Das neue Ziel des VfB: Vizemeisterschaft

Das neue Ziel des VfB: Vizemeisterschaft

Sie wollten unbedingt aus eigener Kraft unter die ersten Vier, dieses Ziel erreichte der VfB Stuttgart durch das 3:1 gegen den FC Bayern auch mit Hilfe von Spielern, die sonst Nebendarsteller sind. Nun warten neue Herausforderungen.

Bock auf Platz 2: Serhou Guirassy (#9), Deniz Undav (#26) und Waldemar Anton (#2).

Bock auf Platz 2: Serhou Guirassy (#9), Deniz Undav (#26) und Waldemar Anton (#2).

IMAGO/Jan Huebner

Bei den Fans startete die Party schon vor dem Anpfiff, nach dem 3:1 gegen den FC Bayern schlossen sich Mannschaft und Verantwortliche des VfB Stuttgart an. Trainer Sebastian Hoeneß stieg auf den Zaun in der Cannstatter Kurve und betonte relativ schnell, dass all die Anerkennung und das Lob der Mannschaft gehöre.

Das verdiente 3:1 gegen die Münchner diente insofern als Sinnbild für den Erfolg der gesamten Saison, weil nicht die üblichen Stars trafen. Serhou Guirassy agierte weitgehend blass, Deniz Undav bereitete immerhin das 1:0 vor, er war ebenso bemüht wie Chris Führich. Beide blieben aber wie Guirassy glücklos im Abschluss. Stattdessen erzielten Rechtsverteidiger Leonidas Stergiou und Joker Woo-Yeong Jeong die ersten beiden Treffer.

Und Silas, in den vergangenen Wochen und Monaten vom Star zur Randfigur mutiert, bereitete das 2:1 vor und sorgte für den Schlusspunkt. Sein erster Treffer seit dem 8. Spieltag. “Es war nicht einfach für ihn, er hätte gerne mehr gespielt, ist aber trotzdem mit Lachen ins Training gekommen”, sagte Hoeneß und fügte an: “Er hat bewiesen, dass es wichtig ist, dranzubleiben.”

Drei unwahrscheinliche Hauptdarsteller an einem Nachmittag, der noch einmal zeigte, was dieser VfB Stuttgart innerhalb eines Jahres als Kollektiv geleistet hat: Vom Fast-Absteiger und Relegationsteilnehmer zum Königsklassen-Starter. Dabei verließen mit Borna Sosa, Konstantinos Mavropanos und Waturo Endo drei Leistungsträger den Klub.

Hoeneß jammerte nicht, machte aus der Situation das Beste, entwickelte einzelne Spieler und die Mannschaft. Der Schweizer Stergiou etwa ist vom FC St. Gallen nur ausgeliehen, er machte nach schwierigem Start zuletzt enorme Fortschritte und hat bewiesen, auf diesem Niveau zu helfen. Nur ein Beispiel, dass alle zu diesem Erfolg beigetragen haben.

Bock auf Platz 2

Dazu kommt der Ehrgeiz, den die Mannschaft entwickelt hat. Atakan Karazor blickte in all dem Jubel am Samstag nach vorne: “Wir haben schon wieder neue Ziele, wenn ich ehrlich bin. Wir haben Bock, am Ende der Saison vor den Bayern zu stehen.” Das würde nicht nur ein noch schöneres Bild in der Abschlusstabelle ergeben, Rang zwei würde bei einem Pokalsieg Bayer 04 Leverkusens zudem die Möglichkeit eröffnen, die neue Saison mit dem Supercup gegen Leverkusen zu beginnen. Aus eigener Kraft kann es der VfB zwar nicht schaffen, die Bayern müssten patzen. Aber wer weiß: Vielleicht steht Hoeneß schon im August wieder auf dem Zaun und feiert einen Titel. Unmöglich scheint derzeit beim Stuttgart wenig.

Frank Linkesch