ausgefallene Langhaar-Frisuren (WÜber die Jahre wurden die Haare dann immer kürzer”) wurden zum Markenzeichen.

Große Momente im DFB-Pokal

Seine sportliche Sternstunde erlebte er 1992 im Halbfinale des DFB-Pokals. Gegen Bayer Leverkusen hält Kamps alle vier Elfmeter. “Das außergewöhnlichste Spiel meiner Karriere”, so Borussias langjährige Nummer 1. “Aber durch dieses Spiel wurde ich oftmals auch auf den Elfmeterkiller reduziert. Dabei waren es schon noch ein paar Sachen mehr, die ich in meiner Karriere geleistet habe.” 1988 etwa gewann er bei den Olympischen Spielen in Seoul mit der deutschen Olympiaauswahl die Bronzemedaille. Der größte Triumph mit der Borussia gelang ihm 1995 – mit dem Gewinn des DFB-Pokals durch ein 3:0 gegen den VfL Wolfsburg. Auf dem Alten Markt in Mönchengladbach ging die große Party tags drauf weiter. Kamps: “Die Begeisterung und die Masse von Leuten war unglaublich. Das war sicher einer der schönsten Tage meiner Laufbahn.”

Mit einem weiteren emotionalen Highlight beendete er im Mai 2004 die Karriere. Zum Abschied des Bökelbergs durfte er als fast 40-Jähriger noch mal für ein paar Minuten zwischen die Pfosten. Seitdem widmet er sich ganz der Ausbildung der nächsten Torhütergenerationen. Marc-André ter Stegen ist sicherlich das Paradebeispiel für den Erfolg der Gladbacher Torwartschule. Aber auch einen Janis Blaswich oder einen Moritz Nicolas, der in der abgelaufenen Saison den Bundesligadurchbruch schaffte, hatte er unter seinen Fittichen. Und die nächsten Talente befinden sich bereits auf dem Sprung, weshalb in Zukunft vielleicht ja auch mal ein seit langem bestehender Wunsch von Kamps in Erfüllung gehen könnte: Dass drei Torhüter im Profikader aus der eigenen Borussia-Jugend stammen.

Jan Lustig