Darmstadt: Umbau nötig, Neuaufbau unwahrscheinlich

Darmstadt: Umbau nötig, Neuaufbau unwahrscheinlich

Bereit kommende Woche kann der SV Darmstadt 98 endgültig als erster Bundesliga-Absteiger feststehen. Die Planungen für die bevorstehende Zweitliga-Saison haben am Böllenfalltor bereits begonnen, wie nicht nur die Aufstellung gegen Freiburg nahelegte.

Hängende Köpfe bei den Darmstädter Spielern nach dem 0:1 gegen den SC Freiburg.

Hängende Köpfe bei den Darmstädter Spielern nach dem 0:1 gegen den SC Freiburg.

IMAGO/Eibner

Bei der Heimniederlage gegen den SC Freiburg (0:1) war Verteidiger Matej Maglica der einzige verbliebene Leihspieler, der in der Startformation des SV Darmstadt 98 stand. Der 25 Jahre alte Kroate wird nach aktuellem Stand auch die einzige der sieben Leihgaben sein, die kommende Saison für die Lilien aufläuft. Sein Vertrag geht ab Sommer in ein festes Engagement bis 2027 über, wie bereits im vergangenen Herbst vereinbart worden war.

Ansonsten sind die Leihspieler ein Spiegel für die Probleme des SV Darmstadt 98 in der laufenden Spielzeit, die Trainer Torsten Lieberknecht selbst als “Horrorsaison” bezeichnete: Die beiden besten Verpflichtungen, Tim Skarke (von Union Berlin ausgeliehen) und Julian Justvan (kam im Winter von Hoffenheim), mussten gegen Freiburg verletzt passen. Sie haben gezeigt, dass sie Bundesliga können und werden wohl kaum in Darmstadt bleiben.

Sebastian Polter (Schalke) und Bartol Franjic (Wolfsburg) fehlten laut Lieberknecht aus sportlichen Gründen ganz im Kader. Dass sie kommende Saison für die Lilien in der Zweiten Liga auflaufen werden, ist unwahrscheinlich. Luca Pfeiffer (Stuttgart) und Gerrit Holtmann (Bochum) kamen immerhin noch als Einwechselspieler zum Zug, ohne dabei freilich nachhaltig Eindruck zu hinterlassen und sich so für Darmstadt oder einen anderen Verein zu empfehlen.

Kompletter Neuaufbau unwahrscheinlich

Insgesamt laufen beim SV Darmstadt 98 zum Saisonende 17 Verträge aus – doch die wenigsten der betroffenen Akteure sind wirkliche Stützen. Gegen Freiburg standen in Klaus Gjasula, Emir Karic und Aaron Seydel nur drei Spieler in der Startformation, deren Arbeitspapiere im Sommer enden.

Einen kompletten Neuaufbau wird es nicht geben, weil das auch den Teamgeist erschüttern würde, der die Lilien in den beiden Jahren vor dem Aufstieg so stark gemacht hatte. Und auch Trainer Lieberknecht sitzt weiterhin fest im Sattel, was angesichts seines Minus-Bundesliga-Rekords von 22 Spielen ohne Sieg nicht selbstverständlich ist (bis zum Freiburg-Spiel hatte er sich den Rekord noch mit Bernd Hoss geteilt, der 1986/87 mit Blau-Weiß 90 Berlin 21 Ligaspiele lang sieglos gewesen war; d.Red.).

Gerüst für die kommende Saison steht

Ein Gerüst mit Routiniers wie Marcel Schuhen, Fabian Holland und Tobias Kempe auf der einen Seite und jungen Talenten wie Clemens Riedel, Oscar Vilhelmsson oder Fabio Torsiello für ein solides Zweitliga-Team ist in Darmstadt vorhanden.Hinzu kommen Stammspieler wie Christoph Klarer, Matthias Bader oder Marvin Mehlem. Die sind zumindest vertraglich noch gebunden, wobei sich jedoch besonders der aktuell noch verletzte Mehlem sicher ins Blickfeld anderer Bundesligisten gespielt hat.

Herausforderungen für den neuen Sportdirektor

Doch der Verein will nicht nur ein solider Zweitligist sein, hat sich selbst ins Leitbild geschrieben, auf Dauer die Top 20 des deutschen Fußballs herausfordern zu wollen. Da wird nun vor allem der neue Sportdirektor Paul Fernie gefragt sein, eine schlagkräftige Mannschaft mit entwicklungsfähigen Spielern aufzubauen. Fernie, der von Zweitligist SV Wehen Wiesbaden kommt, soll am Dienstag offiziell in Darmstadt vorgestellt werden.

Stephan Köhnlein