Die große Nielsen-Show in Köln: Kiel ist gegen Barcelona chancenlos

Die große Nielsen-Show in Köln: Kiel ist gegen Barcelona chancenlos

Der Traum von einem rein deutschen Champions-League-Finale war bereits geplatzt, als der THW Kiel sein Halbfinale gegen Rekordsieger Barcelona überdeutlich mit 18:30 (9:15) verlor. In Köln biss sich der deutsche Rekordmeister an Keeper Emil Nielsen früh die Zähne aus.

Kaum zu überwinden: Barcelonas Keeper Emil Nielsen zog Kiel im Halbfinale schnell den Zahn.

Kaum zu überwinden: Barcelonas Keeper Emil Nielsen zog Kiel im Halbfinale schnell den Zahn.

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Nach einem packenden ersten Halbfinale, in dem es vor der letzten Spielminute nur eine einzige Zwei-Tore-Führung einer Mannschaft gegeben hatte, scheiterte auch im zweiten das deutsche Team – allerdings wesentlich deutlicher. Kiel hatte vom Start weg mit dem FC Barcelona riesige Probleme.

Der Rekordsieger aus Katalonien war sofort auf Betriebstemperatur und führte nach nicht einmal 180 Sekunden mit 3:0. Der THW allerdings wollte sich so leicht seinem Schicksal nicht ergeben, nicht nach dem “Wunder von Kiel” im Viertelfinal-Rückspiel gegen Montpellier. Und tatsächlich kam der deutsche Rekordmeister durch Härte in der Abwehr und Tempo im Spiel nach vorne zurück. Harald Reinkind stellte nach sieben Minuten auf 4:4, hinten peitschte der emotionale Leader Patrick Wiencek auch die Kieler Ecke der Kölner Arena an.

Barcelona, das in der heimischen Liga traditionell kaum Gegenwehr bekommt, wirkte kurz beeindruckt. Der große Favorit hatte allerdings den riesigen Trumpf zwischen den Pfosten: Emil Nielsen, der dem DHB-Team in gleicher Halle im Januar im EM-Halbfinale den Zahn gezogen hatte, lieferte ein überragendes Spiel ab.

Der Däne parierte in der ersten Hälfte alleine acht der 17 Würfe auf sein Tor und stand bei einer außerirdischen Fangquote von 47 Prozent. Zum Vergleich: Kiels Keeper Samir Bellahcene (1/10) und Tomas Mrkva (2/6) hielten zusammen nicht einmal die Hälfte der Bälle, die in Nielsens Fängen landeten.

Kurzer Kieler Hoffnungsschimmer

THW-Cheftrainer Filip Jicha musste reagieren und setzte auf den siebten Feldspieler. Eine Taktik, die nicht aufgehen sollte – schon zur Pause war angesichts des 15:9 eine Vorentscheidung gefallen. Und auch nach dem Seitenwechsel hatten Dika Mem & Co. den Taktstock fest in der Hand. Beim 18:10 war der Vorsprung noch deutlicher angewachsen.

Weil der THW in der Folge allerdings einen 4:0-Lauf durch Karl Wallinius krönte (38.), zog Barcelonas Trainer Carlos Ortega, der im Sommer 2021 von der TSV Hannover-Burgdorf nach Barcelona gewechselt war, die Timeout-Karte. Eine, die ihre Wirkung nicht verfehlen sollte.

Auch weil Nielsen seine nächste unwiderstehliche Antwort gab, indem er Kiel den dritten Siebenmeter wegnahm. Kurz darauf war der alte Acht-Tore-Vorsprung wiederhergestellt (22:14, 43.). In der Schlussviertelstunde konnte Barcelona bereits Körner sparen mit Blick aufs Endspiel gegen Aalborg, die Katalanen rotierten durch – und dennoch wuchs der Vorsprung deutlich an (30:18).

Während Aalborg am Sonntagabend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) nach dem ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte greift, wäre es für Barcelona bereits der zwölfte Triumph im wichtigsten europäischen Wettbewerb. Magdeburg, das dem THW national längst den Schneid abgekauft hat, ist ab 15 Uhr Kieler Gegner im Spiel um Platz drei.