Aufschwungshoffnung geplatzt! Gladbach wie ein Absteiger

Aufschwungshoffnung geplatzt! Gladbach wie ein Absteiger

Mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg sollte für Borussia Mönchengladbach ein erfolgreicher Saisonendspurt eingeleitet werden. Heraus kam eine desillusionierende 0:3-Niederlage und die bittere Erkenntnis: In dieser Verfassung ist die Fohlenelf nicht bundesligatauglich. Der Trainer muss endlich Lösungen finden.

Keine Tore zwischen Schalke und Karlsruhe

Keine Tore zwischen Schalke und Karlsruhe

Borussia Moenchengladbach via Getty Images

Die Länderspielpause war eigentlich wie gemacht, um nach den schmerzhaften Tiefschlägen – darunter das blamable Pokal-Aus beim 1. FC Saarbrücken (1:2) und das verpatzte Derby gegen den 1. FC Köln (3:3) – den Rest-Knopf zu drücken. So wurde das Heimspiel gegen Freiburg auch zu einer Art Neuanfang ausgerufen: Man wollte die Stimmung beim frustrierten Anhang wieder ins Positive drehen und Lust auf das Saisonfinale wecken. Die Mannschaft allerdings benötigte gegen Freiburg (0:3) nicht mal die vollen 90 Minuten, um jegliche Hoffnung auf den Aufschwung zu zerstören und tausende Fans noch vor dem Abpfiff aus dem Borussia-Park zu vertreiben.

Sie alle wird auf dem Heimweg neben dem gewaltigen Frust über das Gesehene ein Gedanke verbunden haben: die Sorge, dass Gladbach noch mal ganz tief rein rutscht in den Abstiegskampf. Denn mit Bundesliga hatte der trostlose Auftritt der Mannschaft am Samstag nichts zu tun. Die Elf von Trainer Gerardo Seoane präsentierte sich wie ein Absteiger. Wieder einmal.

Es ist eine Mannschaft ohne klare Achse auf dem Platz, ohne Führungsfiguren, die mit Macht gegensteuern, wenn sich auf dem Platz die Dinge in eine falsche Richtung entwickeln. Es ist eine Mannschaft, die für keinerlei fußballerische Identität steht oder überhaupt eine Handschrift des Trainers erkennen lässt. Die sich mit haarsträubenden Abwehrfehlern und billigen Gegentoren regelmäßig selbst ein Bein stellt.

Offensivspiel viel zu eindimensional und leicht zu durchschauen

Und deren Offensivphantasie offenbar nur noch daraus besteht, den Ball irgendwie Richtung Jordan zu befördern, der sich dann weit ab vom gegnerischen Tor in den Infight mit seinem Gegenspieler stürzt, um die Kugel am Ende behaupten und weiterleiten zu können. Variante zwei ist die Flanke von der rechten Seite von Franck Honorat – alles viel zu eindimensional und für den Gegner leicht zu durchzuschauen.

Seoane, das muss er sich ankreiden lassen, hat es bisher nicht geschafft, das Personal in ein funktionierendes System einzupassen und dem Team einen erfolgreichen Fußball mit Wiedererkennungswert zu vermitteln. Tempo und Physis bleiben riesengroße Schwachpunkte, die Balance auf dem Platz generell und natürlich die Flut an Gegentoren, die angesichts des vorhandenen Personals mit vielen Nationalspielern im Defensivbereich auch keinesfalls mit dem Umbruch vor der Saison begründet werden darf.

Gleichwohl müssen im Sommer dringend die unübersehbaren Unwuchten im Kader beseitigt werden: Die Probleme auf den Außenverteidigerpositionen und im Sechserbereich mit einem Typ “Reparierer”, wie ihn Sport-Geschäftsführer Roland Virkus schon seit längerem sucht. Es geht um das Thema Kreativität in der offensiven Zentrale und auch um den linken Offensivflügel. Womöglich müssen noch auf der Neunerposition und im Abwehrzentrum neue Überlegungen angestellt werden, da Jordan und Max Wöber nur bis Saisonende ausgeliehen sind.

Zunächst einmal müssen aber kurzfristig Lösungen gefunden werden, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einzufahren. Dass man nicht schon viel tiefer im Schlamassel steckt, haben die Gladbacher (nur ein Sieg in zehn Rückrundenspielen) allein der Tatsache zu verdanken, dass die Konkurrenz auf den hinteren Plätzen bisher auch nicht groß ins Rollen gekommen ist. Die Borussen sollten sich besser nicht darauf verlassen, dass es auch so bleibt.

Jan Lustig