96-Boss Martin Kind: “2. Liga ist die Einleitung zum wirtschaftlichen Selbstmord”

96-Boss Martin Kind: “2. Liga ist die Einleitung zum wirtschaftlichen Selbstmord”

Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme seines bisherigen Hauptsponsors läuft Hannover 96 seit Sonntag mit neuem Logo auf der Brust auf. 96-Boss Martin Kind ist in Gesprächen mit potenziellen neuen Geldgebern und nimmt auch zur sportlichen Situation Stellung.

96-Boss Martin Kind ist nachdenklich.

96-Boss Martin Kind ist nachdenklich.

IMAGO/localpic

Die Brust sah anders aus. Als die Spieler von Hannover 96 am Sonntagnachmittag den Rasen der Heinz von Heiden Arena betraten, war auf ihren Trikots nicht mehr der Schriftzug des bisherigen Hauptsponsors Brainhouse247 zu sehen, sondern das neu gestaltete Logo der ÜSTRA. Die Hannoverschen Verkehrsbetriebe springen kurzfristig und für den Rest der laufenden Spielzeit als Trikotsponsor des Traditionsklubs ein, weil Brainhouse247 seine Rechte zur Verfügung gestellt hat. Der Vertrag mit dem Unternehmen wäre am Ende dieser Saison ohnehin ausgelaufen. “Brainhouse247 hat in dieser Saison nicht mehr gezahlt. Das Geld fehlt uns”, erklärte 96-Boss Martin Kind am Montag auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz. Kolportiert wird eine Summe von 1,5 Millionen Euro, die 96 von Brainhouse pro Jahr bekommen soll(te).

“Brainhouse ist nicht insolvent”

Die finanziellen Probleme des Unternehmens sind schon länger ein Thema in der Stadt und Region Hannover. “Brainhouse hat uns immer sauber und fair über die Entwicklung informiert. Ich wünsche ihnen, dass sie ihre Probleme schnell in den Griff bekommen. Sie sind überzeugt, dass sie es schaffen. Und ich habe das Vertrauen, dass sie es schaffen können”, sagte Kind und betonte ausdrücklich: “Brainhouse ist nicht insolvent.”

Die Üstra springt als Hauptsponsor aber nur für die Restlaufzeit dieser Saison ein. Das sind noch sechs Pflichtspiele. Für die Zeit danach soll möglichst ein bundesweites Unternehmen als Hauptsponsor gefunden werden. Kind ist optimistisch, dass dies gelingen wird: “Wir sind in Gesprächen”, erklärte der 79-Jährige zum aktuellen Stand.

“Der Aufstieg in die 1. Liga ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten fast ein Muss”

Zur sportlichen Situation nahm Kind auf Nachfrage auch noch Stellung. Nach dem 1:1 am Sonntag gegen Schalke 04 ist Hannover 96 fast schon raus aus dem Rennen um den Relegationsplatz. Fünf Punkte beträgt aktuell der Rückstand des Tabellenfünften auf den Dritten Fortuna Düsseldorf. “Unser Ziel ist der Aufstieg. Meine Meinung war immer klar: Die 2. Liga ist grundsätzlich die Einleitung zum wirtschaftlichen Selbstmord. Und der Umkehrschluss ist klar: Der Aufstieg in die 1. Liga ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten fast ein Muss”, sagte der Unternehmer. “Das Ziel in einer Stadt wie Hannover kann nur der Aufstieg sein. Die Hoffnung lebt. Aber dann kommt noch der Realismus dazu – und der ist in jeder Saison eine neue Herausforderung.” Auch in dieser Spielzeit.

Gunnar Meggers