Rolle rückwärts: HFC begnadigt Bolyki, Crosthwaite und Wegmann

Der Hallesche FC hat mit dem Sieg gegen den SC Verl die Chance auf den Ligaverbleib erhalten und will nach dem letzten Strohhalm nun auch mit drei schon länger aussortierten Profis greifen.

Sind bis zum Saisonende wieder im Kader des HFC zu finden: Andor Bolyki, Henry Jon Crosthwaite und Jordi Wegmann (v.li.).

Sind bis zum Saisonende wieder im Kader des HFC zu finden: Andor Bolyki, Henry Jon Crosthwaite und Jordi Wegmann (v.li.).

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Andor Bolyki, Henry Jon Crosthwaite und Jordi Wegmann standen seit der Winterpause nicht mehr im Kader des Halleschen FC, die sportliche Führung unter dem damaligen Trainer Sreto Ristic hatte das Trio zusammen mit Patrick Hasenhüttl – mittlerweile Co-Trainer beim VfL Wolfsburg – aussortiert. Eine Rückkehr gab es unter dem mittlerweile beurlaubten Ristic nicht, auch der neue Trainer Stefan Reisinger hatte sich zunächst damit abgefunden, die Spieler nicht mehr einzubinden.

Saison 2023/24

“Das war eine Entscheidung, die von der sportlichen Führung schon vorher getroffen wurde, da will ich nichts mehr groß ändern”, hatte sich Reisinger bei seinem Amtsantritt Anfang April geäußert. Nachdem nach Ristic nun auch Sportdirektor Thomas Sobotzik nicht mehr beim HFC tätig ist, folgte nun eine Kehrtwende. Der Verein teilte am Montag mit, dass “nach gründlicher Überprüfung und intensiven Gesprächen” mit dem Trio “intern beschlossen wurde, sie wieder am Mannschaftstraining teilnehmen zu lassen”.

“Die Entscheidung, die genannten Spieler, die sich bislang im NLZ fit gehalten haben, zurückzuholen, unterstreicht das Vertrauen in ihre Bereitschaft, sich für den Saisonendspurt voll und ganz für das Team einzusetzen”, gab der Drittligist weiter bekannt. Der HFC ist “der festen Überzeugung, dass sie die Gelegenheit nutzen werden, sich zu zeigen und im Sinne des Halleschen FC zu handeln.”

Bolyki und Crosthwaite steigen am Dienstag ein

Reisinger hat für die letzten vier Spiele also auch personell wieder mehr Optionen, wenngleich Wegmann erst am Donnerstag wieder von einem Probetraining zurückkehren wird. Bolyki und Crosthwaite steigen schon am Dienstag wieder in den Trainingsbetrieb der Profis ein.

Halle muss am Samstag (14 Uhr, LIVE! bei kicker) beim aufstiegsambitionierten 1. FC Saarbrücken antreten – ob einer des zuletzt geschassten Trios da schon dabei sein wird, wird sich zeigen.

Reisingers Start verzögert sich: Neue Chance für (fast) alle HFC-Profis

Stefan Reisinger ist der auserkorene Nachfolger von Sreto Ristic beim Halleschen FC. Der 42-Jährige will sich vor seinem Cheftrainer-Debüt nicht in die Karten schauen lassen und setzt auf Zusammenhalt. Beginnen darf er allerdings erst am Freitag.

Der neue Cheftrainer in Halle: Stefan Reisinger.

Der neue Cheftrainer in Halle: Stefan Reisinger.

IMAGO/Köhn

Am Montag informierte der Hallesche FC über die Trennung von Trainer Sreto Ristic und verkündete bereits, dass Stefan Reisinger den Job an der Seitenlinie übernehmen würde. Zwei Tage später wurde der 42-Jährige dann vorgestellt – auch, wenn er offiziell erst am Freitag mit der Arbeit beginnen darf. “Das hängt mit den arbeitsvertraglichen Regelungen mit dem alten Arbeitgeber von Stefan Reisinger zusammen”, erklärte Präsident Dr. Jürgen Fox. “Das ist Arbeitsrecht, das ist nah an Astrophysik.”

Bis zum 5. Dezember war Reisinger noch als Co-Trainer bei 1860 München aktiv, erst am 5. April darf er nun erstmals in seiner Karriere als Chefcoach einsteigen. Bis dahin wird das Trainerteam um den neuen Assistenten Paco Vaz die Einheiten leiten.

