Matarazzo lässt sich das Hoffen nicht verbieten

Die jüngsten Leistungen und die Statistiken sprechen alles andere als für eine realistische Chance der Stuttgarter in München. Doch Trainer Pellegrino Matarazzo lässt sich das Hoffen nicht verbieten.

Pellegrino Matarazzo kämpft mit dem VfB Stuttgart um den Klassenerhalt.

Pellegrino Matarazzo kämpft mit dem VfB Stuttgart um den Klassenerhalt.

IMAGO/Sportfoto Rudel

Wenn es ein O in VfB gäbe, stünde es für Optimismus. Pellegrino Matarazzo ignoriert das Fehlen dieses Buchstabens ebenso, wie die vielen unerfreulichen Statistiken, die diese Partie für den VfB hergibt. Nur drei Beispiele: Die Bayern erzielten schon 221 Tore gegen den VfB. So viele wie gegen keinen anderen aktuellen Bundesligisten. Sie feierten 67 Siege im Oberhaus gegen die Schwaben. Kein anderes Team besiegte einen Bundesligakontrahenten öfter. Dazu kommen 18 Erfolge in den jüngsten 19 Duellen der beiden Süd-Klubs. Am 34. Spieltag 2017/18 nahmen die Stuttgarter die Punkte mit, die sie und ihr Trainer diesmal ebenfalls anvisieren.

“Wir brauchen Mut, Geschlossenheit, Härte und Intensität”, sagt Matarazzo vor dem Duell mit dem Rekordmeister, gegen den seine Mannschaft nach Bielefelds  Niederlage in Bochum mit einem Remis sogar den Relegationsplatz ein bisschen, mit einem Sieg komplett und vielleicht sogar nochmal Hertha Platz 15 streitig machen könnte. Dazu gelte es,   den Status der Münchner als Übermannschaft am besten zu ignorieren. “Was wir beeinflussen können, müssen wir sehr, sehr gut machen: jeden Zweikampf mit hundert Prozent führen, einfache Lösungen suchen und diese gut machen.” Es sei kein ausgesprochen großes Selbstvertrauen nötig. Das beim VfB sowieso eher rudimentär statt im Überfluss vorhanden ist. “Man braucht keine breite Brust, um gut und leidenschaftlich zu verteidigen.”

Wenn der Glaube fehlt, brauchen wir erst gar nicht antreten.

Pellegrino Matarazzo

Genau darauf wird es besonders ankommen, meint der 44-Jährige. “Wir brauchen eine stabile Defensivleistung, indem wir höher pressen oder tiefer stehen. Etwas dazwischen funktioniert in München nicht. Entweder man presst höher mit einer hundertprozentigen Intensität oder man steht tiefer, verteidigt kompakt und setzt auf Nadelstiche. Und das über 90 Minuten.” Was selbst dann zu wenig sein könnte, wenn man die individuelle Qualität der Bayern betrachtet, die sich nach dem 1:3 in Mainz sowie ihrem Kurztrip nach Ibiza keine weitere Angriffsfläche für Kritik leisten wollen und dürfen. “Man braucht vielleicht auch mal etwas Glück, um die eine oder andere Chance zu überstehen, wenn die Bayern einen guten Tage haben”, sagt Matarazzo, der dieses in die eigene Hand nehmen möchte. “Wichtig ist der Glaube an die eigene Stärke, an die Chance, etwas holen zu können. Wenn der Glaube fehlt, brauchen wir erst gar nicht antreten.”

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren, am 12. Mai 2018, hatten die Schwaben diesen Mut. Mit 4:1 besiegten sie den Rekordmeister und gingen als schwäbische Spaßbremsen in die Historie ein. Vor der Übergabe der Meisterschale, die auch diesmal die Bayern nach dem Abpfiff erwartet. “Wir fahren nicht hin, um eine Party mitzufeiern, sondern um Punkte mitzunehmen”, sagt Matarazzo, der den damaligen Überraschungserfolg bisher nicht thematisiert hat.

“Das ist nicht mehr wichtig, weil es eine andere Mannschaft ist, eine andere Situation.” Aus dem aktuellen Kader standen vor drei Jahren  lediglich Erik Thommy und Orel Mangala auf dem Rasen, Stuttgart auf Rang acht und anschließend auf sieben. Zeiten voller Optimismus, die im Jahr darauf im Abstieg endeten, den man diesmal erst noch zu verhindern versucht. George Moissidis