Historische Titelverteidigung: RB Leipzig wiederholt DFB-ePokal-Triumph

Als erster Klub überhaupt hat RB Leipzig den DFB-ePokal verteidigt. Gegen Borussia Dortmund machten die Sachsen im Finale kurzen Prozess und sicherten sich doch noch einen nationalen Titel.

RB Leipzig stemmt den ePokal als erster Klub zum zweiten Mal in Höhe.

RB Leipzig stemmt den ePokal als erster Klub zum zweiten Mal in Höhe.

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RBLZ Gaming hat die nationale Titelflaute beendet. Nach verlorenen Endspielen in der Virtual Bundesliga Club Championship und der Einzelmeisterschaft haben die Sachsen sich den DFB-ePokal gesichert. Dank einem souveränen Endspielauftritt gegen Borussia Dortmund durften Umut Gültekin und Anders Vejrgang die begehrte Trophäe wie schon vergangenes Jahr in die Luft des DFB Campus in Frankfurt stemmen.

Gültekin trotzt Slapstick-Rückstand

Dabei hatte das Endspiel alles andere als optimal angefangen. Trotz guten Starts inklusive einiger Chancen sah sich ‘RBLZ_Umut’ gegen Dortmunds Roee Feldman zunächst einem kuriosen Rückstand gegenüber. Nachdem der Israeli erst noch am Pfosten gescheitert war, hatte Gültekins Keeper ihm den Ball wieder vor die Füße gelegt. Den Abstauber ließ der BVB-Profi sich nicht nehmen.

Lange hatte die Führung allerdings nicht Bestand. Der amtierende kicker eFootballer des Jahres hakte das 0:1 schnell ab, stellte nur fünf Ingame-Minuten später durch einen überragenden Spielzug auf 1:1 und legte sofort den zweiten Treffer nach. Die Entscheidung wollte dem Leipziger anschließend jedoch nicht gelingen – auch weil er es in der 74. Ingame-Minute zu verspielt anging. So blieb die schwarz-gelbe Chance auf ein Comeback bestehen, bis sie Augenblicke vor dem Abpfiff in Form einer Schlotterbeck-Abnahme am virtuellen RB-Schlussmann zerschellte.

Destoop geht chancenlos unter

Vejrgang hatte somit gegen den Belgier Bradley Destoop die Chance, die Titelverteidigung unter Dach und Fach zu bringen – und nutzte diese eindrucksvoll. Früh mit einem Panenka-Elfmeter gescheitert, zeigte der Däne anschließend seine ganze Klasse. Nach einer guten Ingame-Viertelstunde legte er vor und verzeichnete noch im ersten Durchgang den zweiten Treffer. Die Vorentscheidung in einer mit offenem Visier geführten Partie.

Zufrieden war ‘RBLZ_Vejrgang’ damit aber noch nicht. Nach dem Seitenwechsel blieb er auf dem Gaspedal, sorgte schnell für eine Drei-Tore-Führung und ließ noch vor der Schlussphase die Treffer vier und fünf folgen. Es war eine Machtdemonstration des Leipzigers, dessen ikonischer “Griddy”-Jubel nach dem zwischenzeitlichen 4:0 die Zuschauer vor Ort in Ekstase versetzte. Und der finale Schritt zum so sehnlichst herbeigewünschten Titel.

Halbfinals: ‘BerkayLion’ belohnt sich nicht

Zuvor hatten die Sachsen sich im Halbfinale mit einem 2:0-Speedrun gegen den SV Werder Bremen durchgesetzt. Allerdings waren die Partien dabei enger, als das Ergebnis vermuten ließ. Vor allem Berkay Demirci machte Gültekin im ersten Spiel das Leben schwer, ließ nach besserem Start aber mehrere gute Chancen aus. Immer wieder steuerte der Leipziger stark seinen Keeper, entschärfte damit die Abschlüsse und gab nach dem Duell zu: “Wir waren schon ein bisschen nervös, weil wir gegen Bremen gespielt haben. Werder ist das beste Team nach uns.”

