Kinderbuchautor und Mister Game-Seven: Das sind Draisaitls Mitspieler

Kinderbuchautor und Mister Game-Seven: Das sind Draisaitls Mitspieler

Ab der Nacht auf Sonntag wird es aus deutscher Sicht spannend, wenn Leon Draisaitl in der NHL mit seinen Edmonton Oilers gegen die Florida Panthers um den Stanley Cup kämpft. Was zeichnet die Mitspieler des deutschen Stars aus?

Über Leon Draisaitl wissen die Fans hierzulande viel. Er ist der einzige Deutsche bei den Edmonton Oilers. 23 Spieler setzten diese in den Playoffs bislang ein. Neben Draisaitl 18 Kanadier, drei Schweden und einen US-Amerikaner.

Im Tor:

Stuart Skinner: Der 25-Jährige stammt aus Edmonton, spielt seine zweite Saison als Stamm-Goalie und rettete die Oilers aus dem Desaster mit Jack Campbell (32). Den hatten sie als eigentliche Nummer 1 2022 aus Toronto verpflichtet und mit einem Fünfjahresvertrag über fünf Millionen Euro pro Saison ausgestattet, mittlerweile spielt er nur noch im Farmteam in Bakersfield.

Skinner ist der erste von den Oilers selbst gedraftete Goalie seit dem legendären Grant Fuhr in den 1980ern, der sich durchgesetzt hat. In den Playoffs schwächelte er zu Beginn der Viertelfinal-Serie gegen Vancouver und bekam eine Pause von zwei Spielen. Seitdem hält er stark, sogar überragend in Spiel 6 gegen die Dallas Stars im Western-Conference-Finale. Sein Gegentorschnitt in den Playoffs beträgt 2,5, die Fangquote steigerte er zuletzt auf 89,7 Prozent.

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Der Titel für Draisaitl in der stärksten Eishockey-Liga der Welt?

15:36 Minuten

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Calvin Pickard: Der 32-jährige Back-up hat eine Reise durch sechs NHL-Klubs und ihre Farmteams hinter sich, etablierte sich nirgendwo als Nummer 1. Bei den Oilers startete er als Nummer 3, erwies sich dann als guter Back-up, der in der Runde gegen Vancouver half, beim Zwischenstand von 1:2 das wichtige Spiel vier zu gewinnen.

In der Verteidigung:

Evan Bouchard: Die “Bouch Bomb”, der Schlagschuss des 24-Jährigen, ist ligaweit gefürchtet. Bislang spielt er überragende Playoffs mit sechs Toren und 21 Assists in 18 Partien – als Verteidiger! Sein +/- -Wert von 14 ist in der Endrunde NHL-Bestwert. Stark im Aufbau, im Powerplay an der blauen Linie. Mit seinem nächsten Vertrag (2025) dürfte er in die Reihe der Top-Verdiener aufsteigen. Bouchard hat gute Karten, Team Canada bei den Olympischen Spielen 2026 in Turin anzugehören.

Mattias Ekholm: Der beste Allround-Verteidiger, den die Oilers seit Chris Pronger (2005/06) haben. Der 34-jährige Schwede kam an der Trade-Deadline 2023 aus Nashville, erweist sich als Volltreffer und ist im Paar mit Bouchard der routinierte Gegenpol. In den Playoffs mit vier Toren und drei Assists.

Eingespieltes Duo: Mattias Ekholm (li.) und Evan Bouchard (r.).

Eingespieltes Abwehr-Duo: Mattias Ekholm (li.) und Evan Bouchard (r.).
IMAGO/USA TODAY Network

Darnell Nurse: Von den Oilers 2013 in der ersten Runden an Nummer sieben im Draft ausgewählt, gehört der 29-Jährige als Assistant-Captain zum Führungskreis des Teams. Seine Schwester Kia spielt in der WNBA Basketball. Nurse gilt mit 9,25 Millionen Dollar Jahresgage als überbezahlt und steht deshalb schnell in der Kritik. Zu Beginn der Playoffs lange schwach, steigerte sich aber in den letzten drei Partien der Dallas-Serie signifikant, brachte seine Physis ein.

Cody Ceci: “Mister Game-Seven”. Der 30-Jährige trifft selten, dann aber wichtig. Erzielte sowohl 2022 in Spiel sieben gegen die Los Angeles Kings als auch in diesem Frühjahr gegen die Vancouver Canucks das wichtige 1:0. Gilt als eine der Schwachstellen im Team, wenn er im zweiten Verteidiger-Paar neben Nurse aufläuft, die dritte Reihe käme seiner Qualität näher.

