Erschreckende THW-Zahlen – Jicha fühlt “fast ein bisschen Angst”

Erschreckende THW-Zahlen – Jicha fühlt “fast ein bisschen Angst”

Der THW Kiel ist im Champions-League-Halbfinale krachend an Rekordsieger Barcelona gescheitert. Die nackten Zahlen der Kieler Performance waren erschreckend. Entsprechend ernüchtert fiel das Fazit von Cheftrainer Filip Jicha aus.

Die Köpfe zeigten gen Boden: Die Profis des THW Kiel waren nach dem Halbfinale enttäuscht.

Die Köpfe zeigten gen Boden: Die Profis des THW Kiel waren nach dem Halbfinale enttäuscht.

Sascha Klahn

Im Viertelfinale gegen den französischen Vertreter Montpellier hatte der THW das “Wunder von Kiel” vollbracht. Warum also sollte man nicht an eines im Halbfinale gegen Rekordsieger Barcelona glauben? Von Zuversicht und Optimismus war beim einst so stolzen deutschen Rekordmeister nur in der Anfangsphase etwas zu spüren.

Kiel wehrte sich nach Kräften, gerade mit Härte in der Abwehr sollten die Katalanen vor Aufgaben gestellt werden. Das gelang ein paar Minuten, dann gar nicht mehr. Lediglich zwei Zeitstrafen sprechen beim krachenden 18:30 eine deutliche Sprache. Und nicht gerade dafür, dass sich Kiel übermäßig wehrte. Im Gegensatz zum SC Magdeburg im packenden ersten Halbfinale.

Auch die restlichen Kieler Zahlen eines Halbfinals zum Vergessen – eines der deutlichsten der letzten Jahre – waren erschreckend. 18 Tore warf das Team um Domagoj Dunvjak, mit gerade mal vier Treffern bester Torschütze, bei 48 Versuchen. Das macht eine Wurfquote von 38 Prozent, die nicht einmal in der Bundesliga für einen Sieg gegen einen Abstiegskandidaten reichen dürften. Barcelona verwandelte 73 Prozent seiner Würfe.

Auch 16 Ballverluste des THW sind in einem Halbfinale zu viel, obwohl Barcelonas 21 (!) derweil überhaupt nicht ins Gewicht fielen. Ein springender Punkt waren auch lediglich vier Torhüter-Paraden auf Kieler Seite, bei Barcelona waren es derer 20 – eine Vier-Prozent- stand einer 53-Prozent-Quote gegenüber.

Auftritt von Perez de Vargas passt ins Bild

Dass ausgerechnet Gonzalo Perez de Vargas, der im Sommer 2025 nach Kiel wechseln wird, gegen Ende des Spiels fünf der sechs Würfe auf sein Tor parierte, passte ins Bild. Alle seine drei Siebenmeter verwarf der THW – selbst der einst so traumwandlerisch sichere Niclas Ekberg scheiterte vom Strich. Barcelona verwandelte zwei seiner drei Strafwürfe.

“Es war ein sehr enttäuschender Abend für uns”, bilanzierte Cheftrainer Filip Jicha anschließend wenig überraschend auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Sein Team sei “nicht in der Lage” gewesen, “Energie und Qualität zu zeigen”.

Die vielen Fehlwürfe – vor allem gegen den herausragenden Emil Nielsen (15 Paraden, darunter alle drei Siebenmeter) – hätten Kiel “unruhig” werden lassen, so Jicha. “In so einem Halbfinale gegen Barcelona muss man mutig sein”, stellte der Welthandballer von 2010 klar: “Aber wir waren heute leider sehr überrascht und haben fast ein bisschen Angst gezeigt. Barcelona hat uns in allem überrollt. Deshalb müssen wir auch eine solche Niederlage hinnehmen. Es ist sehr schwer für mich, darüber zu sprechen.”