Im zweiten Durchgang legte Gültekin seine Nervosität dann jedoch ab, weshalb sich die Fehlschüsse für den SVW rächen sollten. Nach rund 60 absolvierten Ingame-Minuten traf der deutsche eEuro-Teilnehmer eiskalt mit der ersten Chance zur Führung, der ‘BerkayLion’ nichts mehr entgegensetzen konnte. Kurz vor Schluss hatte ‘RBLZ_Umut’ stattdessen noch die Chance auf den zweiten Treffer – trotz grünem Timed Finish ging der Abschluss aber am Kasten vorbei.

Vejrgang fixiert das Finale

Bremens Henning Wilmbusse war im zweiten Duell gegen Vejrgang somit zum Siegen verdammt und startete wie sein Mitspieler gut in das Leipziger Matchball-Spiel. Infolge einer starken Parade des RB-Schlussmanns fand sich der Däne dann jedoch besser zurecht. Kurz nach einem Lattentreffer folgte die Führung des Titelverteidigers, der prompt das zweite Tor nachlegte.

Zwar hatte Wilmbusse auf das 3:0 kurz nach der Pause schnell eine Antwort per Ecke parat, insgesamt agierte ‘RBLZ_Vejrgang’ aber deutlich souveräner und machte zu Beginn der Schlussphase alles klar. Unter leichter Mithilfe des unglücklich agierenden Keepers der Hanseaten drückte er das virtuelle Leder zum 4:1-Endstand in die Maschen und buchte das Finale für die Leipziger.

Golden Goal rettet den VfB vorerst

Noch enger ging es im zweiten Halbfinale zwischen dem VfB Stuttgart und Dortmund zu. Nachdem Feldman Mateo Keser mit 3:1 geschlagen hatte, hielt Antonio Radelja die Schwaben gegen Dennis Malcherczyk dramatisch im Spiel. Eine ergebnisoffene Partie wollte lange nicht zugunsten des gefährlicheren VfB-eSportlers kippen – das Golden Goal musste her.

Auf der Jagd nach dem siegbringenden Treffer legten beide Akteure los wie die Feuerwehr. Hüben wie drüben gab es beste Möglichkeiten, bis der Schlagabtausch in einer Doppelchance Radeljas gipfelte, die zunächst am Pfosten und danach an einem blockenden Abwehrspieler endete. Fast schien das Tor wie vernagelt, bis der VBL-Einzelmeister von 2023 mit dem virtuellen Serhou Guirassy sehenswert in den Knick traf und das Entscheidungsspiel forcierte.

Feldman bringt den Vorsprung über die Zeit

In diesem durfte Radelja direkt am Controller bleiben, sah sich nun aber Feldman gegenüber, der einen Sahnestart erwischte. Schnell ging der Dortmunder in Führung, ehe er die postwendende Antwort des VfB verhinderte und die eigene Führung verdoppelte. Eine äußerst unangenehme Situation für den Deutsch-Kroaten im Trikot mit Brustring, sah er sich doch dem berüchtigten Verwaltungsmodus des Israelis gegenüber.

Bis zur 70. Ingame-Minute gelang es dem BVB-Profi so, das Ergebnis zu halten. Dann aber verpasste sein Innenverteidiger einen Pass in den Sechzehner und Radelja verbuchte den Anschluss, auf den eine heiße Schlussphase folgen sollte. Feldman parkte in dieser phasenweise den sprichwörtlichen Bus, verteidigte äußerst konzentriert und konnte sich in den entscheidenden Momenten auf seinen Keeper verlassen.

DFB-ePokal: Leipzig auf Kurs, Kreisligist ohne Happy End

Die ePokal-Reise von Außenseiter DJK Heuweiler hat im Viertelfinale ein Ende gefunden. Titelverteidiger RB Leipzig setzte sich hingegen souverän durch – und steht nun vor einem Knaller-Duell.

Stehen im ePokal-Halbfinale: Leipzigs Anders Vejrgang (l.) und Umut Gültekin.

Stehen im ePokal-Halbfinale: Leipzigs Anders Vejrgang (l.) und Umut Gültekin.

