Terzic und die “richtigen Antworten”

Terzic und die “richtigen Antworten”

Das Selbstvertrauen von Borussia Dortmund ist groß nach dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale. Zu spüren soll das am Sonntag Leverkusen bekommen. Der BVB will dem neuen Deutschen Meister im 45. Saisonspiel die erste Niederlage beibringen – und aus eigener Kraft die erneute Qualifikation zur Königsklasse erreichen.

Möchte die Ungeschlagen-Serie der Leverkusener als erstes Team durchbrechen: Edin Terzic und Borussia Dortmund.

Möchte die Ungeschlagen-Serie der Leverkusener als erstes Team durchbrechen: Edin Terzic und Borussia Dortmund.

IMAGO/Kirchner-Media

Die laufende Bundesliga-Saison war für Borussia Dortmund bislang keine, an die sich die Anhänger in vielen Jahren noch selig erinnern werden. Denkwürdige Momente behielt sich der Klub bislang für die Champions League vor, wo der BVB nach dem ersten Einzug ins Halbfinale seit der Saison 2012/2013 sogar noch vom Titelgewinn träumen darf. Immerhin aber darf die Mannschaft von Trainer Edin Terzic für sich in Anspruch nehmen, in der Hinrunde ganz nah an der Sensation gewesen zu sein: Hätte Niclas Füllkrug seinen Flugkopfball im Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen nicht kurz vor dem Abpfiff neben das Tor gesetzt, hätte die Borussia der Werkself die erste Niederlage der Saison beigebracht.

“Wir haben in den vergangenen Tagen auf alles die richtige Antwort gefunden”

Doch wie sagte einst Neven Subotic, Dortmunds Meisterheld der Jahre 2011 und 2012: “Hätte, hätte, Fahrradkette” – und so sind die Leverkusener inzwischen nicht nur Deutscher Meister, sondern auch seit 44 Pflichtspielen ungeschlagen. Es ist ein Rekordwert, der auch den BVB motiviert. “Wir sind der Herausforderer einer Mannschaft, die 44 Mal am Stück nicht verloren hat”, sagt Terzic vor dem Aufeinandertreffen in Dortmund am Sonntag. “Das heißt auch: 44 Mal wurde es versucht, sie zu schlagen, ohne dass es geglückt wäre. Wir werden es dennoch wieder versuchen.”

Zuversicht schöpft der 41-Jährige aus den Ereignissen der vergangenen Tage und Woche: Dortmunds Aufwärtstrend in der Rückrunde ist nicht wegzudiskutieren, auch wenn die Heimniederlage gegen Stuttgart vor zwei Wochen die ansonsten sehr gute Bilanz schmälert. Insbesondere das Weiterkommen in der Champions League gegen Atletico Madrid, das am Dienstag beim 4:2-Erfolg vor heimischer Kulisse rauschhafte Züge annahm, hat das Selbstvertrauen massiv gestärkt. Aber auch der Auswärtssieg in Unterzahl in Mönchengladbach am vergangenen Samstag war wichtig für die Zuversicht ins eigene Handeln. “Wir haben in den vergangenen Tagen auf alles die richtige Antwort gefunden”, sagt Terzic deshalb, “und wird sind zuversichtlich, dass uns das auch am Sonntag gelingen wird.”

“Wir wollen 15 Punkte holen aus den verbleibenden fünf Spielen”

Der Respekt des BVB-Trainers vor den Errungenschaften der Leverkusener in dieser Saison ist groß. Daraus macht Terzic vor dem direkten Duell keinen Hehl. “Sie haben es absolut verdient”, sagt er und lobt den Klub für die Personalpolitik des vergangenen Sommers, starke Leistungen auf dem Platz und den “tollen Trainer” Xabi Alonso an der Seitenlinie. “Da ist sehr große Anerkennung und sehr großer Respekt. Wir hätten uns aber natürlich gewünscht, dass die Saison für uns anders verläuft.”

Auch wenn die Chancen des BVB auf die erneute Qualifikation zur Champions League durch das gute deutsche Abschneiden in den Europapokalwettbewerben in dieser Woche massiv gestiegen sind – selbst wenn am Saisonende lediglich der derzeitige Rang fünf auf der Habenseite stünde -, so ist es doch Terzics Ziel, die Dinge selbst zu regeln – auch gegen Leverkusen. “Wir wollen 15 Punkte holen in den verbliebenen fünf Saisonspielen. Damit würden wir sicher in die Champions League einziehen”, sagt er. “Das bedeutet, dass wir auch am Sonntag gewinnen wollen.”

Malen droht erneut auszufallen

Die Herangehensweise dürfte sich dabei durchaus unterscheiden vom Hinspiel in Leverkusen, als der BVB fast ausschließlich mauerte – und dafür viel Kritik einstecken musste. Ganz davon abrücken aber will Terzic nicht: “So wie wir es in Leverkusen wegverteidigt haben, das wird auch jetzt wieder ein Schlüssel sein. Allerdings wünschen wir uns deutlich bessere Phasen am Ball.” Damals ging die Kugel reihenweise zu schnell verloren, so dass der Druck aufs das Dortmunder Tor konstant hochblieb und Entlastung – trotz Füllkrugs Last-Minute-Chance – nur selten gelang.

Aber Terzic ist, was das anbelangt, ebenfalls hoffnungsvoll: “Wir sind jetzt eine etwas andere Mannschaft als im November”, sagt er und nutzt ein Lieblingswort von Bundestrainer Julian Nagelsmann, um das zu unterstreichen: Aus dem “Momentum” vom vergangenen Dienstag könne man viel ziehen – Energie, Hunger, Gier, Selbstvertrauen -, “deshalb ist jetzt ein wunderbarer Moment, es auf unsere Seite zu ziehen”.

Personell kann Dortmunds Trainer in vielen Mannschaftsteilen aus dem Vollen schöpfen, lediglich in der Offensive gibt es abseits des langzeitverletzten Außenverteidigers Ramy Bensebaini zwei sichere und einen möglichen Ausfall: Sebastien Haller wird aufgrund seiner erneut aufgebrochenen Sprunggelenksverletzung, die den Stürmer zu einer abermals wochenlangen Pause zwingt, ebenso wie der gesperrte Karim Adeyemi definitiv nicht dabei sein, sehr unwahrscheinlich ist auch ein Einsatz von Donyell Malen.

Matthias Dersch