Ostrzolek selbstbewusst: “Wir können alle verbleibenden Spiele gewinnen”

Ostrzolek selbstbewusst: “Wir können alle verbleibenden Spiele gewinnen”

Es war schon ein kleiner Meilenstein, den der TSV Schwaben Augsburg mit dem 1:0-Erfolg beim FC Deisenhofen setzte: Nicht nur, weil man einen direkten Konkurrenten auf nun acht Punkte distanzieren konnte, sondern auch, weil sich der FCD zuletzt in bärenstarker Form präsentierte.

Matthias Ostrzolek, hier im FCA-Trikot beim Abschiedsspiel von Daniel Baier, peilt mit dem TSV Schwaben Augsburg die Regionalliga an.

Matthias Ostrzolek, hier im FCA-Trikot beim Abschiedsspiel von Daniel Baier, peilt mit dem TSV Schwaben Augsburg die Regionalliga an.

IMAGO/kolbert-press

“Für mich ist Deisenhofen aktuell die stärkste Mannschaft der Liga, die spielen mutig von hinten raus und insgesamt einen richtig guten Fußball. Andi Pummer leistet da tolle Arbeit”, spart Augsburgs Spielertrainer Matthias Ostrzolek daher nicht mit Lob für den Gegner, weiß aber zugleich, dass der Sieg ein Zeichen der eigenen Stärke ist, “es war ein richtig gutes Bayernliga-Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Beide Mannschaften haben alles in die Waagschale geworfen. Wir waren am Ende einfach erfahrener und abgezockter, wobei wir die Partie vielleicht schon früher entscheiden müssen.” Doch der Tabellenführer der Bayernliga Süd ließ den Kontrahenten bis in die Schlussphase am Leben – und wäre beinahe noch bestraft worden. “In der Nachspielzeit ist ein Kopfball von Deisenhofen knapp am Tor vorbei. Das war ein bisschen glücklich für uns. Aber in Summe haben wir gezeigt, dass wir nicht zu Unrecht ganz oben stehen. Wenn man solche Spiele für sich entscheidet, ist das ein Zeichen von Qualität und Mentalität in der Mannschaft”, schließt der Ex-Profi seine Zusammenfassung vom letzten Gastspiel zufrieden.

Derbyausrutscher als Warnung auf dem Weg zur Meisterschaft

Mit 60 Zählern liegt der TSV nun sogar mit drei Zählern Vorsprung an der Spitze, da der SV Erlbach bei Tabellensechsten aus Nördlingen lediglich zu einem 1:1 kam. Kurioserweise standen sich am vergangenen Wochenende damit die vier Mannschaften gegenüber, die sich um eine Zulassung zur Regionalliga Bayern beworben haben. Heimstetten (56 Punkte) und der TSV Landsberg (54) als Dritter und Vierter verzichten dagegen auf das Verfahren. Ein Umstand, der für Ostrzolek wenig Einfluss auf die Ausgangslage nimmt: “Für mich als Trainer ändert sich nichts, ich konzentriere mich ohnehin auf uns und darauf, dass wir unsere Spiele gewinnen. Am Ende ist es ja auch noch offen, ob wirklich alle vier Bewerber die Zusage erhalten, schließlich sind die Anforderungen in der Regionalliga schon enorm.” Zudem befinden sich die Augsburger aus sportlicher Sicht derzeit zwar in der Pole Position, final gesichert ist der Aufstieg allerdings noch nicht.