DFB eFootball

Zweimal hat der DFB-ePokal in seiner noch jungen Geschichte schon für Märchen gesorgt: Im vergangenen Jahr rückte der VfR Grünstadt bis ins Halbfinale vor, bei der Erstausgabe 2021 gab es sogar ein Happy End. Der Celtic Worms FC hatte damals die Premiere des Wettbewerbs gewonnen. Diesmal wird es keinen Fabel-Abschluss für den großen Außenseiter geben.

Kreisligist DJK Heuweiler war der einzige Nicht-VBL-Verein im Viertelfinale – und bekam die volle Qualität des Gegners zu spüren. Werder Bremen setzte sich im Speedrun nach nur zwei Einzelpartien durch. Erst feierte Berkay Demirci einen 5:1-Kantersieg gegen Mohammad Chamas, dann bescherte Henning Wilmbusse dem SVW gegen Leon Krasniqi (2:1) das Weiterkommen.

Im Halbfinale tritt Werder am Samstag ab 18 Uhr gegen Titelverteidiger RB Leipzig an, der ebenfalls recht souverän die Runde der letzten Vier erreichte. Die beiden Tabellenzweiten der vergangenen VBLCC-Divisionsphase und deutschen eFootball-Rekordmeister (je zwei Klub-Titel) treffen aufeinander – ein Knaller-Duell, das eines Finals würdig wäre.

Name ist Programm: ‘Lucasrasiert’ hievt BVB ins Halbfinale

RBLZ Gaming nahm im Viertelfinale die Hürde Hamburger SV: Umut Gültekin legte gegen Steffen Pöppe (3:2) den Grundstein des Erfolgs, Anders Vejrgang ließ HSV-Nachwuchsspieler Brandon Wüschem (5:1) keine Chance. Für die Sachsen ist der DFB-ePokal die letzte Gelegenheit, auch in dieser eSport-Saison noch einen großen nationalen Titel zu gewinnen.

Anders als Wüschem konnte bei Borussia Dortmund ein eSportler aus der zweiten Reihe zum Viertelfinalsieg beitragen: Der 16-jährige Lucas Geerken machte seinem Gamertag ‘Lucasrasiert’ alle Ehre und bezwang Kiels Colin Völter mit 2:1. Dasselbe Ergebnis hatte zuvor Roee Feldman gegen Julius Kühle eingefahren – der BVB kam ebenfalls mit einem Speedrun weiter.

Kein zweiter ePokal-Titel: St. Pauli scheitert an Stuttgart

Am Samstag müssen sich die Dortmunder gegen den vierten Halbfinalisten behaupten: den VfB Stuttgart. Die Schwaben warfen den FC St. Pauli – DFB-ePokalsieger von 2022 – aus dem Wettbewerb. Mateo Keser besiegte Kamal Kamboj mit 1:0, Ex-Einzelmeister Antonio Radelja schlug Koray Kücükgünar mit 2:1. Auch das letzte Viertelfinale ging nicht über die volle Distanz.

Die Vorschlussrunden-Duelle zwischen Leipzig und Bremen sowie Dortmund und Stuttgart werden über den offiziellen DFB-Stream hinaus auch live auf dem Twitch-Kanal von kicker eSport oder auf kicker.de/esport zu sehen sein. Alle Ergebnisse und Begegnungen können in unserer Übersicht nachgeschaut werden.

Letzte Titelchance DFB-ePokal: Retten die RBLZ ihre nationale Saison?

Das Final-Event des DFB-ePokal ist für RBLZ Gaming die letzte Chance auf einen großen nationalen Titel in EA SPORTS FC 24. Wir verschaffen euch vorab einen Überblick über die entscheidende Phase des Wettbewerbs.

Holen Anders Vejrgang und RB Leipzig im DFB-ePokal doch noch einen nationalen Titel?

Holen Anders Vejrgang und RB Leipzig im DFB-ePokal doch noch einen nationalen Titel?