Fox: “Es gab genug Kandidaten”

Stationen als hauptverantwortlicher Coach hat Reisinger zwar noch nicht vorzuweisen, konnte dafür aber – neben 209 Zweit- und 96 Erstliga-Einsätzen – sowohl als Spieler des 1. FC Saarbrücken als auch als Assistent beim KFC Uerdingen und eben zuletzt den Münchner Löwen ausführliche Erfahrungen in der 3. Liga sammeln. Genau diese habe man in Halle gesucht. “Was hilft es, jemanden zu haben, der irgendwo in einem anderen Land Erfahrung hat und vielleicht auch mal in der 1. Liga trainiert hat, wenn es jetzt darum geht, in dieser Saisonphase in die 3. Liga einzusteigen”, erklärte Fox, der Gerüchten, es hätte keine weiteren Kandidaten gegeben, entschieden widersprach. “Es gab genug Interessenten.”

Doch Reisinger machte das Rennen. Nun soll ihm das gelingen, was Ristic noch vor einem Jahr vollbrachte, als er den HFC von den Abstiegsrängen zum Klassenerhalt führte. “Damals hat es funktioniert. Wir haben natürlich kein Gewähr, dass es auch dieses Mal klappt. Insofern bin ich ein bisschen hin- und hergerissen, weil die letzte Saison am Ende so überzeugend war, dass es ein riesengroßes Wunder ist, was in dieser Saison passiert ist”, haderte der Präsident, der gestand: “Es haben ja auch alle Recht, die sagen, dass es Kontinuität im sportlichen Bereich braucht, um die Erfolgswahrscheinlichkeiten zu erhöhen. Wir haben uns aber trotzdem dafür entschieden, diesen Schritt zu gehen.” Mit Reisinger soll nun das Ziel der “Stabilisierung und Längerfristigkeit” verfolgt werden.

Der neue Mann an der Seitenlinie erwarb erst im Februar die nötige Pro-Lizenz und ist nun voller Tatendrang: “Natürlich ist der Anspruch der, dass man in den höchsten Ligen arbeiten und Verantwortung übernehmen möchte. Das will ich als Cheftrainer tun”, betonte Reisinger, der sich der Schwere der Aufgabe in Halle bewusst ist. “Aber wir haben noch sieben Ligaspiele, es sind noch 21 Punkte zu vergeben. Wenn es einfach wäre, vielleicht hätte es dann noch mehr Kandidaten gegeben. Aber es spielt auch keine Rolle. Ich bin jetzt hier, hier gibt es viel zum Anpacken und das wollen wir angehen.”

Reisinger musste den HFC bereits im Trainerlehrgang analysieren

Schon als aktiver Spieler habe sich Reisinger “von unten nach oben gearbeitet” und wolle dies nun auch als Trainer tun. “Man muss den richtigen Einstieg finden. Keine Aufgabe ist einfach, aber ich bin bereit.” Der Weg zum HFC war dabei quasi gezeichnet. “Im Trainerlehrgang hatten wir auch das Thema Übernahme einer Mannschaft”, erinnerte sich der Coach. “Da habe ich im Lostopf auch schon Halle gezogen und musste den Verein in allen Bereichen analysieren.” Der neue Mann kennt sich also an der Saale bereits bestens aus.

Taktisch wollte Reisinger vor seinem Cheftrainer-Debüt gegen den SSV Ulm 1846 am Sonntag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nichts vorwegnehmen, erklärte aber, dass er ein Teamplayer sei. “Das war ich auch als Spieler. Ich bin leidenschaftlich emotional und ich will natürlich gewinnen.” Im Abstiegskampf schwört der Trainer auf Zusammenhalt, sowohl innerhalb des Vereins als auch zwischen Mannschaft und Fans. “Ich denke, wenn wir so auftreten, wie ich mir das vorstelle, dann sind sie auch dabei”, erklärte Reisinger, der sich erinnerte: “Als Gegner war es nicht so einfach, hier zu bestehen. Das muss man merken.”

Keine zweite Chance für die Aussortierten

Personell wolle er jedem Spieler die Möglichkeit geben sich zu zeigen. “Ich bin da unvoreingenommen”, kündigte der Coach an. Eine kleine Ausnahme gibt es da aber doch: Andor BolykiHenry Jon Crosthwaite und Jordi Wegmann, die unter seinem Vorgänger Ristic bereits aussortiert wurden, werden auch unter dem neuen Trainer keine Rolle spielen. “Das war eine Entscheidung, die von der sportlichen Führung schon vorher getroffen wurde, da will ich nichts mehr groß ändern.”