Kontrolle statt Spektakel: Die Würzburger Kickers sind Meister der Regionalliga Bayern

Kontrolle statt Spektakel: Die Würzburger Kickers sind Meister der Regionalliga Bayern

Nun ist es offiziell: Die Würzburger Kickers sind Meister der Regionalliga Bayern und qualifizieren sich damit für die Aufstiegsspiele gegen den Meister der Regionalliga Nord. Der Titel ist für den FWK allerdings nur ein Etappenziel, allein der Aufstieg in die 3. Liga ist entscheidend.

Der unangefochtene Primus: Die Würzburger Kickers krönen sich zum Meister der Regionalliga Bayern.

Der unangefochtene Primus: Die Würzburger Kickers krönen sich zum Meister der Regionalliga Bayern.

IMAGO/foto2press

Mehr zur Regionalliga Bayern

Platz eins in der Regionalliga Bayern ist den Würzburger Kickers nicht mehr zu nehmen. Doch wirklich zufrieden ist man in der Universitätsstadt am Main erst, wenn die Drittliga-Rückkehr perfekt ist, der Titel ist somit ein wichtiges Etappenziel für die Unterfranken. Die Aufstiegsspiele gegen den Nord-Meister entscheiden darüber, ob diese Saison als gelungen gilt oder nicht. Selbst die Verträge von Sportdirektor Sebastian Neumann und Trainer Marco Wildersinn wurden bislang nur für Liga drei verlängert. Sollte die Rückkehr auf die nationale Fußballbühne zwei Jahre nach dem Abstieg nicht gelingen, ist noch immer offen mit welchem Führungspersonal es unter welchen Bedingungen weitergehen würde. Für Liga drei haben die Kickers die Lizenz ohne finanzielle Bedingungen erhalten.

Doch bei aller Rastlosigkeit auf dem Weg in Richtung der ersehnten Drittliga-Rückkehr: Platz eins in Liga vier ist auch für diese Kickers-Mannschaft keine Selbstverständlichkeit. Dass der Klub weiterhin unter Profibedingungen arbeitet, hebt ihn ab von einem Großteil seiner Liga-Kontrahenten. Dass dies aber noch lange keine Erfolgsgarantie ist, hat in dieser Saison zum Beispiel Drittliga-Absteiger SpVgg Bayreuth erfahren müssen.

Wir spielen heute deutlich erwachsener.

Mittelfeld-Stratege Maximilian Zaiser (25) über die Entwicklung des Würzburger Spiels

Die Kickers standen nach der Vizemeisterschaft hinter der SpVgg Unterhaching, in dieser Saison vom Start weg gewaltig unter Druck. Von Spieltag eins an war das Ziel Aufstieg deutlich formuliert. Am Ende sind die Würzburger ihrer Favoritenrolle in Bayern vollauf gerecht geworden, weil sie eine schier atemberaubende Konstanz zeigten, nie unter ein gewisses Leistungsniveau fielen und so sogar lange Zeit von einer Saison ohne Niederlage träumen durften. Erst im 28. Saisonspiel setzte es gegen Greuther Fürth II die erste. Da standen die Kickers schon längst, mangels verbleibender Kontrahenten, als Teilnehmer an den Aufstiegsspielen fest.

Die Lehren der Vergangenheit

Dabei war es gar nicht so einfach nach 103 geschossenen Toren in der Vorsaison noch Steigerungspotenzial zu finden. “Wir spielen heute deutlich erwachsener”, sagte Mittelfeld-Organisator Maximilian Zaiser kürzlich stellvertretend für das gesamte Team. Kleineres Spektakel, größere Erfolg – so könnte der Leitspruch über dieser Saison lauten. Man habe, berichtete Sportdirektor Neumann, genau analysiert und sich auch überlegt, was man sich von Vorjahres-Meister Unterhaching abschauen könne.

Der Spielstil ist pragmatischer geworden, Kantersieg wie in der Vorsaison gab es nicht mehr. Dafür aber konnten die Kickers mit Ausfällen und Rückschlägen deutlich besser umgehen. Das hängt auch mit den Spielerwechseln zu Saisonbeginn zusammen. Der mit 20 Feldspielern eher kleine Kader wurde nicht vergrößert aber gezielt verstärkt. Wildersinn hatte für jede Position einige Alternativen zur Verfügung, obgleich speziell in den Wochen nach der Winterpause die Kickers ihren Spieltagskader einige Mal nicht einmal komplett befüllen konnten. Die Vielseitigkeit mancher Akteure kam den Würzburgern zugute. Auch ein Kriterium, auf das beim Scouting geachtet wurde.

Wildersinn formt ein unschlagbares Kollektiv

Am Ende war es Wildersinn, der das Puzzle zusammensetzte. Der 43-Jährige hat in den vergangenen beiden Jahren aus dem von Neumann zusammengestellten Kader ein Team geformt, das in dieser Saison fast in jeder schwierigen Situation eine passende Antwort parat hatte. Einen herausragenden Akteur sucht man vergebens, denn selbst vermeintlich unverzichtbare Säulen wie Routinier Daniel Hägele, der stark aufspielende Innenverteidiger Marius Wegmann oder Mittelfeld-Freigeist Ivan Franjic konnten, als sie ausfielen, ersetzt werden. Die Ruhe und Gelassenheit, die Wildersinn vorlebt, haben den Kickers nach all den Irrungen und Wirrungen, die vor zwei Jahren zum Absturz in die Regionalliga führten, gutgetan. Die entscheidenden Spiele stehen aber noch aus.

Frank Kranewitter