Brett Kulak: Stand 2021 mit den Montreal Canadiens im Finale, wechselte ein knappes Jahr später zu den Oilers und gilt als unspektakulärer, aber zuverlässiger Verteidiger, der sich in den Playoffs stets zu steigern weiß.

Broberg steht vor dem Durchbruch

Philip Broberg: 2019 in der ersten Runde an Nummer acht gedraftet, mussten die Oilers für diese Wahl viel Kritik einstecken. Der 22-Jährige verbrachte den Großteil der Saison im Farmteam in Bakersfield, kam erst ab Spiel vier gegen Dallas zum Zug und traf in Spiel fünf zum 3:0. Nun steht der Schwede vor dem Durchbruch.

Vincent Desharnais: Ein Spätstarter gegen jede Wahrscheinlichkeit. 2016 erst in der siebten Runde von den Oilers gedraftet, kämpfe sich der 28-Jährige Jahr für Jahr nach oben und debütierte Mitte der Saison 2022/23 spät in der NHL. Mit seiner körperbetonten Spielweise fand er seinen Platz, verlor diesen jedoch zuletzt an Broberg.

Im Angriff:

Connor McDavid: Den Captain und Superstar beschreiben? Schwierig mit Worten. Der Rat lautet: anschauen, zum Beispiel seinen spektakulären Führungstreffer in Spiel sechs der Serie gegen Dallas. Der 27-Jährige gilt als weltbester Spieler. Fünfmal hat er die Trophäe für den besten Scorer abgestaubt, vier Mal wurde er von den Kollegen, dreimal von den Journalisten zum besten Spieler der Saison gewählt, auch die Rocket-Richard-Trophy für den besten Torjäger nennt er seit 2023 sein Eigen.

Atemberaubend ist seine Geschwindigkeit auf Schlittschuhen, kombiniert mit seinen Fähigkeiten am Schläger ist der Kanadier deshalb nur schwer zu verteidigen. Für die Playoff-Scorerliste mit 31 Punkten an. Auf ihm ruht die größte Hoffnung, dass die Oilers den Stanley Cup nach 34 Jahren nach Edmonton holen.

Zach Hyman: Als die Oilers im Sommer 2021 die Verpflichtung des Stürmers für sieben Jahre a 5,5 Millionen Dollar bekanntgaben, schrieb ein Fan seines vorigen Klubs Toronto Maple Leafs auf Twitter: Einer der schlechtesten Verträge in der NHL-Geschichte. Mittlerweile gilt: Der Tweet ist einer der schlechtesten, Oilers-Fans machen sich regelmäßig darüber lustig. Hyman ist Torjäger, Fanliebling und Kinderbuchautor in einer Person, erzielte in dieser Saison inklusive Playoffs bereits 68 Treffer. Am häufigsten verwertet der Flügelstürmer McDavids Vorlagen, mit dem er in einer Reihe spielt.

Ryan Nugent-Hopkins: Dienstältester Oiler, die den 31-Jährigen im Draft 2011 an erster Stelle zogen. Superstar-Status hat der “Nuge” nie erlangt, ein Top-Stürmer ist dennoch und hat etwas von einem Schweizer Taschenmesser, weil er alles kann: scoren, im Unterzahlspiel effektiv verteidigen, Defensivaufgaben übernehmen. Mit 20 Scorerpunkten spielt der stellvertretende Kapitän sehr gute Playoffs, traf zum Beispiel in Spiel fünf gegen Dallas doppelt. 156 Spiele fehlen ihm noch, um Kevin Lowe (1037) als Oiler mit den meisten Spielen zu überholen.

Bereits seit 2011 ein Oiler: Ryan Nugent-Hopkins.

Bereits seit 2011 ein Oiler: Ryan Nugent-Hopkins.
IMAGO/USA TODAY Network

Evander Kane: Torjäger mit unglaublicher physischer Präsenz, den Verletzungen zuletzt ausgebremst haben. Im Winter 2022 erlitt er eine Horrorverletzung am Arm, als die Kufe eines Gegenspielers diesen aufschlitzte. In dieser Saison plagt er sich mit Leistenproblemen, erzielte aber bereits vier Tore in den Playoffs. Kam nach einer Vertragsauflösung in San José als Problemfall, unter anderem wegen Spielsucht. Ist aber längst geläutert und ein Liebling in Edmonton. Auch auf dem Eis disziplinierter geworden, auch wenn er häufiger die Strafbank aufsucht.

