“Das fühlt sich dreckig an”: Klopps schwindende Hoffnung

“Das fühlt sich dreckig an”: Klopps schwindende Hoffnung

Der FC Liverpool leistet sich im Merseyside-Derby bei Everton eine schwache Leistung zur Unzeit. Jürgen Klopp macht sich kaum mehr Hoffnungen im Titelrennen.

Eine entschuldigende Geste von Jürgen Klopp an die Fans nach der Derby-Niederlage gegen Everton.

Eine entschuldigende Geste von Jürgen Klopp an die Fans nach der Derby-Niederlage gegen Everton.

IMAGO/Shutterstock

Jürgen Klopp konnte im Merseyside-Derby beim abstiegsbedrohten FC Everton nahezu seine Bestbesetzung aufs Feld schicken, von der Bestleistung waren die Reds am Mittwochabend aber meilenweit entfernt. Liverpool hat mit seiner Spielweise den Toffees in die Karten gespielt. Zu vielen Fehlpässen gesellte sich ein nicht ausreichendes Gegenpressing, was oft in Freistößen gegen den LFC mündete.

Jene waren im Stadtduell letztlich entscheidend. “Wir bekommen beide Gegentore nach Standardsituationen gegen eine Mannschaft, die von Standardsituationen lebt”, leitete Klopp seine Analyse am Sky-Mikrofon ein, ließ dabei aber auch den Schiedsrichter Andrew Madley nicht außen vor. “Der erste Freistoß war kein Freistoß, das sagt sogar der vierte Offizielle”, so Klopp. Dies sei letztlich aber “egal” gewesen, denn “am Ende legen wir ihnen den Ball selbst auf.” Liverpool konnte den Ball nach einem der vielen Freistöße von Dwight McNeil mehrfach nicht klären, letztlich traf Jarrad Branthwaite unter Alisson hindurch und mit Hilfe des Innenpfostens zur Führung. “Ein schreckliches Tor” laut Klopp.

Besseres Gegenpressing, aber keine Tore

Anschließend hätten seine Reds die Toffees jedoch “richtig unter Druck gesetzt, da hat das Gegenpressing auch funktioniert”, so Klopp. Liverpool verpasste aber mehrfach den Ausgleich. “Wir müssen eigentlich treffen. Ich hätte das Spiel nach dem Ausgleich gerne gesehen”, ärgerte sich der scheidende LFC-Coach. Der Verlauf im Goodison Park nahm nach Wiederanpfif jedoch weiterhin bittere Züge an, weil Liverpool sich auf “Kämpfchen” einließ, “in denen der Gegner besser ist als wir”. Jene Kämpfchen waren die direkten, entscheidenden Zweikämpfe, die der LFC fast über die gesamte Spieldauer nicht mit der nötigen Härte bestritt.

Die Folge war das 0:2, das erneut aus einem Standard, diesmal nach einer Ecke, fiel. “Das zweite Gegentor entsteht aus einer Routine, die sie das ganze Jahr schon anwenden. Am Ende ist er trotzdem komplett frei”, wunderte sich Klopp über die Zuordnung in seiner Defensive – Dominic Calvert-Lewin hatte eine Ecke von McNeil fast ungestört verwertet.

“City und Arsenal brauchen jetzt eine Krise”

Liverpool kam in der Folge nicht mehr zurück, auch, weil “die Jungs am Ende nicht mehr sie selber waren”, so Klopp, der damit die fehlende Ruhe im gegnerischen Strafraum bemängelte. All das mündete letztlich in der ersten Niederlage bei den Toffees seit Oktober 2010. “Das fühlt sich ganz dreckig an, weil wir es haben geschehen lassen. Das war heute Abend nicht gut genug”, zeigte sich Klopp selbstkritisch.

Arsenal ist in der Tabelle nun auf drei Punkte davongezogen, Manchester City, das noch zwei Spiele mehr zu absolvieren hat, kann komplett enteilen. Ob es das nun war mit dem Meistertitel? “Wir sollten uns erst einmal darum kümmern, in die Champions League zu kommen.” Dafür benötige es laut Klopp “den schnellsten Turnaround aller Zeiten”, denn Liverpool ist bereits am Samstagmittag wieder bei West Ham gefragt. Allzu viel Hoffnungen auf den Gewinn der Premier League macht sich der 56-Jährige aber nicht mehr. “Wenn wir es jemals in der eigenen Hand hatten, dann haben wir es jetzt definitiv nicht mehr. City und Arsenal brauchen jetzt eine Krise, aber wenn man so spielt wie heute, wieso solltest du auch Meister werden.” Klopps Analyse war hart, aber ehrlich.