Hürzelers Erfolgsrezept: Bayern-DNA für St. Pauli

Seit Dezember 2022 leitet Fabian Hürzeler die Geschicke beim FC St. Pauli – und das ziemlich erfolgreich. Bei “kicker meets DAZN” spricht der 31-Jährige nun über seinen Weg und seine Schwächen – und er verrät, was der FC Bayern mit dem Erfolg der Kiezkicker zu tun hat.

Schwebt mit St. Pauli derzeit auf Wolke sieben: Fabian Hürzeler.

Schwebt mit St. Pauli derzeit auf Wolke sieben: Fabian Hürzeler.

IMAGO/Jan Huebner

Als Spieler war Fabian Hürzeler die große Karriere verwehrt geblieben, dafür startet er nun als Trainer voll durch. Sechs Spieltage vor Schluss führt er mit St. Pauli die Tabelle der 2. Liga an, hat acht Punkte Vorsprung auf Relegationsrang drei – und wird dafür immer wieder gefeiert. Am Samstag gab es aber beim kontroversen 1:2 in Karlsruhe einen Dämpfer – einer, der ihn wurmt, wie Hürzeler zugibt.

“Ich bin ein sehr schlechter Verlierer”, sagt der 31-Jährige im Gespräch mit Alex Schlüter und Benni Zander, betont aber zugleich, dass man sich von derartigen Dingen nicht aufhalten lassen dürfe. “Irgendwann geht es weiter, man muss die Niederlage aufarbeiten und Lehren daraus ziehen.” Ihm gehe es darum, “lösungsorientiert zu denken und die Emotionen beiseitezulegen”.

Hürzeler verfolgt einen sachlichen und prozessorientierten Ansatz, wie er selbst sagt, aber er will auch seine Spieler mitnehmen. So verrät er, dass er nach seiner Amtsübernahme am Millerntor gar nicht so viel geändert habe. Vielen Spielern hätte es damals lediglich an Selbstvertrauen gefehlt, daher sei ihm wichtig gewesen, “das Mindset zu stärken – weg von den Zweiflern, hin zu Gläubigen”. In diesem Zusammenhang sei “die Macht der Ideen” eminent wichtig – ebenso “das Warum”. Er sei daher bemüht, seinen Spielern zu erklären, warum er dies oder jenes verlangt. Damit das funktioniert, braucht es wiederum “klare Ideen”.

Da bin ich kein Vorbild für andere.

Fabian Hürzeler

Neben der offensichtlichen Tatsache, dass man sportliche Erfolge will, geht es bei den Hanseaten aber auch darum, die Spieler individuell “besser zu machen”. Dies sei ebenfalls sein Anspruch, zumal Profifußballer unter dem Strich “auch Egoisten sind, die viel auf sich gucken.” Seiner Meinung nach entwickeln sich Spieler “am besten mit dem Ball am Fuß”. Hürzeler betont dabei, dass die Spieler auch “Fehler machen dürfen. Aber sie sollen aus diesen lernen und diese nicht wiederholen.”

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Ein schlechtes Vorbild

Dass das nicht immer leicht ist, weiß Hürzeler jedoch aus eigener Erfahrung. Der 31-Jährige hat schon sieben Gelbe Karten gesehen. “Das ist definitiv ein Punkt, den ich mir selbst ankreide”, zeigt er sich einsichtig und verrät: “Ich habe mir vorgenommen, in Bezug auf die Schiedsrichter besser zu werden. Das ist mir definitiv noch nicht gelungen. Da bin ich kein Vorbild für andere. Ich weiß auch, dass ich schlechten Einfluss ausübe. Schiedsrichter-Entscheidungen müssen Trainer akzeptieren, das gelingt mir nicht in dem Maße, wie ich es von mir erwarte. Das will ich verbessern, aber das geht auch nicht von heute auf morgen.” Hürzeler betont aber auch, dass er sich bei diesem “Balance-Akt” nicht verbiegen wolle, denn “auch an der Seitenlinie kann und will ich mich nicht verstellen.”

Bayern-DNA als Basis

Auffällig ist der Spielstil, den Hürzeler in Hamburg spielen lässt – aktiv und attraktiv. Diesen hat er bereits sehr früh für sich entdeckt, wie er zugibt. “Die Basis, die DNA meiner Idee, habe ich als Fußballspieler entwickelt”, sagt Hürzeler und verweist dabei vor allem auf seine Zeit bei Rekordmeister Bayern München. Zwischen 2011 und 2013, quasi ganz am Anfang seiner Spielerkarriere, bestritt er 36 Spiele für die zweite Mannschaft des FCB. “Das war die prägendste Zeit”, blickt Hürzeler zurück und erklärt: “Bei Bayern hattest du immer den Ball und musstest die Spiele immer gewinnen – am besten auch schön gewinnen. Das hat sich eingeprägt.”

Er sei jemand, der “mutig ist, den Ball gerne hat, versucht mit Ball Lösungen zu finden und letztendlich das Fußballspiel als Veranstaltung für die Fans sieht, um ihnen auch etwas zu bieten.” Diese Philosophie verfolgt er auch am Kiez, wenngleich er diese im Laufe der Jahre verändert und angepasst habe. “Mit den Erfahrungen, die ich als Co-Trainer gemacht habe, hat sich meine Idee Monat für Monat, Jahr für Jahr weiterentwickelt.”

Bei KMD äußert sich Hürzeler darüber hinaus zur Kritik anderer Trainerkollegen an ihm und beantwortet auch die Frage, warum er Fußballtrainer und nicht – wie ursprünglich geplant – Fußballprofi geworden ist. Spannend auch, welche Trainer ihn geprägt haben, welche Erfahrungen er mit Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel gemacht hat und welche Herausforderungen sein Rollenwechsel vom Co zum Cheftrainer mit sich gebracht hat. Und zu guter Letzt verrät er, warum ihm Brighton Hove & Albion so beeindruckt und er spricht auch über den Impact von Leverkusen, Stuttgart und auch St. Pauli auf den deutschen Fußball.

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KMD #205 (mit Fabian Hürzeler)


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