Bouchalakis: “Ich will es bei Hertha schaffen”

Bouchalakis: “Ich will es bei Hertha schaffen”

Mit Griechenland verpasste er knapp die EM-Qualifikation, bei Hertha BSC spielt er wechselhaft: Jetzt spricht Andreas Bouchalakis im kicker-Interview über seine erste Saison in Deutschland, die Qualität der 2. Liga und seine Zukunft.

Findet bei Hertha bisher nicht wie erhofft in den Rhythmus: Andreas Bouchalakis.

Findet bei Hertha bisher nicht wie erhofft in den Rhythmus: Andreas Bouchalakis.

IMAGO/Nordphoto

Gegen Hannover 96 (1:1) durfte er sich nach Wochen im zweiten Glied mal wieder von Anfang an beweisen – und konnte nicht wirklich für sich werben. “Eine Leistung mit Licht und Schatten” bescheinigte Sportdirektor Benjamin Weber Andreas Bouchalakis gegen die Niedersachsen. Ein paar kluge Spielverlagerungen hatte der 31-Jährige im Portfolio, aber auch Unkonzentriertheiten und schludrige Pässe. Es war ein Abbild der ganzen Saison. Der defensive Mittelfeldspieler, der mit seinem Auge für den Raum und dem Gespür fürs Spiel ein Ballverteiler und Stratege sein kann, hat seinen Hang zu Nachlässigkeiten bislang nicht in den Griff bekommen. Der griechische A-Nationalspieler (44 Einsätze), Ende August 2023 von Olympiakos Piräus gekommen, findet bei Hertha bisher nicht wie erhofft in den Rhythmus. Deutschland ist nach England (Nottingham Forest) und der Türkei (Konyaspor) seine dritte Auslandsstation. Bouchalakis’ Vertrag in Berlin läuft bis 2025. Daran, die Mission vorzeitig zu beenden, denkt er nicht, wie er dem kicker verrät.

Platz 8 drei Spieltage vor Schluss: War für Hertha BSC in dieser Saison mehr möglich, Herr Bouchalakis?

Es ist kein Geheimnis: Wir haben uns alle mehr erhofft, denn unser Ziel muss es sein, ganz oben mitzuspielen. Wenn man sich unseren Kader ansieht, war definitiv mehr möglich. Aber im Fußball kann man nicht alles planen. Menschen machen Fehler, auch ich.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Saison?

Wenn man sich anschaut, wo wir stehen und wo wir hätten stehen können, dann kann ich nicht zufrieden sein. Wir gehen auf den Platz und wollen gewinnen, und das haben wir ein paar Mal durch eigene Unachtsamkeiten verpasst. Daran müssen und werden wir arbeiten.

Was waren für Sie die größten Umstellungen auf die 2. deutsche Liga?

Es ist eine sehr starke Liga. Ich bin mir sicher, dass in vielen anderen europäischen Ländern die Spitzenvereine der 2. Bundesliga eine gute Rolle in den Topligen spielen könnten. Ich finde es auch bemerkenswert, dass es in der 2. Bundesliga dank der vielen großen Traditionsvereine eine total spannende Fankultur gibt. Ich hätte nicht erwartet, dass bei so vielen Spielen so viel los ist. Das ist eine große Motivation.

Sie haben in der Rückrunde zwischenzeitlich Ihren Stammplatz verloren. Wie sind Sie damit umgegangen, und was heißt das für Ihre Perspektive mit Blick auf den Transfersommer und die neue Saison?

Ich bin schon lange dabei, daher gehe ich mit solchen Situationen professionell um. Fußball ist ein Tagesgeschäft, es gibt immer bessere und schwierigere Phasen für jeden Spieler. Das Wichtigste ist, dass man mit 100-prozentiger Motivation weitertrainiert und sich dem Trainer immer wieder mit guten Leistungen im Training anbietet. Und wenn der Moment kommt, wo man gebraucht wird, muss man da sein und die Mannschaft unterstützen. Wir haben eine Mannschaft, in der jeder wichtig ist, auf und neben dem Platz. Natürlich will ich wieder regelmäßig spielen. Ich will es bei Hertha schaffen, dafür werde ich jeden Tag hart arbeiten.

Sie haben mit Griechenland in den Play-offs in Georgien Ende März denkbar knapp das EM-Ticket verpasst: Haben Sie die Enttäuschung inzwischen verarbeitet?

Das war sehr, sehr schmerzhaft. Die Tage danach waren wir alle leer. So kurz vor einem großen Turnier zu stehen und dann zu scheitern, ist extrem schmerzhaft. Aber als Spieler muss man immer einen Gang höher schalten und sich neu motivieren. Im Jahr 2026 findet eine Weltmeisterschaft in den USA, Mexiko und Kanada statt. Wir wollen dabei sein und werden mit unserer Mannschaft als Griechenland darum kämpfen.

Das heißt, Sie setzen auch mit 31 Jahren Ihre Nationalmannschaftskarriere fort?

Natürlich werde ich das! Abgesehen vom Vereinsfußball gibt es nichts Schöneres, als für sein Land zu spielen. Und wie ich schon sagte: Die nächste WM wartet. Ich werde alles tun, um dabei zu sein.

Interview: Steffen Rohr