Interimspräsident Drescher verkündet Kandidatur im Herbst

Interimspräsident Drescher verkündet Kandidatur im Herbst

Herthas kommissarischer Präsident Fabian Drescher will den Hauptstadtklub in die Zukunft führen und bei den Wahlen im Herbst als Kandidat antreten.

Fabian Drescher kündigte auf der Mitgliederversammlung Herthas seine Kandidatur als Präsident an.

Fabian Drescher kündigte auf der Mitgliederversammlung Herthas seine Kandidatur als Präsident an.

IMAGO/Nordphoto

“Im Sinne der Fortsetzung des Berliner Weges werde ich bei den Wahlen im Herbst als Präsident kandidieren”, verkündete Drescher bei der Mitgliederversammlung des Zweitligisten am Sonntag im CityCube auf dem Berliner Messegelände. Drescher hatte nach dem Tod von Präsident Kay Bernstein Mitte Januar die Amtsgeschäfte übernommen. “Ich bin ehrlich: Ich habe ein paar Wochen gebraucht, um mich neben der Verarbeitung dieses unfassbaren Schicksalsschlags in die neue Rolle des kommissarischen Präsidenten einzufinden. Heute kann ich sagen: Ich bin angekommen und werde die Aufgaben mit meinem Stil im Sinne des Berliner Weges weiterführen”, erklärte Drescher vor den mehr als 1600 anwesenden Mitgliedern.

“Ich habe mich zunächst aus Pietätsgründen mit öffentlichen Äußerungen zurückgehalten. Diese Zeit des Schweigens war notwendig, um die Trauer zu verarbeiten und Kays Andenken zu ehren. Aber jetzt werde ich auch öffentlich mehr in Erscheinung treten und unsere gemeinsamen Visionen und Ziele kommunizieren. Hinter den Kulissen haben wir nach Kays Tod intensiv daran gearbeitet, seine Vision weiterzuführen und den Verein auf Kurs zu halten. Ich kann, will und werde Kay als Person nicht ersetzen. Aber ich werde den Weg, den er eingeschlagen hat, auf meine eigene Art und Weise fortsetzen.”

Das will Drescher auch künftig an der Spitze des Klubs tun. Mit ihm tritt bis auf die aus persönlichen Gründen ausscheidende Anne Jüngermann das komplette aktuelle Präsidium im Herbst erneut an. Dass die Wahl erst im Herbst und nicht nach der abgelaufenen Saison stattfindet, begründete der Jurist wie folgt: “Durch die Festlegung des Wahltermins im November können wir sicherstellen, dass die Wahl in einer ruhigen und stabilen Umgebung stattfindet, in der alle Mitglieder die Möglichkeit haben, informierte Entscheidungen zu treffen. Eine vorzeitige Wahl in der Sommerpause hätte vielleicht in die Vorbereitung in der Sommerpause eingegriffen.”

Drescher wirbt mit emotionalen Worten um die Fortsetzung des Berliner Wegs

Zugleich warb Drescher, der seit 2016 im Präsidium sitzt und 2022 Vizepräsident unter Bernstein geworden war, mit emotionalen Worten um die Fortsetzung des Berliner Wegs und nannte sechs Bausteine dafür: Demut, Nahbarkeit, Nachhaltigkeit, Kernkompetenz Sport, Wirtschaftlichkeit, Professionalität. “Wir werden keine Luftschlösser mehr bauen, es wird keinen Größenwahn geben”, betonte Drescher. “Aber wir wollen als Verein in allen Bereichen nah ans Maximum kommen. Nah ans Maximum kommt man aber nur, wenn man den Finger in die Wunde legt.” Zugleich unterstrich er: “Der Berliner Weg ist unabhängig von einzelnen Personen. Niemand ist größer als der Verein.”

Zu Beginn der Mitgliederversammlung hatte sich der scheidende Cheftrainer Pal Dardai aus seinem Ungarn-Urlaub mit einer Videobotschaft an die Mitglieder gewandt. “Ich mache jetzt Urlaub. Und nach dem Urlaub werde ich mit Tom Herrich (Geschäftsführer, d. Red.) reden. Dann werden wir sehen, in welche Richtung ich dem Verein helfen kann”, sagte Dardai. Dafür gab es ebenso Standing Ovations wie für die von Drescher verkündete Entscheidung, Bernstein post mortem zum “Herthaner des Jahres 2024” zu ernennen. Bernsteins Witwe und seine Mutter nahmen die Ehrung entgegen.

Ohne das Geld von 777, die sich als verlässlicher Vertragspartner gezeigt haben, würden wir heute unter Umständen gar nicht hier stehen.

Frabian Drescher

An Klub-Investor 777 Partners, der an anderen Standorten zuletzt Negativ-Schlagzeilen produziert hatte, adressierte Drescher derweil eine deutliche Botschaft. “Nach Kays Tod haben Tom Herrich und ich im Austausch mit 777 gestanden und ihnen unsere Ansichten erklärt. Wir wollten sicherstellen, dass alle Entscheidungen im besten Interesse von Hertha BSC getroffen werden”, erklärte der Interimspräsident. “Mir war wichtig, dass 777 versteht, dass wir an unseren Standpunkten und unseren Ansichten festhalten. Wir als Präsidium lassen uns bei unseren Entscheidungen nicht treiben, insbesondere nicht von externen Einflüssen und auch nicht von 777. Wir lassen uns auch weiterhin nicht reinreden. Die Entscheidungen trifft Hertha und nicht jemand von außen.” Zugleich räumte Drescher ein: “Ohne das Geld von 777, die sich als verlässlicher Vertragspartner gezeigt haben, würden wir heute unter Umständen gar nicht hier stehen.”

Steffen Rohr