Wie schnell das Pendel für den Gegner ausschwingen kann, mussten die Schwaben zuletzt ausgerechnet im Derby gegen Türkspor erfahren. Gelang im Hinspiel noch ein deutlicher 7:1-Auswärtserfolg, war im Rückspiel von Anfang an der Wurm im Spiel der Ostrzolek-Elf. “Wir waren irgendwie von der ersten Minute nicht im Spiel. Vorne haben wir unsere Chancen nicht gemacht, hinten waren wir gleichzeitig zu fehlerhaft. Türkspor hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Niederlage im Jahr 2024 und hat mit fortlaufender Spieldauer natürlich an Selbstvertrauen gewonnen”, beschreibt der 33-Jährige den Spielverlauf, der nach zwei Toren in der zweiten Halbzeit zugunsten des Stadtrivalen kippte. “Uns hat an dem Tag schlichtweg die notwendige Konzentration gefehlt. Sowas sollte nicht passieren, kommt im Fußball aber immer wieder vor. Ähnliches haben wir in der Hinrunde gegen 1860 München erlebt, als wir die erste Niederlage unter meiner Verantwortung kassiert haben.”

Knackiges Restprogramm mit Showdown am Ende

Jene Junglöwen sind am Wochenende passenderweise der nächste Gegner des TSV Schwaben im noch fünf Spiele andauernden Schlussspurt. “Wenn man zu dem Zeitpunkt der Saison oben steht, will man natürlich auch oben bleiben. Wir sind selbstbewusst genug, um zu wissen, dass wir die verbleibenden Spiele allesamt gewinnen können”, versteckt sich Ostrzolek sympathischerweise nicht hinter Floskeln, kennt allerdings zugleich die Schwere des Restprogramms, “Sechzig hat es gegen uns damals sehr gut gemacht, daher wird das erneut schwierig. Das gilt genauso für die Spiele in Kottern und Rain oder in Kirchanschöring, die sehr unangenehm zu bespielen sind und zuletzt Landsberg geschlagen haben.” Das wohl wichtigste aller Spiele wartet jedoch am vorletzten Spieltag, wenn zum vermeintlichen Showdown um die Meisterschaft in der Bayernliga Süd der SV Erlbach nach Schwaben reist. Zu weit in die Zukunft möchte Ostrzolek allerdings nicht blicken. Der Fokus gilt verständlicherweise dem kommenden Wochenende gegen die Sechzig-Reserve.

Über Trainerlizenzen und den HSV

Nichtsdestotrotz laufen auch beim 33-Jährigen persönlich die Vorbereitungen auf einen potenziellen Aufstieg in die Regionalliga, schließlich ist dort als Trainer die A-Lizenz gefordert. “Aktuell läuft dafür die Bewerbungsphase”, hat Ostrzolek den notwendigen ersten Schritt getan. Bleibt zu hoffen, dass eine positive Rückmeldung erfolgt. Bei der Vita von knapp 200 Bundesliga-Spielen sollten die Chancen des mittlerweile in der Nähe von Augsburg sesshaften Ostrzolek jedoch gut sein.

Apropos: Gut sind die Chancen auch für seinen Ex-Verein FC Augsburg zwecks einer Qualifikation für Europa. “Rein aufgrund meines Wohnorts habe ich zum FCA natürlich den engsten Bezug, generell fiebere ich aber mit allen meinen Ex-Vereinen wie Bochum und Hamburg mit”, hat der gebürtige Westfale die große Fußballwelt nicht aus den Augen verloren und klärt final schmunzelnd auf, “bei Augsburg wüsste ich nicht, ob die Mehrbelastung einer Saison in Europa gut für den Verein ist. Wenn ich mich daher für ein Szenario entscheiden müsste, dann soll der HSV aufsteigen. Der Verein und die Fans gehören einfach die erste Bundesliga.” Ganz so einfach wird dieses Unterfangen für die derzeit nur Viertplatzierten Hansestädter mit dem Spiel gegen den Tabellenführer aus Kiel vor der Brust allerdings nicht. Vielleicht sollte sich der Hamburger SV daher zunächst einmal beim TSV Schwaben umhören. Der hat sein Spitzenspiel am vergangenen Wochenende schließlich gewonnen und liefert generell bestes Anschauungsmaterial wie ein Aufstieg gelingen kann.

Simon Ruß