Bochum wundert sich über “skurrile” Stöger-Aussagen – Butscher die “ideale Lösung”

Bochum wundert sich über “skurrile” Stöger-Aussagen – Butscher die “ideale Lösung”

Der VfL Bochum geht mit Interimslösung Heiko Butscher in die entscheidenden Wochen des Abstiegskampfes. Der bisherige U-19-Coach sei die Ideallösung, betonten die Verantwortlichen – die auf der Vorstellungs-Pressekonferenz auch Kritik an Peter Stöger durchsickern ließen.

Heiko Butscher (M.) soll es als neuer Cheftrainer für Bochum richten, davon sind Geschäftsführer Patrick Fabian (li.) und Sportdirektor Marc Lettau (re.) überzeugt.

Heiko Butscher (M.) soll es als neuer Cheftrainer für Bochum richten, davon sind Geschäftsführer Patrick Fabian (li.) und Sportdirektor Marc Lettau (re.) überzeugt.

IMAGO/RHR-Foto

Gut 20 Minuten saß Heiko Butscher relativ unbeteiligt auf der Pressekonferenz des VfL Bochum und lauschte erstmal nur seinen Vorgesetzten. Kurz zuvor hatten die Verantwortlichen den 43-Jährigen ganz offiziell zum Nachfolger von Cheftrainer Thomas Letsch beim abstiegsbedrohten Bundesligisten ernannt – vorerst als Interimslösung bis Saisonende mit dem klaren Ziel Klassenerhalt.

Bevor Butscher, die “ideale Lösung” laut Sportgeschäftsführer Patrick Fabian, nun aber seine potenziellen Maßnahmen und seine Herangehensweise in den letzten sechs Saisonspielen darlegen durfte, ging es erstmal um die vergangenen Tage. “Ob der Tabellensituation mussten wir einen Impuls setzen”, erklärte Bochums Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis die Hintergründe der Letsch-Entlassung.

Villis sprach seinen ausdrücklichen Dank an den vorherigen Trainer aus für einen “super Job”, doch “wir sind in keiner guten Situation, deshalb waren wir als Vereinsführung gefordert, die Entscheidung zu treffen”. Aus den vergangenen sechs Spielen holte der VfL nur einen Punkt.

Ausschlaggebend war die Last-Minute-Niederlage in Köln am vergangenen Samstag (1:2), anschließend hätten die Verantwortlichen um Villis und Fabian viele Gespräche geführt, mit Letsch selbst, mit den Spielern. Anschließend sei man “zu der Überzeugung gekommen, es in dieser Konstellation nicht mehr zu schaffen”, so Fabian.

Stöger-Absage? “Skurril”

Am Montag schließlich zog Bochum die Reißleine, anschließend ging es in die Gespräche mit potenziellen Nachfolgern. Stefan Kuntz galt als Kandidat, über Dirk Schuster wurde nachgedacht, konkret war nach kicker-Informationen das Interesse an Peter Stöger. Der bestätigte öffentlich die Gespräche, sagte dem VfL nach eigener Aussage ab.

Eine Darstellung der Ereignisse, wie sie Fabian auf mehrfache Nachfrage nicht nachvollziehen konnte. Könne man von Butscher wirklich als Ideallösung sprechen, wenn doch andere Kandidaten angeblich abgesagt hätten? “Gerade dann”, bekräftigte Fabian. “Wenn du nicht mit anderen Leuten sprichst, weißt du nicht, was aus deinen Optionen die beste Lösung ist. Es ist unsere Pflicht, mit anderen Kandidaten zu sprechen. Alles andere wäre verantwortungslos.”

Bochum: Die nächsten Gegner

Nur die öffentlichen Kommentare von Stöger, die empfinde Fabian als “skurril”. Ersterer hatte unter anderem gemeint, über eine Zusage nachgedacht zu haben, “um mich wieder ins Gespräch zu bringen”. Fabians deutliche Replik: “Der VfL Bochum dient nicht dazu, sich irgendwo ins Spiel zu bringen. Wenn man nicht hierherkommt, um der Sache zu dienen, ist das sehr zweifelhaft.” Dass Gespräche mit Stöger stattgefunden haben, könne er bestätigen, “aber wie es von ihm dargestellt wird, ist auch nur ein Teil der Wahrheit.” Man habe gemeinsam entschieden, “dass es nicht passt aus unterschiedlichen Gründen”.

Butscher musste nicht lange überlegen

Nachfragen zu weiteren Kandidaten wollte Fabian nicht weiter kommentieren: “Am Ende zählt, wer hier ist – und das ist Heiko Butscher.” Jener Butscher, der aus der eigenen U 19 bis Saisonende befördert wird, sei eine “super Wahl”: “Bochum-DNA reicht nicht aus, er hat die Expertise, den Tiefgang. Wir sind überzeugt, dass er die richtige Lösung ist.”

Ich kann doch nicht Nein sagen, wenn die Mannschaft Hilfe braucht.

Heiko Butscher

Und dann durfte sich auch endlich Butscher zu seinem neuen Job äußern. Natürlich habe er nicht lange überlegt, das Angebot anzunehmen: “Ich liebe dieses Stadion, ich liebe diesen Verein. Ich kann doch nicht Nein sagen, wenn die Mannschaft Hilfe braucht”, stellte Butscher klar, dessen Aufgaben bei der U 19 vorerst von U-17-Coach David Siebers übernommen werden.

Butschers Fokus liegt nun auf dem Abstiegskampf mit den Profis. “Uns ist allen klar: Es geht nur gemeinsam”, sagte er bei seinem Amtsantritt. “Ich will Spiele gewinnen. Wir wollen uns in den Armen liegen. Wir wollen uns wieder in der Kabine in die Augen schauen und sagen, dass wir einen geilen Job gemacht haben.” Idealerweise schon am kommenden Samstag, wenn es vor eigenem Publikum gegen Heidenheim geht (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker).

Wie und mit wem geht es im Sommer weiter?

Bis dahin sei von ihm eine Mischung aus Trainer und Psychologe gefragt, um die Mannschaft wieder in die Spur zu bekommen. Einerseits müsse das Trainerteam “klare Regeln vorgeben. Die Mannschaft braucht ein Grundgerüst, in dem sich jeder wohlfühlt und jeder weiß, was er zu tun hat.” Andererseits: “Natürlich spreche ich auch mit den Spielern – das ist ein Mix, den ich diese Woche versuche reinzubringen.”

Sein Engagement bei den Profis ist zunächst bis zum Sommer befristet, seine Zukunft darüber hinaus offen. “Es ist auf diese sechs Spiele – möglicherweise plus zwei – ausgelegt und dann werden wir sehen”, sagte Fabian, der parallel den Trainermarkt sondieren will. Absolute Priorität habe aber selbstverständlich der Klassenerhalt. “Wir sind nach wie vor in einer Position, in der wir selbst alles in der Hand haben”, erinnerte Fabian. “Wir sind über dem Strich und da wollen wir bleiben.” Und Butscher ist überzeugt: “Die Spieler werden liefern.”