Tebas: “Unser Kontrollsystem hat Barca gezwungen, teure Stars zu verkaufen”

Tebas: “Unser Kontrollsystem hat Barca gezwungen, teure Stars zu verkaufen”

Millionentransfers hier, Milliardenschulden da. In Europas Fußball hat sich aus verschiedensten Gründen ein Rattenrennen entwickelt, das Ablösesummen, Gehälter und Beraterprovisionen in die Höhe getrieben hat. Javier Tebas fordert deshalb schärfere Finanzregeln.

Fordert eine globale Finanzkontrolle: La-Liga-Präsident Javier Tebas.

Fordert eine globale Finanzkontrolle: La-Liga-Präsident Javier Tebas.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS

“Wir müssen viel mehr auf wirtschaftliche Stabilität setzen als auf reine sportliche Wettbewerbsfähigkeit um jeden Preis, sonst betrügen wir uns selbst”, erklärte der Präsident von Spaniens La Liga im Interview mit dem kicker (Montagsausgabe) und kündigte an, einen Vorschlag der Bundesliga für eine Präzisierung der Nachhaltigkeitsregeln der UEFA zu unterstützen: “In Bezug auf mögliche Änderungen der europäischen Regeln für das finanzielle Fairplay, zu denen es verschiedene Vorschläge gibt, stehen wir in engem Einklang mit der Bundesliga. Beide Ligen unterstützen die Priorisierung der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.”

Die Deutschen wollen statt der relativen Kaderkostenobergrenze von aktuell 70 Prozent der fußballbezogenen Einnahmen eine absolute einführen, was Umgehungstatbestände über mit einem Investor verschwägerte Unternehmen als Sponsor – beliebt speziell bei Staatsfonds wie Qatar Sports Investment oder der Abu Dhabi Group – erschweren würde.

Zudem hofft Tebas auf Reformen im Kontrollsystem: “La Liga ist für eine globale Finanzkontrolle, die sich an unserem System orientiert. Und es wäre gut, wenn wir so etwas in Europa etablieren könnten.” Dabei zielt der 61-Jährige auf das Beispiel FC Barcelona ab. Während der Corona-Pandemie standen die Katalanen beinahe vor dem Kollaps aufgrund einer Nettoverschuldung in Höhe von 680 Millionen Euro. La Liga setzte scharfe Auflagen für Barca fest, um die Kaderkosten zu reduzieren.

“In Spanien sprechen viele Leute über den FC Barcelona. Um ehrlich zu sein, wünschte ich mir, andere Vereine in Europa wären wie Barca, weil sie sich an die Regeln des finanziellen Fairplay halten. Sie können nicht mehr die Spieler verpflichten, die sie wollen. Unser Finanzkontrollsystem hat sie dazu gezwungen, teure Stars zu verkaufen und sie durch billigere Spieler zu ersetzen. Die Kaderkosten des FC Barcelona wurden durch die Einsparungen bei den Gehältern von mehr als 650 auf etwa 520 Millionen Euro reduziert. Wir werden so lange weitermachen, bis sie den Break-even erreichen”, kündigte Tebas an. Also bis der Klub nur noch so viel ausgibt, wie er auch durchs operative Geschäft einnimmt. Zuletzt war die Nettoverschuldung des 27-maligen spanischen Meisters immerhin auf 552 Mio. Euro zurückgegangen.

Warum sich Tebas besonders über die neue Klub-WM der FIFA ärgert und in welchen Ländern konkret er sich eine gemeinsame Vermarktung mit der Bundesliga vorstellen kann, lest ihr im Interview in der aktuellen kicker-Ausgabe – hier auch als eMagazine.

Benni Hofmann