Der Zeitplan mit Eichner ist widersinnig

Der Zeitplan mit Eichner ist widersinnig

Das Thema schwelt seit einigen Wochen, doch der KSC hat weiterhin keine Eile, den Vertrag mit Trainer Christian Eichner zu verlängern. Das bleibt unverständlich. Ein Kommentar von kicker-Reporter Thiemo Müller.

Kann den KSC in diesem Sommer via Ausstiegsklausel verlassen: Christian Eichner.

Kann den KSC in diesem Sommer via Ausstiegsklausel verlassen: Christian Eichner.

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In der Sache besteht also absolute Einigkeit. Die Verantwortlichen des Karlsruher SC sind fest entschlossen, den Vertrag mit Cheftrainer Christian Eichner über 2025 hinaus zu verlängern. Daran lassen die Aussagen von Sebastian Freis als Bereichsleiter Sport keinen Zweifel. Und im Grunde versteht es sich von selbst. Längst nicht nur, weil der KSC aktuell an der Spitze der Rückrundentabelle steht. Sondern noch viel mehr, weil der einst als Profi wie nun als Trainer im eigenen Klub ausgebildete Fußballlehrer seit viereinhalb Jahren im Amt nicht weniger nachgewiesen hat als dies: auf seinem Posten für den KSC eine – wenn nicht sogar die – Ideallösung zu sein.

Krisenfester Entwickler und Autoritätsperson im besten Sinne

Über diesen im Profifußball schon jetzt bemerkenswert langen Zeitraum hat der 41-Jährige (und damit nebenbei drittjüngste aktuelle Zweitligatrainer) seine Mannschaft Saison für Saison auch durch schwierige Phasen geführt, die für einen Verein wie den KSC unausweichlich sind. Eichner, das Team und der Klub haben diese kleineren Krisen nicht nur immer wieder überstanden, sondern sie sind daran sogar gewachsen. Unter der sportlichen Regie des Trainers ist Karlsruhe zu einem etablierten, ja inzwischen wieder renommierten Zweitligisten herangereift.

En passant hat Eichner auf unübersehbare Weise junge Spieler wie zum Beispiel Tim Breithaupt, Mikkel Kaufmann, Paul Nebel oder Igor Matanovic entwickelt – und im Zuge dessen auch sich selbst. Der anfangs noch etwas schüchtern auftretende vormalige Jugend- und Assistenzcoach hat sich inzwischen als Autoritätsperson im besten Sinne entpuppt, der auch teaminterne Anführer wie Jerome Gondorf, Lars Stindl oder Marvin Wanitzek bedingungslos folgen.

Loyalität und Identifikation lassen sich auch auf dem Trainermarkt nicht kaufen

Ein besseres Zeugnis als die Leistungsbereitschaft seiner aktuellen, in Eichners Worten “bezaubernden” Mannschaft lässt sich einem Trainer sowieso nicht ausstellen. Was die Haltung des Vereins, die Vertragsverlängerung mit diesem Coach nonchalant auf die lange Bank zu schieben, umso unverständlicher macht. Ja sogar widersinnig erscheinen lässt. Eichner schon längerfristig gebunden zu haben, wäre schließlich ein sportliches Pfund, mit dem Freis und Co beim Werben um Top-Talente wuchern könnten.

Stattdessen nimmt man sehenden Auges das Risiko in Kauf, die Galionsfigur doch noch kurzfristig zu verlieren, da Eichners bis 2025 laufender Vertrag für diesen Sommer eine Ausstiegsklausel beinhaltet. Wie betont unaufgeregt Eichner selbst die leidige Angelegenheit auf der Pressekonferenz am Freitag kommentierte, sollte den KSC-Verantwortlichen umso mehr die Augen öffnen: Loyalität und erst recht Identifikation lassen sich auch auf dem Trainermarkt nicht kaufen. Sich wegen Eichners unstrittiger Verbundenheit zum Klub auf der sicheren Seite zu wähnen, wäre freilich bodenlos naiv.