Dylan Holloway: Startete die Saison bei den Oilers, musste dann ins Farmteam und kehrte kurz vor den Playoffs zurück, in denen er mit drei Toren seinen Wert bewiesen hat. Das 1:0 gegen Vancouver in Spiel sechs hauchte den mit dem Rücken zur Wand stehenden Oilers neues Leben ein. Der 22-Jährige spielt in den Zukunftsplänen der Franchise eine wichtige Rolle.

Adam Henrique: Den 34-Jährigen verpflichteten die Oilers an der Trade-Deadline im März von den Anaheim Ducks. Kann Center spielen und auf dem Flügel, wichtig bei Bullys. War in den Playoffs teilweise verletzt und stand mit den New Jersey Devils vor 12 Jahren schon einmal im Finale.

Perry steht als erster NHL-Spieler mit seinem fünften Team im Finale

Corey Perry: Steht als erster NHL-Spieler überhaupt mit seinem fünften Team im Finale. Holte mit Anaheim 2007 den Cup, verlor 2020 mit Dallas, 2021 mit Montreal und 2022 mit Tampa. Mit 39 Jahren am Ende seiner Karriere, kam nach einer Vertragsauflösung bei den Chicago Blackhawks im Januar zu den Oilers. Nicht mehr so schnell wie einst, kann “The Worm” seine Gegner noch immer piesacken, spielt extrem clever mit der Erfahrung von über 200 Playoff-Spielen. Olympiasieger mit Team Canada 2010 (Tor im Finale) und 2014.

Ryan McLeod: Schnell, defensivstark, aber mit zu wenigen Scorerpunkten. Coach Knoblauch verpasste dem 24-Jährigen deshalb ein Spiel Denkpause gegen Dallas, bei der Rückkehr traf McLeod prompt. Kann Center spielen, ist auf Draisaitls Flügel aber vielleicht besser aufgehoben.

Stanley Cup Finals

Sam Carrick: Kam mit Henrique an der Trade-Deadline aus Anaheim, wechselt sich als Center der vierten Reihe mit Derek Ryan ab, ist körperlich robuster als dieser.

Mattias Janmark: Defensivspezialist aus Schweden, der in Spiel fünf in Unterzahl zum 3:2 gegen Dallas traf. Einer der stillen Arbeiter im Team, stand 2020 mit Dallas im verlorenen Finale.

Brown kam vor der Spielzeit für den NHL-Mindestlohn

Connor Brown: Kam vor der Saison für den NHL-Mindestlohn von 750 000 Dollar als Free Agent, bekommt aber nach zehn Einsätzen einen Bonus von 3,25 Millionen Euro, der erst in der kommenden Saison den Salary Cap belastet. Weil er nach einem Kreuzbandriss schwer in Tritt kam, erst nach über 50 Spielen traf, geriet er in die Kritik, spielt aber starke Playoffs als Teil des zuletzt unbezwingbaren Unterzahlspiels und mit vier Scorerpunkten.

Derek Ryan: Der 37-Jährige spielte jahrelang für Villach in Österreich, packte den Sprung in die NHL erst mit Ende 20. Der US-Amerikaner erfüllt seine Rolle in der vierten Reihe solide, Knoblauch gibt ihm aber immer wieder Pausen. Mittlerweile wie Perry etwas zu langsam.

Warren Foegele: Der 28-jährige Flügelstürmer legte mit 20 Toren die beste Regular Season seiner Karriere hin, enttäuschte aber bislang in den Playoffs und verlor seinen Platz. Wird laut Coach Kris Knoblauch in den Finalserie seine Chance bekommen.

Sam Gagner: Der Einzige im Team, der in den Playoffs noch keinen Einsatz hatte. Wurde 2007 von den Oilers gedraftet, spielt nun schon zum dritten Mal für sie. Der 34-Jährige ist das Bindeglied zu den schweren Zeiten der Oilers, in denen er 2012 gegen Chicago aber einmal acht Scorerpunkte in einem Spiel sammelte. Das gelang bislang weder McDavid noch Draisaitl.

Der Coach

Kris Knoblauch: Der 45-Jährige übernahm die Oilers nach dem Aus für Jay Woodcroft im vergangenen November und führte sie nach dem schlechtesten Saisonstart der Franchise-Geschichte als ab diesem Zeitpunkt punktbestes Team in die Playoffs. Es ist sein erster Cheftrainer-Job in der NHL, davor coachte er das Hartford Wolf Pack, das AHL-Team der New York Rangers. Seine Verbindung zu Superstar McDavid: Knoblauch trainierte ihn in der Jugend bei den Erie Otters. Wirkt stets souverän und ruhig, geht kaum einmal aus sich heraus. Ob sich das bei einem Cup-Gewinn ändert?

Frank Linkesch