Streich über Rechenspiele: “Ich möchte nicht nervös, sondern gelassen sein”

Europäisch wird Freiburg in der kommenden Saison auf jeden Fall vertreten sein. Gegen Union können die Weichen schon auf Europa League gestellt werden. Der Trainer möchte darüber aber nicht reden.

Will cool bleiben: Christian Streich.

Will cool bleiben: Christian Streich.

IMAGO/Eibner

Im Training und in der Kabine wurde beim SC Freiburg in dieser Woche über die Champions League gesprochen, aber nicht, weil der Sport-Club nach der Niederlage von Leipzig nun aus eigener Kraft in die Königsklasse kommen kann. Thema seien nur die spektakulären Halbfinal-Partien in dieser Woche gewesen, wenn man Trainer Christian Streich glauben darf. Ihm hatte es besonders die Herangehensweise von Villarreal gegen Liverpool und die Aufholjagd von Madrid gegen ManCity angetan. “Die Einwechselspieler haben überragend gespielt bei Real, nicht nur wegen der Tore”, sagte Streich. Dass Madrid mehrfach vor dem Aus in der Königsklasse stand und immer weiter gekommen ist, sei kein Zufall. Das liege an “Mentalität und Haltung” von Mannschaft und Trainer.

Emotional hat den 56-Jährigen das Spiel so mitgenommen, dass er hinterher erst mal noch eine Weile lesen musste, um einschlafen zu können. “Und zwar etwas anderes als ein Fußballbuch”, fügte er hinzu, “das war schon als Kind so, aber das hat sich nicht verändert.” Europäische Nächte unter der Woche stehen Streich und dem Sport-Club selbst in der kommenden Saison bevor, mindestens in der Conference League. Schon mit einem Unentschieden gegen den 1. FC Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) wäre der SC in der Europa League dabei, und wenn er die beiden ausstehenden Spiele gegen Union und in Leverkusen gewinnt, wäre er sogar sicher in der Champions League.

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Mit solchen Rechenspielen will sich Streich aber gar nicht befassen. “Das macht mich irgendwie nervös. Du hast nichts und redest über Dinge, die vermeintlich nicht mehr so schwierig sind”, erklärte er. “Das sind alles Dinge, die für mich auf den falschen Weg führen, und den schlage ich nicht ein – ich möchte nicht nervös sein, ich möchte gelassen sein.” Seine Spieler hingegen dürften über ihre internationalen Ambitionen so viel reden wie sie möchten.

Union ist ein richtig dickes Brett, das du bohren musst, endlos, und du meinst, du kommst nicht durch – und vielleicht dann doch, hoffentlich.

Christian Streich

Allerdings erst, nachdem sie sich mit ihrer Leistung gegen Hoffenheim am vergangenen Samstagabend beschäftigt haben. Mit der war der SC-Coach nämlich trotz des 4:3-Sieges nicht zufrieden. Offensiv habe er zwar “gute Dinge” gesehen, aber “wir haben zu viele Torchancen zugelassen, waren nicht gut gegen den Ball”. Das dürfe sich sein Team gegen Union nicht erlauben. Dass die Eisernen als Siebter zum zweiten Mal in Folge die Chance auf einen internationalen Wettbewerb haben, findet Streich beeindruckend. Die Berliner gehören für ihn defensiv zu den besten Mannschaften in Deutschland. “Union ist ein richtig dickes Brett, das du bohren musst, endlos, und du meinst, du kommst nicht durch – und vielleicht dann doch, hoffentlich.”

Alles beim Alten bezüglich Personal

Auch das Hinspiel war eine etwas zähe Angelegenheit. Da die Berliner bei dem 0:0 etwas mehr Chancen hatten, war der SC-Coach mit dem Ergebnis ganz zufrieden. In der Alten Försterei haben Nico und Keven Schlotterbeck gemeinsam gegen ihren Ex-Klub verteidigt. Das ist auch für das Rückspiel im ausverkauften Europa-Park Stadion denkbar. Da Union fast immer mit Dreierkette spielt, könnte sich auch der Sport-Club dafür entscheiden. So hatte er auch bei der TSG Hoffenheim begonnen, zur Pause stellte Streich aber um und wechselte den zudem angeschlagenen Manuel Gulde aus.

Der Verteidiger ist inzwischen wieder fit. Deswegen gibt es personell vor dem letzten Heimspiel der Saison keine Veränderungen zur Vorwoche. Kevin Schade, Noah Weißhaupt und Yannik Keitel fehlen weiterhin. Bei Weißhaupt gibt es nach seiner Schulterverletzung aber eine kleine Chance, dass er bis zum Pokal-Finale am 21. Mai wieder dabei sein kann. Für Schade und Keitel ist die Saison hingegen gelaufen.

Daniela Frahm