Klopp: “Eine Saison, die ich nicht erwartet habe”

Klopp: “Eine Saison, die ich nicht erwartet habe”

In England tobt ein Dreikampf an der Spitze – und der FC Liverpool ist mittendrin. Eine Entwicklung, mit der selbst Jürgen Klopp nicht gerechnet hat.

Kann noch zwei Titel in seiner Abschiedssaison mit Liverpool holen: Jürgen Klopp.

Kann noch zwei Titel in seiner Abschiedssaison mit Liverpool holen: Jürgen Klopp.

Liverpool FC via Getty Images

Punktgleich mit Spitzenreiter Arsenal und einen Zähler vor Manchester City, der FC Liverpool liegt in der Premier League aussichtsreich im Rennen – und hat darüber hinaus noch die Chance auf den Titel in der Europa League. “Die Jungs spielen eine außergewöhnliche Saison, eine Saison, die man so nicht erwarten konnte, die ich nicht erwartet habe”, sagte Klopp bei Sky und verriet, dass der Glaube an eine gute Saison bei ihm “früh gekeimt” war.

“Ich war früh happy mit der Struktur der Mannschaft, mit den Jungs, die wir neu geholt haben und wie sich alles zusammengefügt hat. Das hat von Anfang an Spaß gemacht. Wir haben früh zu einer Einheit gefunden.” Klopp lobte dabei das Miteinander innerhalb der Mannschaft, vor allem das der jungen und der älteren Spieler. Als gutes Beispiel führte er dabei das Verhältnis von Darwin und Jayden Danns an. Es sei “großartig” zu sehen, wie sich der 24-jährige Uruguayer mit dem sechs Jahre jüngeren Stürmerkollegen verstehe. Darwin wisse eben auch, “wie sich ein 18-jähriger Stürmer fühlt”.

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Klopp freut Talentschwemme in Anfield

Danns ist aber nicht der einzige junge Spieler, der in dieser Saison für Furore gesorgt hat. Harvey Elliott (20), Bobby Clark (19), James McConnell (19), Jarell Quansah (21) oder auch Conor Bradley (20) wären da zu nennen. “Wir haben sie ins Wasser geschmissen, schwimmen müssen sie selbst – und das haben sie toll gemacht”, lobte Klopp die Entwicklung der jungen und betonte zugleich den Anteil der “erfahrenen Spieler” daran. Diese hätten “das ganz toll geleitet”, auch gebe es keinen Neid im Team.

Beispielhaft dafür führte er das League-Cup-Finale in Wembley gegen den FC Chelsea an (1:0). “Als wir die Kinder eingewechselt haben, hat man nichts bei den Spielern gesehen”, erinnerte sich Klopp und verwies darauf, dass keine Fragen à la “Jetzt bringt er die? Was soll das denn? Sollen wir verlieren?” aufgekommen waren. Vielmehr herrschte Zusammenhalt, denn: “Die Jungs sehen wir im Training, die sind gut genug und werden in der Zukunft herausragend sein.” Dass es so viele Talente in Anfield gibt, sei “wichtig für jetzt, aber für die Zukunft des Vereins ist es noch viel wichtiger.” Genau das dürfte man bei allen kurzfristigen Herausforderungen nicht vergessen.

Die Wettbewerbe sind so angesetzt, dass es keiner schafft, in alle Finals zu kommen.

Jürgen Klopp

Und kurzfristige Herausforderungen gibt es zur Genüge. Meisterschaft und Europa League etwa. Um seine Ziele zu erreichen, sei es wichtig, “dass man sich freimacht von dem ganzen Geschwätz außenrum”, fordert Klopp, denn: “Es wird viel geredet werden, wird’s ja schon die ganze Zeit. Man muss sich auf das fokussieren, was man wirklich beeinflussen kann.” Das könne er “zumindest ganz gut” und möchte das “dementsprechend auch auf die Mannschaft übertragen”.

Man hält zusammen: Jayden Danns, Luis Diaz und Darwin (v. li.).
IMAGO/Sportsphoto

Dass den Reds noch ein steiniger Weg bevorsteht, weiß Klopp, auch aus eigener Erfahrung: “Wir waren zweimal in so einem ähnlichen Fight drin und haben den zweimal verloren”, sagte er mit Blick auf 2018/19 und 2020/21, als Liverpool sich jeweils am Ende hauchdünn ManCity geschlagen geben musste. “Wir kämpfen mit zwei außergewöhnlichen Mannschaften um die Krone”, erklärte der 56-Jährige und machte klar: “Es wird nicht an unseren Ambitionen scheitern. Wir wollen natürlich den ganzen Weg gehen. Ob das gelingt, wird man sehen.”

Aus im FA Cup war “nicht cool”

Das Aus im FA-Cup bei Manchester United könnte sich am Ende vielleicht sogar als Vorteil erweisen, immerhin sinkt auch die Belastung. Klopp findet das Aus zwar “nicht cool”, aber das könne man nun eben auch nicht mehr ändern. “Aber, wenn man ehrlich ist: Die ganzen Wettbewerbe sind auch so angesetzt, dass es keiner schafft, in alle Finals zu kommen”, sagte der Deutsche mit Blick auf den engen Spielplan und zeigte sich darüber hinaus sehr skeptisch für den Fall, dass man doch alle drei Endspiele erreicht hätte.

Klopp denkt, dass man “dann in den Finals straucheln” würde, weil man eben sonntags das letzte Ligaspiel hätte, mittwochs dann Europa League und abschließend am Samstag den FA Cup. Wie man das bewerkstelligen solle, weiß er nicht. “Rotation in den Finals” sei schließlich “völliger Quatsch”. So oder so: Die Frage des FA Cups stellt sich in Anfield nicht.