Irritationen um Kritik von Frankfurts Vorstandssprecher Hellmann

Irritationen um Kritik von Frankfurts Vorstandssprecher Hellmann

Die Erleichterung bei Fans und Spielern war nach dem 3:1 gegen Augsburg bis unters Tribünendach spürbar. Vorstandssprecher Axel Hellmann wirkte nach den schwachen Leistungen in jüngster Zeit allerdings noch immer verstimmt.

Sorgte mit seinen Aussagen am Freitagabend für Irritationen: Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann.

Sorgte mit seinen Aussagen am Freitagabend für Irritationen: Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann.

IMAGO/Eibner

Es kommt nur selten vor, dass Hellmann nach den Spielen in der Mixed Zone des Stadions vor die Journalisten tritt und das Wort ergreift. Das ist normalerweise auch nicht nötig, da Sportvorstand Markus Krösche immer auf alle Fragen antwortet. Wenn Hellmann erscheint, ist in aller Regel klar: Jetzt liegt etwas Außergewöhnliches an.

Und in der Tat war die Partie gegen Augsburg kein gewöhnliches Spiel. Am Montag verstarb Eintracht-Idol Bernd Hölzenbein, diese Nachricht löste tiefe Trauer in der Eintracht-Familie aus. Vor dem Anpfiff ergriff Hellmann an der Seite von Hölzenbeins Witwe Jutta und den Kindern Sabrina und Sascha über die Stadionmikrofone das Wort. Als anschließend die Hymne “Im Herzen von Europa” gespielt wurde, gefolgt von einer Schweigeminute vor dem Anstoß, waren das ergreifende Momente.

Nach dem Spiel sagte Hellmann zunächst: “Ich will mich bei allen bedanken, die heute der Familie Hölzenbein viel Kraft gegeben haben. Ich habe gemerkt, wie gut ihnen das tat. Das war für sie alles andere als eine leichte Woche. Es ist mir wichtig, das mal in einem größeren Rahmen zu sagen und nicht nur in einem privaten, weil ich schon auch gespürt habe, mit welcher Sorge sie gekommen sind, wie sich das heute anfühlt. Es hat sehr, sehr, sehr gutgetan, diese Rückendeckung des Stadions zu bekommen und deswegen vielen Dank.”

Hellmanns ungewöhnliche Kritik

Die darauffolgenden Ausführungen sorgten allerdings für Stirnrunzeln. “Die sportliche Einordnung hat Markus Krösche sicherlich in ausreichendem Maße gemacht. Auch zu der ersten Halbzeit habe ich nichts zu sagen”, leitete der Vorstand seine Kritik ein: “Man sieht, wie leicht es am Ende ist, dieses Stadion zu erwecken.” Exemplarisch führte Hellmann die “Intensität in den Zweikämpfen und im Eins-gegen-eins, Läufe in die Tiefe und Doppelpässe” an. “Es ist nicht so schwer, dafür zu sorgen, dass dieses Stadion aus dem Sattel kommt, um es mal klar zu sagen. Und das muss uns einfach mal von Anfang an gelingen, und nicht erst in einer zweiten Halbzeit”, betonte der Jurist.

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Das lässt sich durchaus als Kritik am Trainerteam und der Mannschaft, indirekt damit auch an Vorstandskollege Krösche verstehen. Richtig ist, dass es in dieser Saison fast nie gelang, eine konstant gute Leistung über 90 Minuten zu zeigen. Diese Kritik muss sich jeder bei der Eintracht gefallen lassen, allen voran Coach Dino Toppmöller. Fraglich ist allerdings, ob es wirklich so “leicht” ist, wie von Hellmann zum Ausdruck gebracht. Wenn alles so einfach wäre wie von ihm suggeriert, hätten es Toppmöller und die Spieler in der Rückrunde schon aus eigenem Interesse längst besser gemacht.

Am Samstag teilte ein Vereinssprecher auf kicker-Nachfrage mit, dass es nicht Hellmanns Intention gewesen sei, Kritik an der Mannschaft, Toppmöller oder gar Krösche zu äußern. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, die Bedeutung der Emotionalität auf den Rängen zu betonen. In der Tat wuchs die Eintracht in den vergangenen Jahren oft dann über sich hinaus, wenn der Funken vom Rasen auf die Ränge übersprang – und umgekehrt. Diese Symbiose war auch essenziell auf dem Weg zum Europa-League-Sieg 2022.

“Warum ist das kein Elfmeter?”

Schwer nachvollziehbar ist Hellmanns nachfolgende Kritik an Schiedsrichter Martin Petersen und Videoassistent Günter Perl. Aus Hellmanns Sicht hätte es beim Zweikampf zwischen Omar Marmoush und Kevin Mbabu in der 85. Minute zwingend Strafstoß für Frankfurt geben müssen. “Das muss mir bitte irgendeiner von euch erklären: Warum ist das kein Elfmeter? Ich verstehe es nicht. Warum guckt sich das keiner an? So etwas musst du dir doch aus der Nähe anschauen”, haderte Hellmann.

Weiter führte er aus: “Wir sind wieder bei der Debatte, die wir immer geführt haben. Was bringt es uns, diesen VAR zu haben, wenn bei einer solchen Geschichte, die der Schiedsrichter vor Ort offensichtlich nicht sieht, nicht einmal gesagt wird: ‘Jetzt guck es dir doch noch mal an.’ Ich verstehe es nicht.” Die Antwort ist einfach: Es handelte sich nicht um eine Fehlentscheidung.

Mit Eintracht-Brille ließe sich vielleicht argumentieren, dass Mbabu dem Eintracht-Stürmer das Bein stellt und ihn so zu Fall bringt. Objektiv betrachtet verhält es sich aber so, dass beide Spieler zum Ball gehen, Marmoush einen Tick zu spät kommt, seinen Gegenspieler am Bein trifft und vor allem deshalb zu Fall kommt. Die TV-Bilder belegen das. Elfmeter wäre es nur dann gewesen, wenn die Szene umgekehrt abgelaufen wäre. Petersens Entscheidung war somit korrekt.

Durch den Sieg und Marmoushs Mijat-Gacinovic-Gedächtnislauf zum 3:1 – erinnert sei an das Pokalfinale 2018 – stand zumindest für die Fans endlich einmal wieder die Freude im Vordergrund. Dass die schwache erste Hälfte intern kritisch angesprochen werden muss, steht trotzdem außer Frage. “Wir haben viele Themen, an denen wir arbeiten müssen”, weiß auch Krösche.

Julian Franzke