Ohne Hrgota: Zorniger setzt auf den Faktor Unberechenbarkeit

Ohne Hrgota: Zorniger setzt auf den Faktor Unberechenbarkeit

Das so wichtige Erfolgserlebnis nach dem Negativlauf der Vorwochen hat Fürth am vergangenen Freitag mit dem 2:1 gegen Kaiserslautern geschafft. Am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) will das Kleeblatt direkt nachlegen, doch die Hürde ist groß: Es geht zum Tabellendritten Düsseldorf – und das ohne Kapitän Branimir Hrgota.

Muss gegen Düsseldorf auf seinen Kapitän Branimir Hrgota verzichten: Fürths Trainer Alexander Zorniger.

Muss gegen Düsseldorf auf seinen Kapitän Branimir Hrgota verzichten: Fürths Trainer Alexander Zorniger.

Getty Images

Was haben der 28. Spieltag der Vorsaison und der 30. dieser Spielzeit gemeinsam? Richtig, wie 2022/23 verpasst Branimir Hrgota auch nun nur deshalb sein erstes Ligaspiel dieser Saison, weil er gelbgesperrt fehlt. Sonst nämlich ist der 31-Jährige einer der wenigen Spieler, die bei der SpVgg Greuther Fürth stets gesetzt sind. Der Offensivmann ist schließlich nicht nur Kapitän der Mittelfranken, sondern auch deren Unterschiedsspieler, der dank seiner individuellen Klasse in der Lage ist, das Spiel zu Gunsten seiner Mannschaft zu entscheiden. “Als Führungsspieler ganz schwer zu ersetzen” sei Hrgota, meinte dessen Trainer Alexander Zorniger auf der Pressekonferenz am Donnerstag. “In einem Spiel” aber, so der 56-Jährige weiter, “sage ich immer, muss jeder zu ersetzen sein.”

Mit Green und Itter fallen zwei weitere Eckpfeiler nach wie vor aus

Der Ausfall des dreimaligen schwedischen A-Nationalspielers wiegt aber noch schwerer, weil mit Julian Green auch der zweite eigentlich unersetzliche Leistungsträger weiter ausfällt. Der US-Amerikaner, der auf der Acht beheimatet ist, laboriert weiter an Sprunggelenkproblemen. Wann der 28-Jährige wieder einsatzfähig ist, steht noch in den Sternen. “Bei Ju müssen wir in den Bereich der Schmerzfreiheit kommen”, erklärt Zorniger, “das ist noch nicht der Fall.” Mit Luca Itter muss der Coach nach wie vor auf einen weiteren Eckpfeiler verzichten. Beim 25-jährigen Verteidiger, der links hinten sowohl innen als auch außen spielen kann, sehen es zwar “ein bisschen besser aus” – allerdings “mit dem Wissen, dass die Geschichte, die ihm seit letztes Jahr Oktober Probleme gemacht hat und jetzt wieder (Schambeinprobleme, Anmerkung der Redaktion), so sensibel ist, dass man sich genau überlegen muss, wann man ihn dann wieder reinjagt”, erläutert Zorniger. Auch der Zeitpunkt für Itters Comeback steht also noch nicht fest.

Zorniger verzichtet bewusst auf Experimente

Doch zurück zu Hrgota: So sehr dessen Fehlen, gerade in Kombination mit Greens Ausfall, schmerzt, so sehr ist Zorniger auch bemüht, diesem Umstand etwas Positives abgewinnen zu können: “Natürlich tut uns das weh und macht es noch mal ein bisschen schwerer, aber vielleicht sind wir dadurch auch ein Stück weit unberechenbarer in unserer Spielweise.” Auf Experimente – trotz der Tabellensituation (zehn Punkte Rückstand auf Rang 3, elf Zähler Vorsprung auf Platz 16) – verzichtet der Chefcoach ganz bewusst, sowohl in taktischer als auch in personeller Hinsicht. “Wir werden jetzt am Wochenende nicht auf einmal mit der Raute anfangen und unser System komplett umstellen”, kündigt Zorniger, der meist in einem 3-4-1-2-System spielen lässt, an. Und auch bei der Personalauswahl sind nicht viele Änderungen zu erwarten. Für die Spieler, die bisher nur wenig Einsatzzeit bekommen haben, heißt das: weiterhin hinten anstellen. Oder um es mit Zorniger zu sagen: “Die Chance haben sie schon gekriegt. Wir haben zehn Spiele lang was ausprobiert, das hat nicht funktioniert, das brauchen wir nicht mehr.”

Der naheliegendste Ersatz für Hrgota wäre Petkov

Heißt im Umkehrschluss: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Chefcoach am 3-4-1-2 festhält und Hrgota eins-zu-eins zu ersetzen versucht, ist hoch. Wer für seinen Kapitän ran darf, hat Zorniger bereits im Kopf, nur verraten mag er es noch nicht. “Die Aufstellung ist für uns relativ klar” sagte der Familienvater – “ich könnte es sagen, aber ich will es nicht.” Dass wie schon in der Vorsaison Lukas Petkov den gesperrten Zehner vertreten darf, wäre die naheliegendste Lösung. Egal, für welche sich Zorniger letztlich entscheidet, klar ist, dass Fürth nach dem Dreier gegen den FCK auch die hohe Hürde bei der Fortuna meistern möchte. “Vor allem mit dem Wissen, was für uns wichtig ist in unserem Spiel”; kündigt der gebürtige Schwabe an.

Sie werden mit Selbstvertrauen kommen.

Alexander Zorniger über Fortuna Düsseldorf

Etwa die Fortuna permanent zu bearbeiten, damit sie erst gar nicht in die Lage kommt, “ihren Stiefel runterzuspielen”, so Zorniger. Was keinesfalls despektierlich gemeint ist, ganz im Gegenteil: “Düsseldorf ist im Moment die formstärkste Mannschaft, sie haben die meisten Tore erzielt und spielen einfach ihr Spiel”, lobt er. Genauso wie seinen Kollegen, der die Rheinländer inzwischen auf Rang 3 geführt hat und so mit ihnen am Tor zur Bundesliga anklopft. “Daniel Thioune macht einen tollen Job, stellt die Mannschaft immer richtig gut ein und ist total unaufgeregt, dafür bewundere ich ihn manchmal auch.” Auch wenn die Fortuna auf ihren gelbgesperrten Top-Torjäger und -Scorer Christos Tzolis verzichten muss, warnt Zorniger: “Sie werden mit Selbstvertrauen kommen.”

Was allerdings auch für das Kleeblatt gilt: “Ich möchte jetzt nicht sagen, dass wir mit einer super breiten Brust dahin fahren, aber mit Selbstvertrauen auf jeden Fall”, betont Zorniger – trotz des Ausfalls von Hrgota. Als der Kapitän am 28. Spieltag der Vorsaison ebenfalls gesperrt fehlte, gewann die Spielvereinigung übrigens mit 2:1 gegen Regensburg. Vielleicht ja ein gutes Omen für Fürth.

Fabian Istel