Reals Elfmeterschießen: Wer nicht antreten wollte – und warum Lunin stehen blieb

Reals Elfmeterschießen: Wer nicht antreten wollte – und warum Lunin stehen blieb

Platzwahl verloren, sichere Schützen ausgewechselt, den ersten Elfmeter verschossen: Für Real Madrid sprach so gut wie nichts mehr beim Elfmeterschießen gegen Manchester City. Doch die Königlichen zogen im Poker noch ein paar Asse aus dem Ärmel.

Stehen geblieben: Andriy Lunin hält den Elfmeter von Bernardo Silva.

Stehen geblieben: Andriy Lunin hält den Elfmeter von Bernardo Silva.

IMAGO/Action Plus

Alles ganz schön ungewöhnlich, was sich da am Mittwoch im Etihad abspielte. “Normalerweise sind wir diejenigen, die unsere Gegner bezwingen”, sagte Nacho, “aber wir haben eine andere Seite gezeigt: dass wir auch spektakulär verteidigen können.”

Spielbericht

Was die Königlichen im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals bei Manchester City nach der frühen Führung durch Rodrygo (12.) boten, war zweifelsohne nichts für Fußballfeinschmecker. Ganze 33 Prozent Ballbesitz waren es am Ende für Real, 8:33 Torschüsse standen in der Statistik. Die Spielweise des professionellen Einigelns rechtfertigte Carlo Ancelotti kurz und knapp: “Das war der einzige Weg, hier am Leben zu bleiben.”

Auch Toni Kroos redete die Spielweise nur ein bisschen schön, und zwar im wahrsten Sinne. Gegen Ende des Spiels sei “so ein bisschen auch das Elfmeterschießen” das Ziel gewesen, sagte er bei DAZN. “Weil City deutlich näher dran war, noch ein Tor zu machen.” Dass Kroos schon in der 79. Minute ausgewechselt worden war, erhöhte nicht gerade die Chance, dass der Poker vom Punkt zugunsten der Madrilenen ausgehen würde. Neben dem DFB-Akteur fehlten mit Rodrygo, Vinicius Junior und Dani Carvajal, der beim Nations-League-Sieg für Spanien Mitte September den entscheidenden Elfmeter verwandelt hatte, weitere potenzielle Schützen.

Ein Problem, mit dem ManCity allerdings auch zu kämpfen hatte, so waren zum Beispiel Kevin De Bruyne und Erling Haaland schon ausgewechselt. Dennoch sprach zunächst fast alles für die Citizens, weil Kapitän Kyle Walker Losglück hatte: Sie durften als Erster schießen, und das auch noch auf ihre eigene Kurve. Julian Alvarez verwandelte, während Luka Modric scheiterte.

Doch es war eben ein Spiel, das Real in der Abwehr für sich entschied – und dank der Abwehr. Sogar im Elfmeterschießen.

Bernardo Silva? Die Chancen standen 1:3

In erster Linie ist da natürlich Andriy Lunin zu nennen. Dass er bei Bernardo Silvas Elfmeter einfach stehen blieb, war kein Zufall, aber dennoch ein bisschen Dusel. “Wir haben es mit dem Torwarttrainer vorbereitet”, verriet der Keeper. Drei Spieler wurden dabei ausgemacht, die möglicherweise ihren Elfmeter in die Mitte schießen würden. “Am Ende haben wir uns für einen entschieden.” Es war der von Bernardo Silva.

Und ein Wendepunkt in der Lotterie, in der Real keinen einzigen Elfmeter mehr verschoss. Jude Bellingham und Lucas Vazquez verwandelten genauso sicher wie die beiden Innenverteidiger Nacho und Antonio Rüdiger, beide nicht gerade ausgewiesene Elfmeterexperten. Eigentlich hätten auch ganz andere Real-Akteure schießen sollen, wie Co-Trainer Davide Ancelotti später verriet: Doch Fede Valverde kam von sich aus auf das Trainer-Sohn-Gespann zu und gestand, dass er sich zu erschöpft und nicht sicher fühle. Eder Militao hatte Bedenken, weil sein brasilianischer Nationalkeeper-Kollege Ederson ihn zu gut kenne. Modric und Lucas Vazquez erhielten die freien Tickets.

Auch Kepa hilft mit

Davide Ancelotti hatte übrigens maßgeblichen Anteil an der Auswahl der Schützen. “Ich habe die fünf Kicker aufgeschrieben, ich habe mich mit Carlo beraten und ich hatte auch die Hilfe von Kepa und den Spielern. Dann wurde es ein wenig modifiziert.“

Ersatzmann Kepa hatte ja schließlich Erfahrung mit Elfmeterschießen gegen City. 2019 weigerte sich der ehemalige Chelsea-Keeper, im Finale des League Cup vor dem Duell Mann gegen Mann ausgewechselt zu werden. Zwar parierte er damals einen Elfmeter von Leroy Sané, ließ aber einen anderen von Sergio Aguero unter den Armen durchrutschen. Chelsea verpasste den Titel.

Zugute kam Real aber nicht das Elfmeterschießen von damals, sondern dass Kepa bei den Blues mit Mateo Kovacic zusammengespielt hatte. Vom Torhüter kam offenbar der Tipp, welche Ecke sich Lunin gegen den Kroaten aussuchen sollte. Auch Rüdiger, ebenfalls ein Ex-Mitspieler von Kovacic, gab Lunin den richtigen Fingerzeig.

Real mag vielleicht schlechte Karten gehabt haben bei diesem Elfmeterschießen. Doch es half enorm, dass sie die Züge des Gegners richtig erahnten.