DFL/Getty Images/Vera Loitzsch

Bleiben RB Leipzig respektive das eSport-Team RBLZ Gaming erstmals seit 2020 ohne nationale Trophäe? Noch im vergangenen Jahr hatten die Sachsen sowohl die Virtual Bundesliga Club Championship (VBLCC) als auch den DFB-ePokal gewonnen. 2024 droht nach Finalpleiten in der VBLCC sowie jüngst in der deutschen Einzelmeisterschaft eine titellose Saison in den heimischen Wettbewerben. Das Final-Event des DFB-ePokal ist die letzte Gelegenheit, dieses Szenario abzuwenden.

Dazu müssen noch drei Begegnungen gewonnen werden, erster Leipziger Gegner im Viertelfinale ist der Hamburger SV. Die Runde der letzten Acht beginnt am heutigen Freitag um 16 Uhr. Über den offiziellen DFB-Stream hinaus sind die letzten Partien des ePokals auch auf dem Twitch-Kanal von kicker eSport und unter kicker.de/esport zu sehen. Der Anpfiff des ersten Viertelfinals ertönt um 16 Uhr, die Halbfinals folgen morgen ab 18 Uhr und das Finale ist für 21 Uhr angesetzt.

Sieben VBL-Klubs – und ein Kreisligist

Die gute Nachricht für die RBLZ: Der SC Paderborn, der zuletzt zum Leipziger Schreckgespenst avancierte, hatte sich schon in der ersten Hauptrunde vor mehr als zwei Monaten aus dem Turnier verabschiedet. Die Qualitätsdichte unter den verbleibenden acht Teams ist dennoch hoch. Mit Viertelfinalgegner HSV, Werder Bremen, dem FC St. Pauli, Borussia Dortmund, dem VfB Stuttgart und Holstein Kiel greifen noch sechs weitere VBL-Klubs nach der ePokal-Krone.

Ergänzt wird das Teilnehmerfeld des Final-Events, das offline in Frankfurt ausgetragen wird, durch den Kreisligisten DJK Heuweiler. Dieser wird von der eSport-Organisation Blue Dragons repräsentiert und gilt als Außenseiter. Dass der DFB-ePokal wie sein Vorbild vom realen Rasen immer für Überraschungen gut ist, zeigt allerdings die Vergangenheit: Mit dem Celtic Worms FC gewann ein Amateurverein die erste Ausgabe 2021, im letzten Jahr schaffte es der VfR Grünstadt ins Halbfinale.

Von FUT auf 95er: Wem gelingt die Umstellung?

Gespielt werden die restlichen Runden im K.-o.-Format – wer ein Duell verliert, scheidet aus. Jede Begegnung besteht aus mindestens zwei Einzelpartien in EA SPORTS FC 24. Bei Gleichstand nach 90 Ingame-Minuten ist für jedes Spiel eine Verlängerung und gegebenenfalls ein Elfmeterschießen vorgesehen. Gewinnt eines der beiden Teams die ersten zwei Partien, zieht dieses in die nächste Runde ein. Holen beide erst mal je einen Sieg, entscheidet ein drittes Match über den Gewinner.

Anders als in der VBLCC und in der VBL-Einzelmeisterschaft wird im DFB-ePokal 2023/24 nicht Ultimate Team, sondern der 95er-Modus gespielt. Viele eSportler müssen sich entsprechend umgewöhnen, das Gameplay fällt im Format der gleichgeschalteten Ingame-Ratings traditionell etwas langsamer aus. Wie gut den einzelnen Spielern diese Umstellung gelingt, dürfte ein großer Faktor dafür sein, wer den Pokal am späten Samstagabend in die Höhe stemmen darf.

Sollten die RBLZ am Ende die Oberhand behalten, würden sie ihre Serie mit mindestens einem nationalen Titel auch im vierten Jahr in Folge aufrechterhalten. Andernfalls blieben nur noch die internationalen Großveranstaltungen der laufenden Saison: Levy Finn Rieck und Anders Vejrgang sind für die FC Pro World Championship qualifiziert. Rieck und Umut Gültekin werden bei der eChampions League an den Start gehen. Zudem ist Vejrgang wohl zum Esports World Cup eingeladen.

Alle Begegnungen und Ergebnisse des DFB-ePokal findet ihr in unserer Übersicht.