Lahm: “Ich vertraue der Klasse eines Manuel Neuer”

Lahm: “Ich vertraue der Klasse eines Manuel Neuer”

Voller Vorfreude blickt Turnierdirektor Philipp Lahm (40) auf die anstehende Heim-EM – und will sich nicht mit Franz Beckenbauer vergleichen.

Ist bei vielen EM-Spielen live vor Ort: Philipp Lahm.

Ist bei vielen EM-Spielen live vor Ort: Philipp Lahm.

IMAGO/Sven Simon

Eine Viertelstunde lang blickte Philipp Lahm am Dienstag in München im Rahmen eines Termins seiner “Philipp Lahm Stiftung” und Partner Lego auf die Träume, die er Kindern in seinen jährlich mehrfach stattfindenden Sommercamps ermöglicht. Und wie diese korrelieren mit dem ehemaligen Fußballer Lahm und der anstehenden Europameisterschaft im eigenen Land.

Anschließend nahm sich der Turnierdirektor Zeit für die sportlichen Fragen und sprach dabei über…

… ein mögliches neues Sommermärchen: “Ich glaube, dass wir als Organisation die Grundvoraussetzungen geschaffen haben. Die Stadien, die Host-Cities, die Fans – rundum passt alles. Jetzt brauchen wir eine Mannschaft, die begeistert, die begeisternden Fußball spielt, die als Mannschaft auftritt. Dann bin ich sehr, sehr zuversichtlich, dass wir alle bereit sind, gemeinsam ein großes Fest zu feiern in diesem Jahr.”

… die Titelfavoriten bei der EM: “Die üblichen Verdächtigen, würde ich sagen. Für mich hat Frankreich immer noch den talentiertesten Kader. Aber ich wünsche mir eine Mannschaft, die überrascht, wie Island 2016. Aber ansonsten werden es die Top-Nationen unter sich ausmachen.”

… die deutsche Mannschaft: “Wenn man zurückblickt auf 2006, was das mit der Mannschaft gemacht hat … Diese Euphorie und diese Begeisterung haben der Mannschaft sehr, sehr viel Energie gegeben. Dadurch sind wir auch so weit gekommen. Deswegen: Wenn die Mannschaft gut und wirklich als Team auftritt, dann kann es diese Begeisterung wieder geben. Und dann ist der deutschen Mannschaft alles zuzutrauen.”

… seine Nervosität als Turnierdirektor: “Ich war sehr aufgeregt vor meinem ersten Turnier 2004 und vor der Heim-EM auch. Weil das natürlich eine große Verantwortung ist, die man als Spieler hat. Jetzt ist die Vorfreude einfach riesengroß. Wir haben 2018 den Zuschlag bekommen, und jetzt sind fast sechs Jahre um. Es wird endlich Zeit, dass dieser Ball rollt. Ich freue mich einfach sehr über das Eröffnungsspiel jetzt am Freitag Deutschland gegen Schottland.”

… seine Erwartungen an die Fan-Zonen in den Städten: “Dass viele Menschen zusammenkommen, dass sie gemeinsam feiern, dass sie ein Gemeinschaftserlebnis haben, an das sie ihr Leben lang denken. Wenn ich zurückdenke an 2006: Da weiß jeder, wo er bei jedem Spiel war – mit Freunden oder Familie. Jeder Deutsche weiß, wo er war, als Mario Götze das entscheidende Tor 2014 geschossen hat. Das verbindet wieder und schürt den Zusammenhalt. Deswegen würde ich mir wünschen, dass es viele Begegnungen gibt, nicht nur unter Deutschen, sondern vor allem europa- und weltweit.”

“Ich werde nicht mit dem Hubschrauber fliegen, sondern häufig die Bahn nehmen”

… die Fußstapfen des damaligen Turnierdirektors Franz Beckenbauer: “Ich werde mich sicher nicht mit Franz Beckenbauer vergleichen. Die Fußstapfen sind einfach unglaublich groß. Ich bin dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte. Was mache ich anders? Eine Sache ist klar: Es muss natürlich in die heutige Zeit passen. Turniere verändern sich, die Zeiten verändern sich. Ich werde nicht mit dem Hubschrauber von einem Spielort zum anderen fliegen. Ich werde häufig die Bahn nehmen. Das wird sicher ein Unterschied sein. Ich werde mir jeden Tag, vor allem in der Vorrunde jeden Tag, ein Spiel anschauen und so viele Mannschaften wie möglich sehen.”

… die Situation um Manuel Neuer: “Ich glaube, dass Manuel unglaublich erfahren ist und wir am Freitag wieder den Rückhalt sehen werden, der er die letzten Jahre, ja fast schon Jahrzehnte für die deutsche Nationalmannschaft war. Und da vertraue ich der Erfahrung und der Klasse eines Manuel Neuer.”

… die Parallelen zwischen ihm und Joshua Kimmich: “Jo braucht, glaube ich, keinen Tipp von mir. Ich habe das Gefühl, dass er die Rolle, die ihm jetzt klar zugeteilt wurde, zu 100 Prozent akzeptiert und sich da in den Dienst der Mannschaft stellt. Und ich glaube, er will auch ein erfolgreiches Turnier spielen. Deswegen lernt man als junger Spieler, egal bei welchem Verein: Man stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft. Die Mannschaft ist immer das, was zählt, und das macht Jo sicher dieses Turnier auch.”

Mario Krischel